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The Official Website of Andrew Vachss

 

Ein Auszug aus

Only Child

von Andrew Vachss

Für weitere Informationen über Only Child bitte hier clicken.


Ich war nun schon einige Jahre weg. Tot und weg, sagte der Gerüchtestrom. Aber dieser Strom birgt immer mehr als nur eine Strömung in sich.

Kurz nach Mitternacht schlüpfte ich zurück über die Grenze, bewegte mich in Richtung des Windes aus dem Dunkel. Denn Hollywood hatte wenigstens einen Teil richtig erkannt - die dreckige, durchtriebene, herzlose Schlampe schläft tatsächlich niemals.

Vor allem jetzt nicht.

Die Gasse hinter Mamas Restaurant war so immun gegen die Zeit, wie die Grabkammer eines Pharaos. Zwei matt-orangene Ölfässer standen Wache. Ich steuerte die entchromte schwarze Schnauze des Subarus vorsichtig in die Öffnung zwischen ihnen, zu einem leeren Platz ölbefleckten Asphalts hinüber. Auf der verdreckten Mauer darüber, konnte man ein Quadrat aus rein-weißer Farbe sehen. In dem Quadrat waren chinesische Schriftzeichen in perfekt geformter Kalligrafie. Es war mit dem Kürzel von Max dem Stillen signiert, das Chinatown-Äquivalent eines Gefahrenzeichens mit Totenkopf und gekreuzten Knochen auf einer unbeschrifteten Flasche.

Ich ließ den Subaru gegen die Wand gleiten, machte mir nicht die Mühe ihn abzuschließen. Direkt auf der gegenüber liegenden Seite der Stelle auf der ich stand, war eine rostfarbene Stahltür ohne Griff. Ich schlug mit meiner Hand dreimal fest dagegen und trat zurück, verengte meine Augen zu Schlitzen, da ich wusste was nun kommen würde.

Die Tür öffnete sich nach außen. Ein plötzlicher Strahl verrußter gelber Kilowatts umrahmte mich an der Stelle. Der von hinten beleuchtete Schatten eines Mannes blockierte meinen Weg. Langsam bewegte ich meine Hände von meinem Körper weg, ließ sie nach unten gerichtet.

Der Mann sagte etwas auf kantonesisch.Ich bewegte mich nicht, ließ zu, dass er mich studierte. Die Tür schloss sich vor meiner Nase.

Ich hörte, wie sie hinter mir reinkamen, wechselte aber nicht die Position. Fühlte, wie ihre Hände mich abtasteten. Reagierte nicht.

Die Tür öffnete sich wieder; diesmal ohne Licht. Als ich eintrat, sah ich einen Mann in einer weißen Restaurantschürze zu meiner Linken stehen. Er hatte ein Hackbeil in seiner rechten Hand, die linke Hand umschloss das Handgelenk. Auf der anderen Seite der Küche, zwei weitere Männer. Einer von ihnen visierte mich an, über die Trommel einer Pistole hinweg, als sei ich ein Stück Land, das er im Begriff war zu vermessen. Der andere ließ seine Hände spielen, um mir zu zeigen, dass er nichts anderes brauchen würde.

Ich hörte, wie die Tür sich hinter mir schloss.

Die Männer, die mich beobachteten, waren Professionelle, ungefähr so nervös wie eine Yogagruppe auf Valium. Weiteres Warten. Für mich kein Problem, es ist das, was ich am besten kann.

"Du komm heim?"

Ich hörte ihre Stimme bevor ich sie sah.

"Yeah, Mama."

"Gut!" dröhnte sie, während sie aus dem Dunkel trat. "Du jetzt essen, okay?"

Mein Separee war das letzte am hinteren Ende, den Münztelefonen am nächsten gelegen. Es sah genauso aus wie mein Parkplatz. Als hätte es auf mein Auftauchen gewartet.

Ich rutschte auf meinen Platz. Mama stand da, mit gekreuzten Armen. Ich hatte nicht gehört, dass sie etwas in die Küche rief, aber ich wusste worauf sie wartete.

Der Typ, der keine Waffen brauchte, kam zum Separee, eine schwere weiße Terrine mit einer Hand tragend - Daumen auf dem Deckel, keine Serviette zwischen ihm und der Hitze. Er setzte die Terrine behutsam auf dem Tisch ab, die Botschaft, die er mir zuvor übermittelt hatte, unterstreichend.

