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The Official Website of Andrew Vachss

 

Die Suche nach Satan - was es mit den Ritualmorden auf sich hatte

Vor Jahren hatten wir auf die Reportagen in Printmedien und Fernsehen über angebliche satanistische Ritualverbrechen hingewiesen (siehe hier). Geschildert wurden massenhafte satanistische Kindesmorde, die bereits zu einer ganzen Reihe von Ermittlungsverfahren geführt hätten. Leider hielten sich viele Autoren und Journalisten mit der Berichterstattung, was aus all diesen Verfahren wurde, deutlich zurück. Wir nicht.

Von den angeblich unzähligen Satansmorden blieb nicht viel übrig. Im Herbst 2006 ist endlich ein Buch erschienen, das auf mehr als 400 Seiten die Erkenntnisse von Landeskriminalämtern, Bundeskriminalamt, Staatsanwaltschaften, Gerichten und Wissenschaftlern zu den Ritualmordbeschuldigungen eines ganzen Jahrhunderts (und vieler Jahrhunderte zuvor) ausführlich wiedergibt. Wer sich anhand der Faktenlage selbst ein Bild machen möchte, wird anhand dieser Publikation dazu in die Lage versetzt.


SATAN - 
Jünger, Jäger und Justiz

von 

Andreas Huettl und Peter-R. Koenig

hier bestellen

True Crime? Die Erkenntnisse der Profis - LKA, BKA, Staatsanwaltschaften und Justiz

Den in Presse, Funk und Fernsehen verbreiteten Behauptungen vom massenhaften satanistischen Kindesmord und Kannibalismus wird anhand der Erkenntnisse von Polizeibehörden, Staatsanwalt- schaften und Justiz aus den zurückliegenden 30 Jahren nachgegangen. Berücksichtigt sind die Auskünfte sämtlicher Landeskriminalämter, des Bundeskriminalamtes, des Bundesnachrichten- dienstes sowie jene Gerichtsentscheidungen, die sich seit den frühen 70er Jahren in irgendeiner Art und Weise mit Satan, satanistischen Verbrechen und Okkultorden befassten.

Der Satansmord von Sondershausen
Der Satansmord von Witten
Der Satansmord von Kiel
Die Satansmorde von Trier
Die Satansmorde in der Wewelsburg
Die Satansmorde von Traunstein

Es folgt ein Ausflug zu den Ritualmordlegenden vergangener Jahrhunderte und den spektakulärsten Fällen teuflischer Verbrechen, insbesondere den Jahrhunderte überdauernden Blutbeschuldigungen gegen Juden; dies jeweils unter Berücksichtigung ihrer Bewertung durch die Justiz. Aufgezeigt wird der Kreislauf der mit gleichem Inhalt und teils identischem Wortlauf stets wiederkehrenden Anschuldigungen des Kindesmordes, die sich seit jeher gegen Andersgläubige richten. Eine Kinderleiche wird gefunden - und seit Jahrhunderten auch der jeweils passende Sündenbock, dem man die Tat in die Schuhe schieben kann.

Sex, Blut & Magick - Hinter den Kulissen von Ordo Templi Orientis, Fraternitas Saturni und anderen berüchtigten Okkultorden - 100 Jahre Klatsch und Tratsch in und über Geheimorden - Die Illuminaten vor Gericht und das Märchen von der Arkandisziplin

Im anschließenden Gespräch mit dem Okkultordenexperten Peter-R. König, der seit über 20 Jahren Material und Informationen zu diesen Orden sammelt und publiziert, werden Hintergründe, Fakten, Zahlen und Erkenntnisse zu eben jenen Okkultgruppen diskutiert, die zwar von den Medien und so manchem Sektenexperten seit Jahrzehnten an den Pranger gestellt werden, sich jedoch bei näherer Betrachtung keineswegs als satanistische Verbrecher oder gar international organisierte Verschwörer mit Einfluss in höchste Kreise erweisen.

Eine interdisziplinäre Betrachtung zu Satan, seiner Beziehung zu den Massenmedien und seinem Zurechtschrumpfen gegenüber der Polizei und vor den Gerichtshöfen. Mit einem Ausflug in die gesellschaftliche Bedeutung der Neureligion Thelema und ihren Protagonisten.


