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The Official Website of Andrew Vachss

 

Ein Auszug aus

Pain Management

von Andrew Vachss

Für weitere Informationen über Pain Management, bitte hier clicken.


Das erste mal, wenn man ‚drinnen’ landet, denkt man es wird ewig dauern, seine Strafe abzusitzen. Aber bald lernst du: egal wie viel Zeit du absitzen musst, einige Abschnitte davon dauern nie lange.

Der Arier ballte seine Fäuste, auf seine cartoonartig-großen Unterarme herabblickend, als ob er sich vergewissern wollte, dass all seine sehnig-gestählte Muskelmasse echt war. Er war am unteren Ende des Anabolikaentzugs angelangt, benommen und gefährlich.

Der Latino konnte eine Kata nicht vom Koran unterscheiden, aber er war ein idiotischer Gelehrter der Gewalt, mit der kinetischen Intelligenz eines Pitbulls.

Sie standen sich gegenüber in einer entfernten Ecke des Gefängnishofs, abgeschirmt von den Wachen im Hof durch die sich niemals kreuzenden Ströme von Insassen, die sie umfluteten.

Jeder erfahrene Schützenturm-Aufseher konnte die Strudel unter ihm lesen, sehen, dass etwas vor sich ging. Aber die Sträflinge kannten den Dienstplan besser als der Aufseher. Sie wussten, der Turm, der dem Geschehen am nächsten war, wurde mit einem müden alten Typ besetzt, der den Job schon seit 30 Jahren machte und einen guten Vorrat an Schundheften hatte. Alles was sie tun mussten, war den Lärmpegel niedrig zu halten.

"Einziges Verhalten ist sich fernzuhalten." Der Prof sprach leise zu mir.

"Yeah", sagte ich. "Larsen kommt mit der Distanz nicht klar. Wenn Jester ihn müde macht, kann er -"

"Unser Verhalten, Dummkopf!", zischte der Prof mich an. "Die Lunten brennen, es ist Zeit sich zu trennen."

Wir verschwanden, arbeiteten uns, dem Duell flüchtige Blicke zuwerfend, zurück durch die Menge. Zu dem Zeitpunkt, als der Pfiff erklang und die ersten Schüsse vom Turm erdröhnten, standen wir auf beiden Seiten der Sicherheitsschleuse während der Schlägertrupp durchstürmte, wild auf jeden Häftling in Reichweite einprügelnd.

Larsen rannte nicht. Er lag mit dem Gesicht auf dem dreckigen Asphalt, Jesters Schaft ragte aus seinem Genick. Der Matador wurde auf die Hörner genommen.

Sie verriegelten den ganzen Laden, zerpflückten jedermanns Zelle, nach Waffen suchend. Doch das führte nur zu einem weiteren Anheizen des Kessels, als Schläge und Gegenschläge zu einem Knastgebräu aus Eiter und Gift verfaulten.

Gewöhnlich waren es Schwarze gegen Weiße, diejenigen, die farblich dazwischen lagen, versuchten sich aus der Schusslinie zu halten. Diese Sache hatte sich jedoch anders entwickelt.

Larsen war Mitglied einer Motorradgang; damals saßen viele Biker. Und Jester hatte seine Glanzzeit mit sechzehn, als er jenes Leben nahm, das ihm „lebenslänglich“ einbrachte. Der Bursche den er umbrachte, war auch Puertoricaner, von einer rivalisierenden Gang, aber das spielte keine Rolle mehr.

Wenn es damals zum Gefangenenkrieg kam, übertrumpfte Rasse jedes Mal Sippe. In dieser Hinsicht hatte man niemals die Wahl. Die Insassen hatten alle möglichen Bezeichnungen für die Gefängnisbereiche - Times Square, Blues Alley, D Street - , aber niemals hörte ich von einem Bereich, den man „die Schweiz“ nannte.

“Stehen sie nicht unter Arrest, machen Nigger den Papiertüten-Test“, sagte mir der Prof. "Aber ‚drinnen’, kannst du nicht verschwinden.“

"Was ist der Papiertüten-Test?”, fragte ich ihn. Der Prof hatte mich eine Zeit lang unterwiesen, daher blinzelte ich noch nicht einmal, wenn ein schwarzer Mann das Wort „Nigger“ benutzt. Ich wusste, Worte waren wie Ton - sie bekamen ihre wahre Bedeutung durch den Bildhauer.