Mama setzte sich und nahm in derselben fließenden Bewegung den Deckel ab, wobei sie eine Wolke von Dampf freisetzte. Keine Teezeremonie für sie; sie schöpfte eine kleine Schale der scharf-und-sauer Suppe heraus, so schnell wie sie das immer in der Futterausgabe damals im Gefängnis taten. Ich nahm einen kleinen Schluck, wusste, dass ich nicht auf sie warten brauchte.

Meine Stirnhöhlen befreiten sich, als ich fühlte, wie der bekannte Geschmack wieder einschlug.

"Perfekt", sagte ich ihr.

"Alles gleich", sagte Mama und nahm sich nun endlich selbst eine Schale.

Ich war bei meiner vierten Schale-drei sind das Minimum des Hauses-als Max auftauchte.

Er stand da, sah zu mir herunter. Prüfend.

"Mir geht’s gut", zeigte ich ihm an.

Er neigte seinen Kopf zur Seite.

"Ja, ich bin sicher", sagte ich mit lauter Stimme.

Er verneigte sich leicht, legte eine vernarbte Hand über die Faust, die er mit der anderen machte.

Mama gestikulierte ihren Befehl an ihn, sich zu setzen und Suppe zu essen. Max setzte sich neben sie, ohne seine Augen von mir abzuwenden. Er benutzte zwei Hände, um einen Baum zu zeigen, der aus dem Boden entsprang, dann zeigte er auf die Stelle wo die Wurzeln sein würden, seine geradlinigen Augebrauen als Frage angehoben.

Ich nickte langsam. Ja. Das war kein Besuch. Ich war zurückgekommen, um zu bleiben.

Es war schon zu spät, um den Rest meiner Familie erreichen zu können. Nicht weil sie schlafen würden; mitten in der Nacht arbeiteten sie.

Ich gab Mama die Schlüssel des Subarus. Einer der Bewaffneten hatte meinen Seesack reingebracht. Max schulterte ihn und wir machten uns auf den Weg.

Der schwache Schein der Straßenlaternen drang nicht weit in die Mündung der Gasse ein.

Es waren drei. Zu düster um Details zu erkennen, aber sie erschienen jung. Ich sah Metall blitzen.

Max streifte den Schulterriemen des Beutels ab und gab ihn mir. Ich zog eine hahnlose .38er aus der Seitentasche. Eine „Einwegwaffe“, die Mama mir zu meiner Mitnahmebestellung dazugepackt hatte. Mattiertes, gebläutes Stahl, der Kolben mit schwarzem Isolierband umwickelt.

Die drei Gestalten trennten sich. Max bewegte sich nach links, ich nach rechts.

Es war so still, dass ich die Geräusche einer Ratte hören konnte.

Wir bewegten uns weiter vorwärts.

Als wir nah genug bei ihnen waren, so dass sie Max sehen konnten, glaubten sie nicht mehr an ihre Gewinnchancen.

Es war nur noch ein paar Blocks weit, bis zu dem Gebäude in dem Max wohnte. Wir betraten es durch den Seiteneingang, bestiegen eine Treppe zu seinem Tempel.

Immaculata, seine Frau, erwartete uns oben. Sie hielt einen Finger an ihre Lippen, was an mich gerichtet war.

"Flower schläft", sagte sie leise.

"Okay", flüsterte ich zurück.

"Oh, Burke", sagte sie. "Wir wussten nie, ob Du-"

"Mir geht’s gut, Mac."

"Mein Mann wollte sich auf den Weg machen, um bei dir zu sein. Aber Mama sagte, du wärst-"

"Das wäre es nicht wert gewesen. Und es ist jetzt egal, Mädchen. Das ist erledigt."

"Bist du für immer zurückgekommen?" fragte sie, genau wie Max.

"Ja. Ich weiß nicht, ob das hier der Ort für mich ist, Mac. Aber eines weiß ich ganz sicher; es gibt keinen anderen.“

"Kommst du hier unten zurecht? Nur heute nacht? Sobald wir es Flower sagen, kannst du-"

Sie stoppte im Satz, auf Max’s Daumen reagierend, der ihren Handrücken berührte. Max kann nicht hören, aber er liest Vibrationen als wären es Schlagzeilen.

"Ich weiß es schon, Mami!" sagte Flower während sie ins Zimmer stürzte und auf mich zu rannte. Ich war im Begriff mich herunterzubeugen um sie hochzuheben, aber das kleine Baby das ich von Geburt an kannte, war zum Teenager geworden. Sie umarmte mich und vergrub ihren Kopf an meiner Brust.

