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The Official Website of Andrew Vachss

 

Der Therapiehund Luna

Bereits an anderer Stelle auf dieser website hatten wir mit dem Schäferhund Vachss und der ehemalighen Blindenhündin Sheba Hunde vorgestellt, die zum Therapiezwecken eingesetzt wurden.

Wir sind stolz, nunmehr Luna präentieren zu können, welche die harte Schulbank drückte und neben wenigen anderen die Prüfung zum Therapiehund bestand. Luna wurde in Österreich ausgebildet, wo man mit dem vermeintlichen "Kampfhund" keine Schwierigkeiten hatte. Hoffen wir, dass auch in Deutschland in absehbarer Zeit entsprechend befähigte Ausbildungsstätten zu finden sein werden und sich die Hemmungen gegen einen Einsatz von Tieren zu Therapiezwecken abbauen lassen.

Der nachfolgende Artikel stammt von Simone Dustert, dem Menschen, der zu Luna gehört. Simone hat ein Medizinstudium absolviert und strebt eine Tätigkeit im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie an. Beste Voraussetzungen also, um von Luna etwas zu lernen ...


Luna im Einsatz!




Der Weg von Bullmastiff Luna (Chain of Hope Brenda) zum geprüften Therapiehund Luna

von Simone Dustert.

Schon vor einigen Jahren habe ich mich für das Thema Tiere und insbesondere Hunde für die Therapie von Menschen interessiert. Gelegentlich sieht man hierzu ja auch Berichte im Fernsehen oder in liest einiges in Zeitschriften. Pferde beispielsweise werden in Deutschland bereits häufig zur Reittherapie genutzt, die positiven Effekte anderer Tierarten sind zwar durchaus bekannt, dennoch werden zum Beispiel Hunde in Deutschland noch selten für Therapien eingesetzt. Ein zumindest teilweise schon etablierter Part ist der Besuch von Hunden in Altenheimen. Aber auch hierfür gibt es keine staatlich anerkannte Ausbildung und man hat als Laie somit das Problem, die richtige Ausbildungsstelle für sich und seinen Hund zu finden.

Nachdem ich mich entschieden hatte, dass ich mit meiner Bullmastiffhündin gerne eine Ausbildung zum Therapiehund absolvieren würde, begann erst einmal ein langer informativer Weg. Die oben genannten Probleme aber auch Lunas Rasse standen mir hier sehr im Wege. Zum einen konnte ich kaum Ausbildungsmöglichkeiten finden, noch wusste ich, ob die wenigen, die ich aufgetan hatte auch qualitativ gut waren. Zudem stiess Lunas Rasse bei einigen Ausbildern sofort auf Ablehnung.

Im Grunde fand ich nach langer Suche nur zwei deutsche Verbände, die mir zumindest den Anschein gaben, dass ich dort eine gute Ausbildung finden könne. Aber auch hier hatte ich mich getäuscht. Der erste Verein schied schnell für mich aus, da es sich hier um eine von einer Privatfrau und Züchterin organisierten Sache handelte und sie zum anderen Molosser und sogenannte Kampfhunde von vornherein ablehnte. Dies zeigte mir, dass sie in diesem Bereich sicherlich nicht wirklich über Kompetenz verfügt, denn nicht die Rasse, sondern das einzelne Tier ist entscheidend! Bei dem anderen Verband meldete ich mich an, jedoch wurde der Termin mangels Interessenten abgesagt. Somit wurde das Projekt "Therapiehund" erst einmal auf Eis gelegt.

Alle paar Monate suchte weiter nach Ausbildungsmöglichkeiten und stieß dann im März 2003 auf eine Privatfrau in der Eifel, die mir das TAT empfahl. Beim TAT = "Tiere als Therapie" handelt es sich um einen Verein, der im Jahr 1991 in Österreich von der Biologin Dr. Gerda Wittmann gegründet wurde. Frau Dr. Wittmann hatte während ihres langjährigen Aufenthaltes in Australien die Gelegenheit gehabt, die tiergestützte Therapie (animal assisted therapy - AAT) kennenzulernen und es sich nach ihrer Rückkehr zum Ziel gesetzt, diese auch in Österreich einzuführen. Heute ist der Obmann des Vereins Univ. Prof. Dr. med. vet. Josef Leibetseder. Der gesamte Verein arbeitet mit vielen Fachleuten aus unterschiedlichsten Bereichen (Psychologie, Biologie, Medizin, Pädagogik etc.) zusammen. Die Hauptstelle des TAT ist die veterinärmedizinische Universität Wien.

