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The Official Website of Andrew Vachss

 

The Blues Is The Truth


One Hot Mama!

ursprünglich veröffentlicht im San Francisco Chronicle vom 10. Juli 2005


Es heißt, dass Marty Balin auf der Suche nach einer Sängerin zur Komplettierung der Besetzung von Jefferson Airplane den Leuten erzählte, dass er nach jemandem suche, der wie Judy Henske singen könne.

Es fällt nicht schwer zu verstehen, warum Henske mit 62  eine überlebensgroße Persönlichkeit ist, mit einer dröhnenden Stimme, die dir die Knochen durchrütteln kann. Es ist etwas Besonderes, wie sie Folksongs singt, den Blues schmettert, Standards aus den Vierzigern schmachtet oder ihr Herz in drei-Akkorde-Rocksongs schüttet. Sie war die kraftvollste, weibliche Stimme der Folkära, mit einem sich auf jeden ausbreitenden Charisma. Bei einer Größe von 1,80 m dominierte sie jede Bühne, die sie betrat.

"Meine Physiognomie war für mich Glück und Pech zugleich", sagt sie lachend. Sie ruft aus Pasadena an, wo sie mit ihrem Ehemann und musikalischen Partner Craig Doerge zuhause ist. "Ich bin eine große Person, mit einer großen, lauten Stimme. In den Tagen der Folkmusik waren die anderen Mädchen klein, hübsch und spielten Zimbal, also ragte ich heraus. Es sollte mehr als eine Art von Frau geben und ich war diese andere Art. Jean Jacques Rousseau meinte einmal Wenn ich nicht besser bin als die anderen, so bin ich zumindest anders. Daran musst du glauben, wenn du kein durchschnittlicher Mensch bist. Wenn du versuchst in Jedermanns Vorstellung dessen zu passen, wie du sein solltest, dann erreichst du nie etwas."

In den Sechzigern hatte Henske alles erreicht. Sie landete in San Diego, nachdem man sie eines katholischen Colleges verwiesen hatte und begann Folksongs im Zen Coffee House and Motorcycle Repair Shop zu singen. Sie war das beeindruckendste Mitglied der Whiskeyhill Singers, Dave Guards Folk-Trio, und wurde eine der Top-Attraktionen des Folkszene der sechziger Jahre. Sie war die erste Folksängerin, die mit Schlagzeug und elektrischen Instrumenten Aufnahmen machte und auf Tour ging., so dass sie vielleicht sogar der erste Folkrocker überhaupt war.

"Mag sein oder auch nicht", antwortet  Henske zögernd auf diese Behauptung. "Eines der Dinge, die ich an Folkmusik überhaupt nicht leiden konnte war, dass sie nicht lebhaft und rhythmisch war. Ich habe Schlagzeug schon immer geliebt und meine Stimme kann Schlagzeug auf der Bühne gut unterstützen, aber ich weiß nicht ob ich die erste im Folk-Bereich war, die Schlagzeug eingesetzt hat."

1969 nahm Henske "Farewell Aldebaran" mit ihrem damaligen Ehemann Jerry Yester auf, eine Platte die eine ergebene Hippie-Anhängerschaft mit sich brachte - und heute als eines der großen, verlorengegangenen psychedelischen Meisterwerke gilt. 1971 war sie Mitglied von Rosebud, einer Band, die ein einziges gleichnamiges Album herausbrachte, bevor sie sich auflöste.

Dann verschwand sie, blieb aber eine erfolgreiche Songwriterin die Stücke schrieb, die von Andy Williams, Crosby, Stills & Nash, Three Dog Night und Bette Midler  gecovert wurden, wie auch vom französischen Superstar Johnny Hallyday, der mit ihrem "Salvation" einen Nr. 1 - Hit hatte.

1999 tauchte sie mit "Loose In The World" wieder auf, einer bunten Zusammenstellung von unheilverkündendem Pop, Sterbensmüdigkeit verströmendem Blues und Stücken, die von deutschen Varieté-Songs geprägt waren,  geschrieben und produziert von ihrem Ehemann Craig Doerge. Dieses Jahr erscheint "She Sings California" und folgt dem gleichen launenhaften Pfad. Das Album ist genauso dunkel, doch durchzogen mit Spitzen von Henskes sarkastischem Witz.

"Die beiden Fragen, die von den Leuten sofort gestellt werden sind "Warum bist du verschwunden?" und "Warum bist du wieder zurück?", meint Henke. "Ich hatte aufgehört als mein Kind, das damals in der Vorschule war, das erste Mal mit roten Händen nach Hause kam und mir erzählte, dass der Lehrer sie geschlagen hatte. In diesem Moment entschied ich mich, Vollzeit-Mutter zu werden. Wenn dein Kind hinfällt, dann sagt es nicht "Hilf mir, Sängerin", sondern "Hilf mir, Mammi". Ich fuhr fort, gemeinsam mit Craig Songs zu schreiben und arbeitete für eine Zeitung".

Henske war weg, aber nicht vergessen. Sie rechnet es Filmkritikerin Pauline Kael, dem Krimiautoren Andrew  Vachss und ihrem Ehemann als Verdienst an, sie wieder auf die Bühne gebracht zu haben. "Ich hatte Pauline bei einer Lesung durch Zwischenrufe gestört und anschließend lud sie mich zum Essen ein und wir wurden Freunde", so Henske. "Sie meinte zu mir, es sei lächerlich, dass ich nicht singe. Vachss machte mich zur Lieblingssängerin seines Charakters Burke und erwähnte mich in einem guten Dutzend Büchern. Er bekam Fanpost aus der ganzen Welt von Leuten die fragten, ob es diese Henske tatsächlich gebe und, wenn ja, wo man meine Musik finden könne".

"Judy sollte alle zwei Monate ein neues Album machen", meint Doerge, der mit den GTOs, Jackson Browne, James Taylor und Linda Ronstadt gespielt hat. "Je mehr sie singt, desto besser wird sie. Es hat eine Zeitlang gedauert, sie zu überreden, wieder aufzutreten, aber sie hat eine solche Bandbreite in ihrem Gesang und in dem Material, das sie geschrieben hat, dass die Leute sie einfach hören müssen. Aus diesem Grund habe ich "She Sang California" hervorgeholt. Man bekommt die ganze Palette ihres Könnens"

"Ich mag "Califonia", weil es lustig ist und Tiefe hat", sagt Henske. "Es fällt mir schwer, mit den dunklen Seiten des Lebens umzugehen, ohne zu lachen. Je mehr mir etwas unter die Haut geht, umso lauter lache ich. "Maurice Maurice", (eine Parodie auf französische Chansons) macht am meisten Spaß. "Cocktail World" handelt von einer Frau, die sich zu Tode trinkt und es regt manche Leute auf. Einige stehen tatsächlich auf und gehen. Es ist stets eine Genugtuung, eine große Reaktion hervorzurufen, selbst wenn es eine negative ist, denn dann hat man jemanden bewegt, sogar wenn man ihn aus dem Club bewegt hat."

"Ich bin wirklich froh, wieder in San Francisco zu singen", sagt sie zum Abschluss des Gesprächs. "Es geschieht immer etwas Magisches hier. Bei letzten Mal trat ich im Freight & Salvage auf und es gab einen Verkehrsunfall, der die Stromversorgung außer Gefecht setzte. Ich musste ohne Mikro singen, spielte Banjo und Gitarre und Craig begleitete mich am Piano. Es war wie in den Kaffeehäusern vergangener Zeiten, nur mit Kerzen und akustischen Instrumenten".



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