"Burke, Burke ...", schrie sie und umklammerte mich, als könnte ich ihr wieder davonlaufen.

Mac erklärte Flower, ich sei lange unterwegs gewesen und bräuchte etwas Schlaf. Flower lächelte süß und ignorierte sie, verlangte einen Bericht über alles, was ich getan hatte seit ich weggegangen war und mit wem ich was getan hatte.

Ich sah die Warnlichter in den Augen ihrer Mutter aufblitzen und speiste sie mit Allgemeinheiten ab.

"Das letzte mal als ich dich gesehen habe, warst du so...“

Die Stimme des Mädchens verstummte.

"Mir geht’s wieder gut, Flower. Genau wie vorher.“

"Du … siehst nicht aus wie früher. Kein bisschen."

"Hey! Ich habe ziemlich viel Geld bezahlt für diese ganze plastische Chirurgie. Was? Du meinst nicht, dass ich den Robert Redford Look getroffen habe?“

"Oh, Burke." Sie kicherte.

"Ich habe nichts Wesentliches verloren", sagte ich sanft. "Verstehst du?"

"Ich erinnere mich, was passiert ist", sagte Flower, als würde sie eine Lektion rezitieren. "Du wurdest angeschossen. Du bist fast … gestorben. Sie mussten dich wieder in Ordnung bringen. Und deshalb ist dein Gesicht anders, das ist alles. Du siehst jetzt so viel besser aus, als bei deinem letzten Besuch ... vorher.“

"Klar. Die Ärzte sagten, ich würde Tag für Tag besser aussehen. Mit Geld-zurück-Garantie.“

"Mami! Burke soll keine Witze machen“, appellierte sie an Immaculata gerichtet.

"Das ist Burke, Kind. Dein Onkel, den du so innig vermisst hast. Du weißt, dass er niemals ernst sein kann."

Das Mädchen warf ihrer Mutter einen Blick zu, der sie wesentlich älter erscheinen ließ, als sie tatsächlich war.

Als Flowers sämtliche Fragen restlos beantwortet waren, begann Tageslicht durch die hohen Fabrikfenster zu dringen. "Schon gut!", rief sie ihrer Mutter zu und drückte mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange bevor sie davonrannte, um sich für die Schule fertig zu machen.

Max gestikulierte so, als spiele er Bongos und schaute dabei von Seite zu Seite. Er sagte mir, die Nachricht würde verbreitet.

Ich lehnte mich zurück auf dem Futon. Schloss meine Augen und wartete darauf einzuschlafen. Ich fragte mich, wann ich mich wohl stark genug fühlen würde, um meiner Heimatstadt im Tageslicht entgegenzutreten.

"Was hab ich Dir gesagt, Mädchen?", krähte der kleine, gut aussehende schwarze Mann vor Freude. "Süßkartoffeltörtchen; die Wurzeln führen zurück ins Örtchen. Hab ich’s nicht gesagt? Reimte den Reim-Schuljunge kommt heim."

"Ja, Prof”, sagte Michelle. Ein freches Grinsen zeichnete sich unterhalb ihrer liebevollen Augen ab. "In Ordnung, das hast du gesagt. Jeden einzelnen Tag, seit er fort war.“

"Mein Vater-" Clarence schritt ein, um den Prof zu verteidigen.

"Oh, Schatz, bitte", Michelle fiel ihm abrupt ins Wort. "Jeder weiß, dass der Prof die Zukunft vorhersagen kann und das alles, okay? Er lag einfach nur ein wenig voraus bei der Sache.“

Wir waren in Mamas Restaurant, am runden Tisch in der Ecke. Der Tisch, der ständig ein von Fliegen beschmutztes „Reserviert für Gesellschaft“ Schild zur Schau stellte. Ich verstand nie, warum Mama sich die Mühe machte-kein Tourist probierte das Essen ein zweites Mal und ein Einheimischer würde es gar nicht erst riskieren.

"Gib’s auf, Kleiner", sagte der Prof, während seine Hand wie in alten Zeiten in meine Hemdtasche griff. "Hä!" grunzte er, als er sie leer vorfand. "Wo sind die Glimmstängel, du Bengel?"

"Ich rauche nicht mehr wirklich", erklärte ich ihm. "Benutze sie nur als Requisiten."

"Deine Pumpe? Seit die ..."

Seine Stimme erstarb. Clarence neigte seinen Kopf, so als hätte der Mann den er seinen Vater nannte, vor einem Priester blasphemiert.