"Ich spreche jetzt nicht über Bestehen”, warnte mich der Prof. "Das ist ein Klassifizierungsding. Wichser halten `ne Papiertüte neben ihr Gesicht und sehen in den Spiegel, okay? Wenn sie dunkler als die Tüte sind, dann kommen sie nicht weit hoch auf der Leiter die sie klettern können, kapiert?“

"Ich ... denke."

"Nee, du verstehst’s nicht, mein Sohn. Ich spreche von der farbigen Leiter, siehst du? Mütter wollen, dass ihre Töchter hell heiraten. Die wissen, High-Society-Nigger wollen keine Schwarzen auf ihren Partys.“

Ich nickte nur, wartete auf meinen Teil, von dem ich wusste, dass er gleich kommen würde.

"Yeah", sagte er milde. "Bei den Weißen ist das anders. Farbe ist nicht das Ding. Jungs wie du, du wurdest geboren als Abschaum. Du könntest so hell sein wie einer von den Albinos, würde keinen Unterschied machen.“

Ich wusste, dass es stimmte.

Als sie die Sperre beendeten und wir uns wieder treffen konnten, war der Lehm hart geworden. Larsens Truppe nahm es persönlich, gaben ihr Wort. Sie gingen nicht auf Rassenjagd. Sie wollten nur Jester.

Ich vermute, die Aufseher wollten ihn auch. Sie konnten ihm keins reinwürgen wegen der Tötung und sie wussten Jester würde niemals freiwillig in Schutzhaft gehen. Dieser Bereich der Einzelhaft wurde als „Schutzhaft“ bezeichnet, aber das Straßenschild war nur zur Täuschung der Touristen da. Die Häftlinge bezeichneten es als Punk City. Jester würde eher einen Schwalbensprung in die Hölle machen, mit benzingetränkten Badehosen.

Für viele der Latino-Gang Jungs, die ich kannte als ich aufwuchs, ging es nicht darum, ob man starb, sondern wie man starb. Als Jester auf den Hof kam, war er nicht alleine. Die Latinos standen fächerartig hinter ihm, entfalteten sich hinter seinen Schultern wie ein Umhang im Wind.

"Jester kümmert’s nicht zu sterben, aber sicher kümmern ihn Wichser, die sich drum bewerben.“ sagte der Prof aus dem Mundwinkel.

Die Motorrad-Jungs standen aufgestellt auf einer Seite und beobachteten. Jeder machte den zwei Mannschaften Platz, die Chancen abschätzend. Die Latinos waren ein wenig in der Überzahl, aber sie sahen alle aus, als seien sie vom selben Schlag - kurz und derart schlank, dass es fast schon katzenhaft wirkte. Die Motorrad-Jungs hatten wesentlich mehr Fleisch auf den Rippen. Die Frage war: was hatten sie außerdem noch bei sich?

"Nur Stahl ist real", sagte der Prof zusammenfassend.

Der Hof surrte mit seiner Lebenskraft: Gerüchte. Stimmte es, dass die Aufseher in die andere Richtung geschaut hatten, damit die Weißen wieder aufrüsten konnten? Hatte das Suchkommando wirklich ein paar scharfe .22er Patronen während der Durchsuchung gefunden? Was war an dem Gerücht dran, dass sie einen neuen Haufen Biker aus Attica und Dannemora hierher verlegen würden, um die Truppe aufzustocken?

Jester drehte sich um und sah seine Mannschaft an, den Weißen bewusst seinen Rücken bietend. Einer von ihnen bewegte sich vorwärts, stoppte jedoch, als deren Anführer die Hand erhob.

Heute war nicht der Tag. Und die folgenden drei Wochen verstrichen ruhig.

Die Motorrad-Jungs stellten mir eine Falle in einem Korridor, der in der Nähe der Kennzeichenwerkstatt lag. Mein Fehler - ich hätte rassenkriegsalarmiert sein sollen, ließ mich aber von der Ruhe einlullen.

"Wie viel?", fragte mich ihr Anführer, ein Typ namens Vestry.

"Wie viel für was?", sagte ich Zeit schindend, aber auch ehrlich verwirrt.