Auszüge aus SATAN - Jünger, Jäger und Justiz

S. 54 ff:

Mit Urteil vom 12. Dezember 2002 verurteilt das Landgericht Kiel Marco. S., Norman Y. und Karsten G. wegen der Ermordung des damals 19 Jahre alten Kim B. zu Freiheitsstrafen zwischen acht und zehn Jahren. In seiner Urteilsbegründung führt das Landgericht hinsichtlich des Mittäters Norman Y. aus: »Wiederholt ritzte er sich vor Bekannten [...] mit Rasierklingen die Haut ein, unter anderem Pentagramme und das Wort Luzifer. Auch bezeichnete er sich als Sohn Luzifers.« Norman Y. hatte sein Zimmer »schwarz, silber und chrom« eingerichtet, dort Grabkerzen aufgestellt und trug schwarze Kleidung Er besaß eine satanische Bibel, die er aber, so das Landgericht Kiel nach Vernehmung Normans, »nicht gelesen« habe. Die Medien messen dem satanistischen Aspekt der Tat seinerzeit größere Bedeutung bei als das Landgericht, das sich stattdessen ausführlicher mit Kindheit und Heranwachsen der Jugendlichen und deren Elternhaus beschäftigt.

Alle drei haben keinen bzw. allenfalls einen Hauptschulabschluss vorzuweisen. Norman Y. muss ohne Freizeit oder Urlaub an sieben Tagen in der Woche 13-14 Stunden in der Küche des Restaurants seines Vaters arbeiten. Er beginnt Drogen zu nehmen und unternimmt einen Suizidversuch. Mittäter Marco S., dessen größte Freude die Teilnahme als Trommler am Spielsmannszug ist, wird von seinem Vater »aus disziplinarischen Gründen« von dieser Freizeitbeschäftigung abgemeldet. Als 13-jähriger wird er von anderen Jugendlichen so schwer zusammengeschlagen, dass er drei Wochen lang stationär behandelt werden muss. Im Jahre 2002 wird er erneut zusammengeschlagen, ein weiterer Krankenhausaufenthalt schließt sich an. Sein »ohnehin geringes Selbstbewusstsein« vermindert sich weiter. Zu allem Unglück stirbt sein bester Freund an Krebs. Karsten G., der Dritte im Bunde, wächst in schwierigen Verhältnissen mit einer Mutter auf, die zum Alkoholmissbrauch neigt und verschwindet, als er fünf Jahre alt ist. Zudem leidet Karsten unter einer sprachlichen Entwicklungsstörung. Nach einem eskalierten Streit wirft ihn der Vater aus der Wohnung, der Junge bricht die Lehre ab, lebt fortan auf der Straße und beginnt zu trinken.

Die drei Täter bewegen sich in der Gothic-Szene, doch einzig Norman gibt sich, wie er später vor Gericht ausführen wird, »als Satanist [...], um anzugeben und zu provozieren.« Nicht einmal die Inspiration für die Morde holen die drei sich aus satanistischer Literatur. Dazu dient Norman Y. eine ganz andere Quelle, nämlich die Medienberichterstattung über den bereits erwähnten Mordfall Ruda: »Als Anfang 2002 vor dem Landgericht Bochum das als Satanistenmordprozess in den Medien bekannt gewordene Verfahren gegen die Eheleute Ruda verhandelt wurde, die einen Bekannten mit einem Hammer und einem Messer getötet hatten, war der Angeklagte davon fasziniert [...] Fernsehberichte über den Prozess nahm er auf und schnitt sie hinterher auf einer Kassette zusammen.« Kim B., das Opfer, ist ein »Star und Trendsetter« der Gothicszene, der »häufig [...] nach den mehrmals in der Woche stattfindenden Parties eine Frau mit sich nach Hause« nimmt. Norman Y. fühlt sich zu ihm hingezogen, will ihm gefallen. Er sieht sich »jedoch zunehmend von ihm ausgenutzt und auch erniedrigt« und denkt sich schließlich eine angeblich durch Kim verübte Vergewaltigung einer Frau aus, um seine beiden Komplizen zum Mord zu bewegen. Erneut spielen organisierte Satanssekten oder Okkultorden keine Rolle.


S. 83 ff:

Manson bezeichnet sich selbst als »Jesus Christus« oder als »Manson Christ« und wird von seinen Anhängern auch als reinkarnierter Jesus Christus angesehen. In einer sehr eigenen Interpretationen der Johannes-Offenbarungen gelangte Manson zu der Überzeugung, [...] nach Vers 15 des Buchs der Offenbarung in den heranbrechenden Helter Skelter ziehen zu müssen, nach Mansons Überzeugung der große Rassenkrieg, dem ein Drittel der Menschheit, die weiße Rasse, zum Opfer fallen werde.