"Es ist okay", erklärte ich allen. "Mein Herz ist in Ordnung und"-ich sah in die Runde um sicherzugehen, dass alle es verstanden hatten-"ich habe auch keine mentalen Aussetzer. Es ist einfach nur so, dass die Zigaretten seitdem nicht mehr so schmecken wie früher.“

"Noch nicht einmal nach dem ...?"

"Nein, Michelle." Ich lachte.

"Du sagst an, Mann" sagte der Prof, nahm widerstrebend eine seiner gehorteten Zigaretten heraus und zündete sie an.

Es dauerte lange, bis alle zufriedengestellt waren. Michelle war die Schlimmste. Kleine Schwestern sind immer so. Ich musste ihnen ungefähr ein dutzend Mal erklärt haben, dass es mir gut ging. Einfach nur nach Hause kommen wollte.

"Was ich nicht weiß, ist, wie die Dinge … jetzt sind“, sagte ich.

“In den ersten Tagen wurden die Trommeln geschlagen“, sagte der Prof. "Aber dann warn ein paar Monate rum und die Leitungen wurden stumm."

"Und die Leute, die das verursacht haben ...?", warf Michelle ein.

"Weg", sagte ich, ihre geschwungenen Augenbrauen betrachtend, so dass ich ihr nicht in die Augen sehen musste. "Alle sind weg."

Der Prof und Clarence waren am Anfang in der Nähe, Michelle in der Mitte, aber keiner von ihnen am Schluss.

"Wenn es hier überhaupt Schwierigkeiten gibt, dann nur seitens der Polizei. Sie könnten immer noch nach mir suchen.“

"Du hattest ein Recht darauf, aus dem Krankenhaus zu verschwinden, mahn”, sagte Clarence entrüstet. "Es ist nicht so, als wäre das ein Ausbruch gewesen.“

"Yeah", sagte ich, die Sache durchdenkend. "Aber eigentlich dürfte ich nicht als vermisst gelten, richtig? Eigentlich sollte ich tot sein."

"Ja", fügte Mama hinzu. "Hand aus Knochen."

"Das war geschickt.”, bemerkte der Prof anerkennend. „Ich hätte nie gedacht, dass es diese fossile Walze so in sich hat.“

Er meinte Morales, diesen pitbullartigen Polizisten, der mich schon seit ewigen Zeiten hasste. Aber er hatte auch noch eine Rechnung mit mir offen. Und er war die Art von Mann, der nicht schlafen konnte, wenn seine Bücher nicht stimmten. Nachdem ich die Fliege gemacht hatte, war er zum Restaurant gekommen und hatte Mama erzählt, er bräuchte eine Fläche, auf der ich einen Abdruck hinterlassen hatte. Kurz darauf findet irgendjemand eine menschliche Hand in einem Müllcontainer. Nicht das Fleisch, sondern nur die Knochen. Und direkt daneben eine Pistole. Mit meinem Daumenabdruck auf dem Griff.

Das NYPD setzte die Teile des Puzzles zusammen. Man entschied, es sei die Revanche für einen russischen Ganoven gewesen, den man in seinem eigenen Restaurant weggepustet hatte. Der Russe hatte eine Übergabe arrangiert-Cash gegen ein entführtes Kind-und ich war der Mittelsmann. Dabei wurde ich dann angeschossen. Und dabei wurde Pansy, mein treu ergebener Neapolitanischer Mastiff, getötet als sie versuchte mich zu schützen.

Wie bei allen anderen die hier unten leben, hängt mein Ruf davon ab, mit wem man spricht. Und wie man fragt. Aber der Gerüchtestrom führt immer einen Teil der Wahrheit mit sich: Rache ist Burkes Religion. Wenn du einen der Meinen tötetest, dann tötete ich dich. Schicke dich ins Jenseits schicken, oder gehe selbst dorthin bei dem Versuch.

Also hielten die Bullen mich für Dmitris Killer. Und sie lasen in den Inhalten des Müllcontainers, wie es letztlich dazu gekommen war.

Das war die halbe Wahrheit.

In sämtlichen Computern der Verfolgungsbehörden bin ich nun als „verstorben“ registriert. Nicht als Entflohener. Nicht als einer, der die Bewährungsauflagen verletzt hat. Keine Haftbefehle, keine Steckbriefe. Es war wahrscheinlich das erste Mal in meinem Leben, dass der Staat, der mich aufgezogen hatte, nicht irgendwas von mir wollte.

