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The Official Website of Andrew Vachss

 
Richtlinien für die Vertretung eines Kindes

von Andrew Vachss
 

Ich erhalte Tonnen von Post. Die Briefeschreiber reichen von Raubtieren über Beute, von Fans zu Kritikern, von jenen die Rat suchen zu denen, die ihn anbieten, von inbrünstigen Lobpreisungen zu übelsten Drohungen, von jenen die Hilfe in jeder denkbaren Weise anbieten zu vollkommen ichbezogenen Individuen mit durchschaubaren Plänen. Die Post kommt aus der ganzen Welt. Und sie hört nie auf zu kommen. Während der "Höhepunkte" der Berichterstattung über meine Arbeit— sei es ein Fernsehauftritt, ein Artikel in einem Magazin, ein Zeitungsportrait, ein neues Buch, usw. — steigt der Umfang der Post jedoch noch einmal radikal an.

Es ist nicht ungewöhnlich für mich, buchstäblich Tausende von Briefen infolge eines einzigen Artikels in Parade zu bekommen, und weil es die Bücher in so vielen Sprachen gibt, kommen Anfragen nach Unterstützung aus jeder Ecke des Planeten herein. Seit dem Start von The Zero mit der Möglichkeit zu einer sofortigen Kontaktaufnahme ist der Umfang beträchtlich gestiegen.

Eine Analyse der Post offenbart, dass ein signifikanter Anteil der Anfragen von jenen kommt, die auf die eine oder andere Weise folgende Frage stellen: "Werden Sie den Fall meines Kindes übernehmen?" Während ich es vorzöge, individuell auf jede dieser Anfragen einzugehen, ist dies aufgrund ihrer Fülle nicht mehr möglich. Daher nutze ich dieses Forum, um meine Politik der Vertretung von Kindern zu erläutern. Es ist meine Hoffnung, dass Menschen dadurch nicht nur zu produktiveren Ressourcen für ihre jeweiligen Bedürfnisse weitergeleitet werden, sondern unnötige Korrespondenz aller Beteiligten vermieden wird.

Zu allererst: ich lasse mich von keinem Erwachsenen beauftragen, ein Kind in einer innerfamiliären Angelegenheit zu vertreten, Punkt. Dies beinhaltet (ohne darauf beschränkt zu sein) Missbrauch, Vernachlässigung, Sorge, Umgang und die Beendigung elterlicher Rechte.

Der Grund dafür ist einfach: Der Kern meiner Rolle als Anwalt für Kinder ist Unabhängigkeit. Wenn Erwachsene mich verpflichten wollen, ihr Kind zu vertreten, versuchen sie in Wahrheit mich zu verpflichten, ihre Sicht der Dinge betreffend das Kind zu vertreten. Wenn sie mich anheuern können, können sie mich auch feuern. Wenn mich zum Beispiel ein Elternteil in der Annahme beauftragt, dass der andere Elternteil das Kind sexuell missbraucht und ein unbeaufsichtigtes Umgangsrecht verlangt; wenn ich dann erforsche den Sachverhalt und herausfinde, dass in Wahrheit der Elternteil, der mich beauftragte, der Missbraucher ist, ... was tue ich dann?

Wird das "Anwaltsgeheimnis" mich nicht nur davon abhalten, die Wahrheit, die ich herausfand, zu enthüllen, sondern auch davon, gegen den Missbraucher vorzugehen? Das ist eine Frage, um die ich keinen Rechtsstreit führen möchte. Es würde nicht in enormem Umfang Geld und Zeit verbrauchen, es würde mich von meiner Mission abhalten ... solche Rechtsfragen sind nicht der Grund, warum ich diesen Beruf ergriff.

Viele Eltern, die mich anrufen, gestehen ganz aufrichtig ein, dass, würde man den anderen Elternteil anrufen, deren oder dessen Schilderung der Fakten erheblich von ihrer eigenen abwiche. Wie also soll ich die Wahrheit feststellen? Nachforschungen sind zeitraubend, teuer und gefallen mit Sicherheit nicht jedem.

Darum ist es nach dem New Yorker Rechtssystem gesetzlich vorgeschrieben, dass ein Anwalt für jedes Kind in jedem Missbrauchs- und Vernachlässigungsfall bestellt wird. Die Eltern oder Sorgeberechtigten, die in solchen Verfahren beschuldigt werden, dürfen keinen Anwalt "für" das Kind beauftragen. Dies, weil der Staat den automatischen Interessenkonflikt erkennt, wenn ein Anwalt von denselben Leuten bezahlt wird, die er oder sie möglicherweise anzeigen müsste.