Die angebliche Kapuze (durch die Medien unterschiedlichen Kulten zugeordnet) über dem Kopf des Opfers Sebring entpuppt sich als Handtuch. [...] Der Ankläger Bugliosi sieht einen grotesken, biblischen Aspekt in Mansons Handeln: »He used religion. Not only did he find support for much of his philosophy in the Bible, he often implied that he was the Second Coming of Christ. He had his twelve apostols, several times over; not one but two Judases [...], his retreat to the desert [...] and his trial.« Im Verlauf des Prozesses trimmt Manson sich den Bart, schert sich den Kopf kahl und verkündet »I am the Devil and the Devil always has a bald head.«

Vulgär-psychologische Erklärungen deuten Mansons Bluttaten als satanistische Ritualmorde. Mit gleicher Berechtigung könnte man von einem christlichen Wahndelikt auf der Grundlage einer verzerrten Bibel-Interpretation sprechen. Der Wahrheit käme man damit wohl kaum einen Schritt näher. Charles Manson ist ein career criminal; bis zu den Morden hatte er bereits mehr als die Hälfte seines Lebens wegen Einbrüchen, Autodiebstählen und Zuhälterei in Besserungsanstalten und Gefängnissen verbracht – und wurde in dieser Zeit vom Kleinkriminellen zum bis dato berüchtigtsten Massenmörder der USA. So offenbart sich der Kern von Mansons Antrieb und Motivation, seiner Neigung zu extremer Gewalt und seinem Hass auf die Gesellschaft wohl am deutlichsten aus seinen eigenen Worten im Gerichtssaal: »My father is the jailhouse. My father is your system [...] I am only what you made me. I am only a reflection of you. I have ate our of your garbage cans to stay out of jail [...] You want to kill me? Ha! I am already dead, have been all my life. I've spent twenty-three years in tombs that you built. [...] You expect to break me? Impossible! You broke me years ago. You killed me years ago.«

S. 86 f:

Das Ergebnis seiner Untersuchung von Dutzenden von angeblichen Ritualmorden fasst Strack zusammen: »Für den, der alles ernsthaft erwägt, wird die erschreckend lange Liste der Ritualmorde sehr zusammenschrumpfen. Sie wird gleich Null, wenn man jeden einzelnen genügend bezeichneten ›Fall‹ kritisch untersucht.« In den weiteren, seinerzeit öffentlich diskutierten und mit großer Aufmerksamkeit bedachten Ausführungen Stracks ist es für den heutigen Leser ein Leichtes, bei ansonsten unverändertem Wortlaut, Juden durch Okkultisten zu ersetzen. Die Vorwürfe selbst unterscheiden sich nicht. Alles scheint bereits einmal da gewesen, fast auf das Wort genau: »Nun unterstellte man den Juden keineswegs einen ungezügelten Sadismus [...], sondern den Kindesmord zum Zwecke einer rituellen Handlung.«


S. 39:

Für den New Yorker Autor und Rechtsanwalt Andrew Vachss, der seit Jahrzehnten ausschließlich Kinder und Jugendliche vertritt und auf den das im Jahre 1993 vom damaligen US-Präsident Clinton verabschiedete US-Kinderschutzgesetz zurückgeht, spielt der Teufel keine Rolle: »On the surface, this is about ›satanic‹ child abuse because I think that's gotten mythologized very much. What I mean by ›satanic‹ is very different from what the media means by it. What I mean by it is simple terrorist child abuse using satanic trappings in furtherance of that terror. I don't believe in any connection to the devil or an international devil conspiracy. I believe that terrorists use what works.« 

Diese Einschätzung schlägt sich auch in Vachss' Forderung nach unabhängiger Sachverhaltsaufklärung in Kindesmissbrauchsfällen nieder: »Die einzige Möglichkeit beide Seiten zum Schweigen zu bringen – denn die eine Seite sagt, ›wir sind zu weit gegangen und jetzt haben wir eine Hexenjagd!‹ und die andere Seite sagt ›Tausende von Kindern werden weltweit in internationalen Satanssekten gequält‹ [...] – die einzige Möglichkeit ist, Leute als Ermittler einzusetzen, die von Berufs wegen nach der Wahrheit forschen und deren persönliche Interessen vom Ausgang der Ermittlungen nicht berührt sind.«


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