Allerdings waren meine Fingerabdrücke unverändert und wir wussten alle, wie der Hase lief. Ich würde heute ein goldenes Leben führen, aber es würde sich in Sekundenschnelle in ein widerwärtiges Grün verwandeln falls sie mich erwischten.

Niemand wäre jemals in der Lage, Morales zu fragen. Als die ferngesteuerten Flugzeuge das World Trade Center niederrissen, war er einer der ersten Polizisten, die in die flammenden Ruinen stürmten. Wie ich Morales kenne, war er nicht wegen der Bergungsarbeiten dort. Er hatte es nicht mehr geschafft, dort rauszukommen.

Wer werde ich also jetzt sein?”, fragte ich meine Familie.

Mama antwortete in die Stille hinein: “Immer noch du sein.”

"Ich kappier’s nicht", sagte ich ihr.

"Wenn Familie lebt, nie tot, okay?"

"Klar, im Geiste, Mama. Aber ich spreche hier von-"

"Geist? Nicht Geist. Nicht tot", fauchte sie wütend.

Ihre weisen alten Augen forderten jeden heraus der nicht zustimmte.

"Meinst du, Schuljunge soll Burke sein mit neuem Gesicht, Mama?“ fragte sie der Prof.

“Nein, nein”, blaffte sie. "Leute schulden Geld, okay? Warum zahlen? Burke weg. Wer soll holen gehen? Niemand. Richtig?“ fragte sie, schaute in die Runde und wartete auf eine Bestätigung.

"Niemand holt?"

"Nicht ich oder Clarence", sagte der Prof.

Max schüttelte seinen Kopf, sich der Meinung anschließend.

"Ihr glaubt doch wohl nicht, ich würde in diese Schlägertypengeschäfte einsteigen?“ warf Michelle schnell ein.

"Sicher!" sagte Mama triumphierend.

"Aber Leute kommen hierher, okay? Kommen mit Geld. Sagen: 'Das für Burke', lassen bei mir. Vielleicht denken er tot, aber nicht sicher, okay?"

"Wer ist gekommen?" fragte ich sie.

"Viele Leute", sagte sie wegwerfend. "Egal, sehen dich jetzt, dich nicht kennen, okay? Du nicht so aussehen, aber so sprechen, okay? Du wissen was Burke weiß. Vielleicht du sein Bruder. Cousin. Deshalb Name gleich. Vielleicht immer noch du, neues Gesicht. Was macht aus? Niemand wird jemals wissen. Nicht sicher, nie wissen."

"Ich finde, das macht Sinn", sagte ich und gab die Sache weiter.

"Prof?"

"Könnte sein", sagte der kleine Mann, der Mama nicht widersprach, ihr aber auch nicht zustimmte.

"Gibt nur einen Weg das rauszufinden."

Als wir uns trennten, war die Hauptverkehrszeit schon vorbei. Michelle sagte, sie müsse schlafen gehen. Der Prof und Clarence tauschten konspirative Blicke aus, sagten irgendwas über die Erledigung der letzten Feinarbeiten an einer geklauten Kiste, die sie für mich aufgetrieben hatten. Ich ging raus durch die Hintertür, in die Gasse. Ein beigefarbener Honda Accord stand da im Leerlauf. Ich setzte mich auf den Vordersitz. Max setzte sich nach Hinten.

"Burke!" Der junge Mann hinter dem Steuer schrie fast. Bevor ich ihm antworten konnte, beruhigte er sich wieder und fragte: “Du bist es doch, oder?"

"Ich bin’s, Terry", sagte ich. "Verdammt noch mal, ich hätte dich auch fast nicht erkannt."

"Ich bin jetzt ein Mann", sagte er.

Er war noch ein Junge gewesen, als ich ihn von einem Zuhälter auf dem Babystrich des Times Square wegholte, noch lange vor der Zeit, als Mickey Mouse das Gebiet übernahm. Er reichte seine Hand nach hinten, damit Max einschlagen konnte, dann faltete er seine Handfläche zu einer Faust und klopfte sich zweimal an sein Herz.

Terry fuhr langsam aus der Gasse heraus, in Richtung des FDR steuernd.

"Die Kiste ist okay, oder? Ich wusste, du würdest nichts wollen was irgendwie auffällig wäre."

"Die ist klasse", versicherte ich ihm. "Hast du Papiere? Zulassung?"

Er warf mir einen Blick zu, den Kinder jenen Erwachsenen zuwerfen, die in eine Entziehungsklinik gehören.

 

Ein Auszug aus dem Roman Only Child von Andrew Vachss.

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Deutsche Übersetzung Stef für The Zero.

 
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