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The Official Website of Andrew Vachss

 

Der Kampf gegen Kinderpornographie

Kinderpornographie hat sich zu einem solch profitablen Geschäft ausgeweitet, dass es nicht mehr nur auf Pädosexuelle begrenzt ist. Lassen Sie dieses grausame Verbrechen gegen unsere Kinder bekämpfen.

Höhere Strafen werden einige Täter  abschrecken. Jene, bei denen das nicht der Fall ist, können für eine lange Zeit hinter Gitter gebracht werden.

Von Andrew Vachss

Veröffentlicht in Parade am 19. Februar 2006


Andrew Vachss, Mit-Herausgeber von PARADE, hat den Schutz unserer verletzlichsten Bürger zu seiner Lebensaufgabe gemacht. Er ist ein Anwalt, dessen Praxis seit fast vier Jahrzehnten ausschließlich der Vertretung von Kindern, viele davon Opfer sexuellen Missbrauchs, gewidmet ist. Diese Erfahrung hat ihn zu einem offenen Verfechter der Würde und Rechte von Kindern gemacht – ein Thema, welches er auch in seinen Bestseller-Romanen verfolgt. In dieser Woche bitten wir unsere Leser, sich an Vachss' Ruf zu den Waffen gegen ein verachtenswertes Verbrechen zu beteiligen, das sich mit einer besorgniserregenden Geschwindigkeit ausbreitet.


Zahlen belegen, dass Kinderpornographie das am schnellsten zunehmende aller Internet-Geschäfte ist, mit dem schätzungsweise mehrere Milliarden Dollar im Jahr erwirtschaftet werden. Aber während eine solche Information uns entrüsten oder beängstigen kann, ändert sie nichts. Unser Wissen über kalte Statistiken wird das Verhalten derer nicht ändern, die Vergnügen an der Ausbeutung von Kindern haben oder Gewinn damit erzielen. Wenn wir einen Krieg führen sollen, müssen wir stattdessen unseren Feind kennen. Wir müssen mehr über diejenigen wissen, die dieses unsägliche "Produkt" herstellen – warum sie es tun und über die verschiedenen Arten, wie es verwertet wird.

Die Bezeichnung "Pornographie" kann zu Diskussionen über den Kunstbegriff führen. Sie kann Fragen der Redefreiheit oder der Zensur berühren. Aber gleich, wie man über Pornographie im Allgemeinen denkt: Kinderpornographie hat in dieser Debatte nichts verloren. Kein Kind kann, weder emotional noch rechtlich, darin einwilligen, für sexuelle Zwecke fotografiert zu werden. Folglich erfasst jedes Bild eines Kindes bei einer sexuellen Handlung – sei es eine Fotographie, ein Video oder eine DVD – die Vergewaltigung des Kindes und eine Tat gegen die Menschlichkeit.

Kinderpornographie ist ein solch profitables Geschäft geworden, dass es nicht mehr nur auf Pädophile begrenzt ist. Die Nachfrage ist größer als das Angebot und wird es auch immer sein. (Einige Pädophile würden, wenn sie die Mittel dazu hätten, eine Kopie jedes einzelnen Stücks an Kinderpornographie erwerben, das je produziert wurde.) Das Risiko/Gewinn-Verhältnis ist extrem günstig. Und der Investitionsgewinn ist außergewöhnlich. Welches Verbrechersyndikat würde sich eine solche Gelegenheit entgehen lassen?

Vergleichen Sie die Herstellung von Kinderpornographie mit einem anderen Syndikatsverbrechen: dem Handel mit Kokain. Wirksame Herstellung von Kokain erfordert die Kontrolle der Anbaufelder, den Unterhalt privater Armeen, komplexe Laborkenntnisse und -anlagen, Schmuggelexpertise und das Bedienen vieler Bestechungsebenen. Wegen der harten internationalen Rauschgiftgesetze riskiert man mit dem Umschlag großer Mengen eine lebenslange Haftstrafe oder, in einigen Ländern, die Todesstrafe. Demzufolge haben jene, die gefasst werden, einen großen Anreiz, höhere Mitglieder der Produktionskette zu verpfeifen.

Und selbst wenn das Syndikat all das bewältigt, muss alles stets von vorne beginnen: Sobald Kokain verkauft ist, ist es weg.

Dagegen benötigt die Produktion von Kinderpornographie lediglich eine Ausstattung, die jeder in einem örtlichen Einkaufszentrum erwerben kann. Weil ein großer Teil des Originalprodukts "selbstgezogen" ist – von den Eltern oder Betreuern der Opfer produziert und anschließend zur Verteilung an das Syndikat angeboten –, ist das Risiko, gefasst zu werden, gering. Und die Strafen sind viel niedriger, als sie sein sollten, wenn man den angerichteten Schaden und den erzielten Gewinn betrachtet. Wenn die Bilder einmal gemacht sind, können sie immer wieder kopiert werden. Selbst die Beschlagnahmung der Originalbilder bedeutet nichts: Bilder im Internet können nie zerstört werden. Die Einzigen, die in dem Geschäft der Kinderpornographie "aufgebraucht" werden, sind seine Opfer.