"Für das Teil, Mann. Spiel hier nicht den Dummen. Du bist hier ganz allein.“

"Ich weiß nicht was du - "

"Dein Junge, Oz, der Typ der immer die allerbesten Schäfte macht. Wir denken also, er hat -„

"Der Boss hat ihn stillgelegt. Du weißt das. Oz bunkert nichts mehr. Macht sie auf Bestellung und liefert sofort wenn sie fertig sind.“

"Wir sprechen nicht über verfickte Schweinestecher, Burke. Wir wollen das Teil. Wenn die Aufseher Patronen gefunden haben, dann gibt’s auch `ne Kanone. Und die Gerüchte sagen, es ist deine.“

"Die Gerüchte sind Scheißdreck.”

"Mann, sieh mal, wir sind bereit dafür zu zahlen. Oder waren die scheiß Latinos schon vor uns da?“

"Ich hab damit nichts zu schaffen”, erklärte ich ihm. "Wenn ich ein Teil hätte, würde ich’s dir verkaufen. Du weißt, ich hab’ nicht mehr lange - denkst du, ich würde mir meinen Fahrschein nach Draußen vermasseln, indem ich mich mit `ner verdammten Kanone erwischen lass?

"Wir wissen, dass du sie hast”, sagte Vestry dümmlich-eigensinnig, näher an mich herantretend. Die Männer hinter ihm machten ein Geräusch - das Tremolo einer Herde Killerwale, die ein weit von seiner Herde entferntes Seelöwenjunges ausgemacht hatte.

Einer von ihnen sagte "Oh!", just in dem Moment als ich ein Geräusch wie das einer Spielzeugpistole wahrnahm und sah wie seine Hände sein Gesicht berührten. Er strauchelte mit einem Knie, sagte "Ich bin..." und fiel vorne über.

Noch ein Spielzeugpistolengeräusch. Vestry griff an sein Genick, als hätte ihn eine Biene gestochen. Aber Blut spritzte zwischen seinen Fingern hervor.

Jeder rannte. Jeder der konnte.

"Das kam einfach plötzlich aus dem Dunkeln“, erzählte ich ihnen. "Als ob’s ein Geist oder so was gewesen wäre.“

"Dann mindestens zwei Geister”, sagte Oz. "Vestry hat’s rechtzeitig ins Krankenhaus geschafft, der andere Typ nicht. Aber da waren zwei Schüsse.“

"Also - kein Eigenbau”, sagte der Prof nachdenklich. "Keine Chance diese Babys so schnell nachzuladen.“

"Oder zwei Eigenbauten. Und zwei Schützen", sagte Darryl.

Alle wurden eine Weile lang still. Dann sagte der Prof "Ich denke, der Schuljunge hat zum ersten Mal genagelt."

Wir sahen ihn alle an.

"Es war ein Geist", sagte der kleine Mann. "Und wir kennen alle seinen Namen."

Der Prof hatte die Sache erfasst. Daher hatte ich eine Antwort parat, als Vestry auf dem Hof zu mir kam, - alleine, seine Hände von seinem Körper weghaltend - um seine Frage zu stellen.

"Fünfhundert Dollar?", fragte er fassungslos. Er betätschelte den gelblichen Verband auf seinem Nacken, welcher die Naht fixierte, als ob dadurch seine Ohren besser funktionierten.

"Geldscheine", sagte ich ihm. "Keine Kippen, keine Tauschgeschäfte, keine Gefälligkeiten. Bargeld in Scheinen."

"Es gibt nicht so viel Kohle in diesem ganzen-"

"Du hast Verbündete draußen", sagte ich ruhig. "Geh doch sammeln."

Ich denke, sie konnten das Geld beschaffen. Als sie ein paar Wochen später die Zellen zum Morgenappell entriegelten, rührte Jester sich nicht. Starb im Schlaf, sagte man. Vielleicht war es im Essen.

"Ich hab schon die Hälfte bezahlt", sagte Vestry am nächsten Tag. "Im Voraus. Woher soll ich wissen, ob er den beschissenen Latino kalt gemacht hat? Hab gehört, die Docs wissen nicht, was ihn umgebracht hat."

"Du weißt, mit wem du’s zu tun hast", sagte ich ihm. "Kommst du nicht mit der anderen Hälfte rüber, dann werden sie dasselbe von dir sagen."

Die Gefängnisbibliothek war immer gut besucht, voller Typen die an ihren eigenen Berufungen arbeiteten. Und Gefängnisrechtsberatern, die für Zigaretten arbeiteten, oder Drogen, oder einen schnellen Fick. Es war die entmilitarisierte Zone, neutraler Boden, ein Tabu für Gewalt. Gäbe es dort irgendwelche Probleme, dann wäre der Boss nur zu glücklich den Laden dicht zu machen. Daher blieb es friedlich.