In manchen Fällen (wie in Sorge- und Umgangsrechtsverfahren), ist die Ernennung eines Rechtsbeistandes in das Ermessen des Gerichts gestellt. Doch sogar in diesen Fällen kann keiner der Elternteile einen Anwalt anheuern, um die "besten Interessen" des Kindes zu vertreten, weil ganz offenkundig die besten Interessen des Kindes in direktem Gegensatz zu denen des Erwachsenen stehen können. Daher kann ein Elternteil für die juristische Vertretung des Kindes verantwortlich gemacht werden (wie es bisweilen durch das Gericht entschieden wird), ohne diese juristische Vertretung selbst auswählen zu können. Können sie sich vorstellen, dass die beiden Parteien einer Sorgerechtsschlacht sich auf den gleichen "Bevollmächtigten" für ihr Kindes einigen?

Nicht alle Staaten haben das gleiche System. Tatsächlich bieten manche Staaten überhaupt keine Beratung für Kinder in Missbrauchs- und Vernachlässigungsfällen und erlauben es einem ehrenamtlichen Laien, "die Stimme des Kindes vor Gericht" zu sein ... und entrechten auf diese Weise die verletzlichsten Mitglieder der Gesellschaft ... aber das ist eine andere Geschichte...

Dennoch erlaubt es kein Staat einem Erwachsenen, für den Streit mit einem anderen Erwachsenen einen Anwalt für das Kind zu beauftragen. Stellen Sie sich einfach folgendes vor: Was, wenn Eltern in einem heftigem Sorgerechtsstreit verwickelt sind und die Mutter möchte einen Anwalt "für" das Kind beauftragen? Hätte der Vater nicht das gleiche Recht, einen Anwalt "für" das Kind zu beauftragen? Und wenn diese Anwälte sich nicht einig sind, wie könnte dann das Kind überhaupt "vertreten" werden?

Nein, das "unabhängige" System ist nicht perfekt. Ja, es gibt Anwälte die solche "unabhängigen" Beauftragungen akzeptieren und die voreingenommen sind, inkompetent, faul ... die Liste ist endlos. Selbstverständlich betreffen solche negativen Bewertungen in gleicher Weise auch Anwälte, die privat engagiert werden. Der Unterschied ist, dass ein gekränkter Erwachsener seinen Anwalt jederzeit feuern und einen anderen verpflichten kann, während das Kind das nicht kann. Das ist ebenfalls eine andere Geschichte, für ein anderes Mal.

Ich bin einzig im Staate New York zugelassen. Auch wenn ich an Fällen in anderen Bundesstaaten mitgewirkt habe, geschah dies immer unter folgenden Voraussetzungen: (1) Ich werde durch den Anwalt der Parteien hinzugezogen; und (2) Der Sachverhalt vereint entweder die Eltern gegen eine dritte Partei (zum Beispiel eine Kindertagesstätte, ein gewalttätiger Pädophiler, der seine/ihre Position ausnutzte, um das Kind zu verletzen), oder einer der Eltern wurde in einem Strafverfahren wegen eines Verbrechens gegen das Kind verurteilt und der nicht-strafbare Elternteil möchte gegen den Täter in in einem Zivilverfahren auf Erlangung von Schadensersatz und/oder künftigen Schutz für das Kind klagen.

Ungeachtet des Gehaltes irgendeines bestimmten Falles, kann ich meine Tätigkeit nicht in den Bereich anderer Gerichtsbarkeiten verlegen, noch könnte ich eine Untersuchung auf große Entfernung effektiv durchführen. Daher gibt es ohne einen örtlichen Anwalt, der den Fall bereits bearbeitet, keine Möglichkeit, wie ich teilhaben könnte.

Ich kommentiere nicht die Arbeit eines anderen Anwalts, der an einem konkreten Fall arbeitet, weil ich -wiederum- nicht alle Fakten zu meiner Verfügung habe, nur die "Tatsachen"-Version einer Person. Es gibt viele gesetzmäßige Wege der Beschwerde gegen jemanden, der ein Kind unzureichend vertrat. Diese beinhalten -ohne darauf beschränkt zu sein- Klagen wegen Sorgfaltspflichtverletzungen, Beschwerden an den Disziplinarausschuss und Kontaktaufnahme zu der Behörde, die den Anwalt zugelassen hat, einschließlich des Gerichts selbst. Ich kann nicht als eine "Superbehörde" fungieren, die die Arbeit anderer überwacht; das ist jenseits meiner Möglichkeiten.