Wir rechtfertigen drakonische Strafmaße für Drogenhandel, weil er "unseren Kindern schadet". Und das tut er. Aber keine bloßen Worte können jemals wirklich die tägliche Qual von Opfern beschreiben, die vor Jahren dazu gezwungen wurden, in Kinderpornographie mitzuwirken und die jetzt, als Erwachsene, Bilder von sich selbst beim „Auftritt“ im Internet sehen.  Ob ich glaube, dass diejenigen, die "die Bilder nur sammeln", aufhören würden, wenn sie den Schmerz wahrnehmen würden? Nein. Pädophile – selbst diejenigen, die ihr räuberisches Benehmen als "Liebe" beschreiben – haben kein Einfühlungsvermögen. Der Schmerz anderer ist unwesentlich bei der Verfolgung ihres eigenen Genusses. Und für die offenkundigen Sadisten würde ein solcher Schmerz nur den Wert ihrer "Sammlungen" erhöhen.

Das ist der Grund, weshalb wir anfangen müssen, den so genannten "einfachen Besitz" von Kinderpornographie als das abscheuliche Verbrechen zu behandeln, das es ist. Jeder Kauf von Kinderpornographie fördert das Wachstum dieses üblen Geschäfts: von "spezialangefertigter" Kinderpornographie – der Verkauf von Bildern einer Kindervergewaltigung, die im Auftrag des Verbrauchers geschaffen wurden – bis zu "Echtzeit"-Kinderpornographie, bei der die Abonnenten zahlen, um die Online-Vergewaltigung von Kindern anzusehen, während diese geschieht. Es gibt noch einen anderen Absatzmarkt für Bilder von Kindern, die physisch misshandelt und sogar gequält werden. Einige von diesen Bildern werden geradeheraus für die sexuelle Befriedigung der Zuschauer vermarktet, während andere als "erzieherisches Material für Vormünder" getarnt werden.

Ich kann verstehen, dass es Menschen gibt, die unschuldigerweise (wenn auch unklugerweise) auf einen Hyperlink klicken, den sie in einer E-Mail erhalten haben, und die dann plötzlich Kinderporno sehen. Das geschieht tatsächlich. Aber es passiert demselben Individuum nicht dutzende von Malen. Fragen Sie einen beliebigen Ermittler, wie viele Bilder auf der durchschnittlichen Festplatte eines Computers gefunden werden, der gemäß einer richterlichen Anordnung beschlagnahmt wurde:  Die Zahl, die Sie am häufigsten hören werden, ist "tausende".

Persönliche Erregung oder Stimulierung ist sicherlich ein Grund, um Kinderpornographie zu sammeln. Aber es gibt finsteren Nutzen. Einer davon ist es, potenzielle Opfer unempfindlich zu machen. Die Kinder von heute sind Geschöpfe der Medien. Was sie in Filmen sehen, ist das, "was andere Kinder tun", und der räuberische Pädophile führt geschickt Kinderpornographie unter andere kinderverlockende "Spiele" ein, die während der "Vorbereitungsphase" angeboten werden. Dies ermöglicht es ihm, den Widerstand des Kindes nach und nach zu verringern. Das ist ein weiterer Grund, um die Strafen für den einfachen Besitz von Kinderpornographie drastisch zu erhöhen. Es ist nicht nur eine abartige Art der Unterhaltung: Es ist eine tödliche Waffe, die neue Opfer verursacht.

Darüber hinaus wird Kinderpornographie durch Pädophile auch zur persönlichen Bestätigung genutzt. Jedes Bild sagt dem Sammler, dass er (oder sie) kein Perverser ist, sondern ein Opfer, dessen sexuelle Interessen – obwohl sie von einer "repressiven Gesellschaft" nicht akzeptiert werden – von vielen geteilt werden. Therapeuten sagen uns immer, dass Pädophile an geringem Selbstbewusstsein leiden. Die Wahrheit ist, dass nichts das Selbstbewusstsein solcher Individuen mehr steigert als der sichere Beweis, dass sie nicht allein sind. Und eine solche Bestätigung ist nie weiter als einen Maus-Klick entfernt.

Jetzt, da wir wissen, was Kinderpornographie wirklich ist, können wir die immense Gefahr verstehen, die sie für Kinder in der ganzen Welt darstellt. Die Frage lautet nun: Was können wir tun?

Als Erstes müssen wir den Einsatz erhöhen. Mit deutlich höheren Strafrahmen – für alles: vom einfachen Besitz bis zur Herstellung mit der Absicht der Verteilung – werden wir unverzüglich zwei Dinge erreichen:

  • Einige Käufer und Hersteller werden abgeschreckt, weil sich das Risiko/Gewinn-Verhältnis plötzlich zum Ungünstigen hin verschoben hat.