Ich verbrachte eine Menge Zeit dort, ich las, mein kleines dickes Wörterbuch im Taschenbuchformat neben mir. Man konnte dauerhaft Punkte machen, indem man Briefe für Typen schrieb, vor allem an die Brieffreundinnen, die sie klarmachen wollten. Ich war bekannt dafür, dass ich darin sehr gut bin, obwohl ich noch so jung war.

Ich sah ihn nie kommen. Niemand tat das. In der einen Minute war ich noch allein. In der nächsten fühlte es sich an, als wäre ein kalter Hauch vorbeigezogen und dann saß Wesley neben mir.

"Sie haben gezahlt", sagte er nur.

Und dann war er verschwunden.

Ich wurde vor Wesley freigelassen. Ich fing wieder an zu stehlen. Als Wesley rauskam, machte er mit dem weiter, was er schon immer tat.

Einmal hatten sie nicht gezahlt.

Wesley beglich bei allen die Konten und war dann wieder verschwunden.

Tot und weg, sagten die Leute.

Aber das stille Flüsschen des Getuschels vibrierte noch immer beim Klang seines Namens. Wie standen die Chancen auf „tot“? Ziemlich gut. Auf „weg“? Keine Wetten.

Es gab noch immer Morde. Und wenn gewisse Leute zu Tode kamen, auf eine bestimmte Art und Weise, wenn niemals jemand für die Morde verantwortlich gemacht werden konnte...

Ich fragte mich, was sie nun über mich tuschelten. Ich selbst war tot und weg seit einigen Jahren. Niedergeschossen in den verlassenen Ebenen von Hunts Point, abgeladen vor der Notaufnahme in tiefer Bewusstlosigkeit, im Koma gelegen, so ... ziemlich lange. Als ich dann schließlich zu mir kam, waren die Bullen da. Meine Fingerabdrücke hatten zu mir geführt. Die wussten wer ich war. Das einzige Problem war, dass ich nicht wusste, wer ich war.

Eine der Kugeln hatte mein Gehirn gestreift, als ich eine in den Kopf bekam - diejenige, welche die binokulare Verbindung zwischen meinen Augen kappte - und mein Erinnerungsvermögen war dahin. Das habe ich ihnen jedenfalls immer wieder erzählt.

Ich werde niemals wissen, ob die mir das geglaubt haben. Ob sie dachten, ich sei letztendlich aus dem Krankenhaus geflohen oder wäre einfach eines Nachts davongewandert im Zustand des gehirngeschädigten Schlafwandlers.

Später hatte sich ein russischer Ganove in seinem eigenen Restaurant wegpusten lassen. Vielleicht wusste die Polizei damals was, vorausgesetzt sie wussten, dass es derselbe Mann war, der mich damals als Mittelsmann einer Übergabe anheuerte: eine Tüte Cash gegen ein entführtes Kind.

Die Übergabe hatte sich als Hinterhalt entpuppt. Das einzige, was man ausgetauscht hatte waren Schüsse. Ich fing mir einige ein. Meine Partnerin Pansy übernahm die restlichen. Starb mit dem Blut meiner Feinde in ihrem Maul.

Als ich mich wieder einigermaßen aufgerappelt hatte um über die Runden zu kommen, traf ich Dmitri in seinem Restaurant. Ich sagte ihm, ich bräuchte die Namen der Leute, die ihn angeheuert hatten. Er sagte mir, das sei schlecht für’s Geschäft. Hatte eine professionelle Einstellung - er war bezahlt worden, er hatte den Job erledigt. Hatte keine Ahnung, dass das ganze Ding ein Anschlag war. Es täte ihm leid, aber schließlich hatte ich doch überlebt, also wo lag das Problem?

"Die haben meinen Hund erwischt”, sagte ich ihm.

"Deinen …Hund?” erwiderte er.

Ich wollte - konnte - nicht versuchen, ihm Pansy zu erklären. Ich sagte ihm einfach, ich sei bereit, ihn auf der Stelle zu töten, falls er mir nicht die Namen nennen würde. Er sagte, ich würde bluffen. Seine letzten Worte.