Ich kann niemandem helfen "seine Geschichte" den Medien zu erzählen. Ich habe keine "Kontakte" zu den Medien, an die ich Menschen weiterleiten könnte.. Ich kann niemandem helfen, einen Buch- oder Filmvertrag zu sichern. Das ist der Job eines Agenten. Der Umstand, dass ein Fall "großes Medienpotential " hat, ist nicht nur ohne Interesse für mich, sondern lässt einen Appell an einen Typus Anwalt erkennen, der ich mit Nachdruck nicht sein möchte.

Meine persönliche Politik ist es, die von mir vertretenen Kinder niemals den Medien auszusetzen. Ich weiß, dass es viele gibt, die damit nicht einverstanden sind; ob aus den ehrenwertesten oder geldgierigsten Gründen, überlasse ich anderen zu entscheiden. Es genügt wohl wenn ich sage, dass ich diese Ansicht nicht teile und niemanden darin unterstützen werde.

Es ist zwecklos, mir umfangreiche Kopien von Gerichtsdokumenten, Briefen, "Analysen", psychologischen oder investigativen Berichten oder irgendetwas in der Art in mein Büro zu schicken. Meine Politik der Vertretung eines Kindes ist nicht flexibel. Ich habe sehr berühmte Leute aus dem gleichen Grund abgelehnt. Ich habe jene abgelehnt, von denen ich noch nie gehört hatte: Ich vertrete Kinder, nicht die Sicht eines Erwachsenen bezüglich der Fakten, die den Fall dieses Kindes umgeben.

Dies soll nicht dazu dienen, die aufrichtigen und sorgenden Bemühungen von Eltern zu diskreditieren, deren Wunsch es ist, ihre Kinder vor dem anderen (missbrauchenden) Elternteil zu schützen. Es soll bedeuten, dass ich auf diesem Weg nicht nur nicht die Wahrheit herausfinden kann, sondern dass ich kein Kind in einem solchen Verfahren vertreten kann, bis mir diese Aufgabe durch ein Gericht übertragen wurde.

Ich bin auch kein Experte hinsichtlich der Verjährungsvorschriften anderer Gesetzgebungen. Es ist daher zwecklos für ein früher einmal missbrauchtes Kind, das nun erwachsen ist, mich wegen juristischen Beistands wegen etwas zu kontaktieren, das sich vor vielen Jahren ereignete. Diese Personen sollten Beratung im Gebiet jener Gerichtsbarkeit konsultieren, in denen diese Geschehnisse sich mutmaßlich ereignet haben.

Ich ziehe es vor, keine persönlichen Empfehlungen an einen anderen Anwalt vorzunehmen. Meine Erfahrung ist, dass ich für solche Überweisungen mit konstanten Druck von Mandanten belohnt werde, die von mir die Überwachung des Falles und "Absegnung" eines jeden einzelnen Schrittes erstreben. Wenn sich interessierte potentielle Mandanten unseren Ressourcen-Bereich ansehen, werden sie viele potentielle Informationen über Rechtsanwälte in verschiedenen Gerrichtsbarkeiten finden.

Ich weiß, dass viele Hilferufe aufrichtig und berechtigt sind. Und auch wenn ich bereit bin, anderen Anwälten beizustehen, die mit der gleichen Arbeit wie ich beschäftigt sind, kann ich meinem Berg an Rechtsstreiten über das Vorerwähnte hinaus nichts mehr hinzufügen. Weil ich die Aufmerksamkeit der Medien für meine Arbeit erlangt habe, glauben manche Leute, dass ich der einzige Anwalt bin, der diese Arbeit erledigt. Das ist nicht richtig und jeder, der nach Beratung "für" Kinder unter den von mir beschriebenen Umständen sucht, wäre am besten beraten, sich an geeignete Organisationen wegen der Namen örtlicher Rechtsanwälte zu wenden, die Erfahrung auf diesem Gebiet haben.

Ich erwarte keine Zustimmung anderer zu meiner persönlichen Politik betreffend die Vertretung von Kindern, Ich bitte einzig darum, dass meine Einstellung respektiert wird. Jeder Einzelne hat Anspruch auf sein eigenes Urteil, aber jeder Einzelne verfügt auch über seinen eigenen Verhaltenskodex.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Hochachtungsvoll,
Andrew Vachss


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