  • Diejenigen, die sich nicht abschrecken lassen, werden wir für sehr lange Zeiträume mittels erheblicher Gefängnisstrafen außer Gefecht setzen können.

Zweitens müssen wir die zivil- und strafrechtlichen Verjährungsfristen für Taten abschaffen, die die Herstellung von Kinderpornographie einbeziehen. Dies wird die Gelegenheit eines jeden Opfers bewahren, zu klagen, selbst wenn seine oder ihre individuelle Identität erst nach vielen Jahren entdeckt wird. Es wird auch die "Internet-Verteidigung" ausschließen, was bedeutet, dass es nicht nötig sein wird, das Datum zu beweisen, an dem die ursprüngliche sexuelle Misshandlung aufgezeichnet wurde.

Drittens: Um Verbrechersyndikate noch mehr abzuschrecken, müssen wir Bundesgesetze erlassen, um es den Vereinigten Staaten zu ermöglichen, im Namen eines jeden bisher noch nicht identifizierten Kindes zu klagen, das in beschlagnahmter Kinderpornographie dargestellt ist. Dies wird es ermöglichen, Räubern unverzüglich ihren Besitz und ihre Gewinne zu entziehen, die hinterlegt werden können, bis ihre Opfer identifiziert sind.

Viertens müssen wir erkennen, dass Kinderpornographie ein internationales Verbrechen ist. Viele der Server, auf denen sie gespeichert oder über die sie verteilt werden, sind in fremden Ländern sicher untergebracht. Üblicherweise wird eine "Gateway"-Funktion eingerichtet, um Kreditkartenkunden vor Entdeckung zu schützen, wenn sie Kinderpornographie von ausländischen Händlern erwerben. Aber wenn die Abwehr einer solchen Website durchbrochen wird, werden oft nur die amerikanischen Teilnehmer ein Gefängnis von innen sehen oder dem Verlust ihrer schmutzigen Gewinne gegenüberstehen. Da wir wirtschaftliche Sanktionen gegen Länder einbringen, die Menschenrechte verletzen: Warum sollten wir weniger tun, wenn Kinderporno-Syndikate mit der offensichtlichen Komplizenschaft ausländischer Regierungen agieren?

Wir sollten Kooperationsabkommen mit allen Regierungen aushandeln, mit denen wir Geschäfte machen, damit Kinderpornographie-Syndikate keinen Schutz haben, ganz gleich, wo sie beherbergt sind. Wir sollten uns nicht von großzügig klingender Rhetorik täuschen lassen: Wenn ausländische Regierungen behaupten, dies sei ein Datenschutzproblem, schützen sie tatsächlich schlicht und einfach organisierte Kriminalität – und werden hierfür gut bezahlt. Wenn eine US-Ermittlung einen ausländischen Bestandteil eines Kinderpornographie-Rings aufdeckt, muss unsere Regierung vollen Zugang zu allem erhältlichen Beweismaterial verlangen und darauf bestehen, dass das Gastland alle Täter strafrechtlich verfolgt und angemessene Strafmaße durchsetzt.

Schließlich müssen wir anerkennen, dass ein Krieg nicht ohne Mittel gekämpft werden kann, und verlangen, dass unsere Gesetzgeber diese Mittel bereitstellen. Für diesen Krieg benötigen wir mehr ausgebildete Ermittler, mehr Computerexperten, die fortschrittlichste Ausrüstung – und den Druck des Staates, um die Kooperation anderer Regierungen zu erzwingen (während man ihnen selbstverständlich das Gleiche anbietet).

Kinderpornographie ist ein Multiopfer-Verbrechen und ein Multimilliarden-Geschäft. Wir wissen bereits, was Kinder für räuberische Pädophile und Verbrechersyndikate "wert" sind. Es ist an der Zeit, der Welt zu zeigen, was sie uns wert sind.


heise.de hatte im Rahmen der Inintiative "Netz gegen Kinderporno" über Jahre hinweg durch Einrichtung einer neutralen Meldestelle geholfen, bundesweit den Fund von Kinderpornographie an die Behörden weiterleiten zu können. heise.de hat eine eigene Seite mit Kontaktmöglichkeiten zu allen zuständigen Kriminalämtern in Deutschland, Österreich und der Schweiz online gestellt. Wir verzichten darauf, diese Behörden selbst noch einmal aufzulisten und leiten direkt zu heise.de weiter:

http://www.heise.de/ct/Netz_gegen_Kinderporno/meldestellen.shtml

Bitte beachten Sie dortigen, zutreffenden Hinweise zum Umgang mit aufgefunden kinder-pornographischen Inhalten. Der Besitz kinderpornographischen Materials ist strafbar. Auch die Speicherung zu "Beweiszwecken" kann folglich strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen! Sollten sie auf Kinderpornographie stoßen, so informieren Sie direkt die zuständigen Kriminalämter und nicht private Initiativen.


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