Aber, in Anbetracht des Machtkampfes, der damals in diesem Teil von Little Odessa stattfand, konnte die Polizei niemals eine Ahnung haben. Sogar später fanden sie nur eine abgetrennte Hand auf dem Boden eines Müllcontainers. Eigentlich nur die Knochen, ohne Fleisch. Und am selben Ort fand man eine Pistole mit dem Abdruck meines Daumens. Das war für die Bullen ausreichend. Sie dachten sich, ich sei am Ende des Fadens angelangt und wäre wieder am selben Ort angelangt, an dem ich angefangen hatte.

Zu diesem Zeitpunkt, war ich schon in Bewegung. Jemand wollte mich tot sehen. Hatte sich eine Menge Mühe gemacht und viel Geld investiert. Vielleicht dachten sie, der Job sei erledigt, vielleicht auch nicht. Ich hatte nur zwei Möglichkeiten: verschwinden oder jagen.

Wenn es nicht wegen dem gewesen wäre, was sie Pansy angetan hatten, wäre ich wahrscheinlich unsichtbar geblieben.

Als die Jagd erledigt war, war ich es auch. Sogar Mama drängte mich, nicht zurückzukommen...eine Weile lang nicht. Mein Gesicht war verändert - Kugeln und die Operation, die man braucht um sich vor ihnen zu schützen, waren dafür verantwortlich - aber meine Fingerabdrücke waren es nicht.

Vielleicht glaubte das NYPD die Geschichte mit der abgetrennten Hand. Das sollten sie jedenfalls - es war einer ihrer Leute, der meinen Daumenabdruck in Mamas Laden abgenommen hatte und ihn auf die Pistole übertrug. Aber das machte wirklich keinen Unterschied. Ich war nicht flüchtig. Meine Leute prüften das. Keine Steckbriefe, keine Haftbefehle, keine Suchbefehle, weder landesweit noch in einzelnen Bundesstaaten.

Wahrscheinlich war es sicher, zurückzukommen, sagten sie mir. Aber vielleicht besser, eine Weile dort zu bleiben, wo ich war. Ausruhen und Kräfte sammeln.

Sicher.

Oregon ist ein guter Ort, um zu verschwinden. Die Leute erwarten nicht, dass man dort geboren wurde. Keiner dieser „Du bist nicht von hier“ Sprüche, die man in einigen anderen Orten abbekommt.

In Oregon meckern sie über die den Norden neppenden kalifornischen Reichen, die den ganzen guten Grund und Boden aufkaufen, geraten aber völlig aus dem Häuschen wenn sie daran denken, wie viel ihre Häuser jetzt wert sind. Sie korrigieren dich, wenn du ihren Staat „Äre-o-gon“ aussprichst. Sie wollen, dass du „Origan“ oder so ähnlich sagst. Aber die Stadt - Portland - ist genau wie New York. Oder Chicago, oder L.A., oder Atlanta. Es regnet ein bisschen mehr ... obwohl es wesentlich mehr Wetterberichte gibt, als sie schlechtes Wetter haben. Die Leute sind eine Spur höflicher, die Gebäude ragen nicht ganz so hoch. Es gibt jede Menge Verkehr, aber wesentlich weniger tobende Fahrer.

Trotzdem haben sie Gangbanger, Drogensüchtige, Skinheads, Obdachlose, Nutten und Stricher in unmittelbarer Nähe der gehobenen Restaurants und kulturellen Angebote. Und wahrscheinlich mehr Striplokale pro Quadratmeile als irgendein Ort außerhalb von Bangkok.

Die Stadt hat sogar Außenbezirke. Vancouver gehört zu Portland wie Brooklyn zu Manhattan gehört - es gibt sogar eine Brücke, die man überqueren muss um dorthin zu gelangen. Und sie bieten einem jede Menge dieser „Leih-Dokumente“ Läden mit der Lizenz zum Stehlen.

Die Küste im Süden Portlands ist eine sich ständig verändernde Mischung aus Rentnern von anderen Bundesstaaten und aus Touristen, die in Flutwellen von Wohnmobilen durchrollen.

Der Osten Oregons hat viele Berge, viele Kleinstädte. Eine Menge brodelnder Kessel, von der untadeligen Persönlichkeit bis zum Spinner reichend. Verschwinden ist einfach. Einen Anschluss zu finden, das ist das Schwere.

 

Ein Auszug aus dem Roman Pain Management von Andrew Vachss.

© 2001 Andrew Vachss. All rights reserved.

Deutsche Übersetzung Stef für The Zero.


 

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