TAT wird der großen Verantwortung, die mit der Therapiearbeit verbunden ist, dadurch gerecht, dass die Organsiation u.a. erstmals Gütekriterien für die Eignung und Ausbildung von Therapietieren erstellte und durch die Zusammenarbeit mit namhaften Experten die Qualität von Ausbildung und Einsatz sicherstellt. Darüber hinaus ist TAT vielfältig in der Wissenschaft engagiert. Nachdem ich zu der Überzeugung gekommen war, dass es sich hier um eine wirklich fundierte Ausbildung durch Fachleute handelt, habe ich mich entschlossen die doch recht weite Reise nach Wien auf mich zu nehmen.

Beim TAT steht der individuelle Hund und Halter im Vordergrund. Sicherlich gibt es bei manchen Rassen Vor- oder auch Nachteile, aber kein Hund wird aufgrund seiner Rasse abgelehnt.

Da ich 900 km von Wien entfernt wohne, kam für mich nur der Intensivkurs in Frage. Dieser ist für Hund und Halter allerdings sehr belastend und anstrengend. Die hohen Anforderungen des TAT, sowie auch die kurze Ausbildungszeit bedingen, dass in diesem Intensivkurs nur 25 - 50 % die Prüfung des TAT bestehen. Lunas und mein Kurs dauerte von Osterfreitag - Dienstag, kostete 250 Euro und beinhaltete 12 Stunden Theorie mit Abschlussprüfung und etliche Stunden Praxis mit Prüfung.

Von Beginn an wurden wir darauf hingewiesen, dass nur wenige Hunde zu der Prüfung zugelassen werden würden. Ein Therapiehund sei kein "normaler" Hund, sondern müsse ich jeder Situation immer völlig aggressionsfrei und möglichst auch ohne Angst reagieren. Wichtig war zudem der Gehorsam des Tieres und die Sozialverträglichkeit. Die Ausbildung war wirklich sehr schwer und Luna und ich waren teilweise mit unseren Nerven am Ende. Von 17 Hunden (zum größten Teil Golden Retriever und Labrador Retriever) durften nur 6 zur Prüfung antreten, die es dann aber auch alle geschafft haben. So auch meine Luna! Sie ist somit der erste geprüfte Bullmastiff und sogar Molosser des TAT!

Eine häufig gestellte Frage ist, in welcher Form Tiere therapeutisch von Nutzen sein können. Diese Frage kann man so pauschal nicht beantworten, da dies von sehr vielen Faktoren abhängig ist. Nicht bei jedem Menschen hat ein Tier positive Auswirkungen. Wenn eine Person beispielsweise Tiere nicht mag, sollte man dies auch akzeptieren, denn dann wird man kaum Gutes erreichen können.

Ich möchte im Folgenden gerne auf einzelne Bereiche eingehen, da man so den Nutzen am besten erklären kann.

Zum einen gibt es nachweislich eine entwicklungsfördernde und erzieherische Wirkung von Haustieren auf Säuglinge, Kinder und Jugendliche.

Nach Angaben des Institutes f. Jugendforschung rangiert das Interesse von Kindern am Heimtier mit 66 % noch vor dem Sport mit 60 % und Musik und Fernsehen mit 46 %. Die besonders starke Anziehungskraft, die Tiere auf Kinder ausüben, lässt sich möglicherweise damit erklären, dass Kinder in der Ursprünglichkeit ihrer Bedürfnisse und Antriebe dem Tier eng verwandt sind. ("Wie kleine Kinder zeigen auch Katzen und Hunde, wenn sie körperliche Zuwendung und Trost suchen, keinerlei Hemmungen..." J.Serpell). Eine andere Erklärung liefert das neotene Verhalten bestimmter Tierarten und ihr teilweise unter künstlicher Selektion herausgezüchtetes physisches Erscheinungsbild (Kindchen-Schema). Dies kann Kinder dazu animieren z.B. Hunde oder Katzen als Ihresgleichen in anderem Gewand zu betrachten. (J. Serpell; Das Tier und wir. Eine Beziehungstudie. Zürich 1990)

Da Kinder den Kontakt zu Hunden schätzen und der Hund sich dem Kind im Falle kindlichen Fehlverhaltens entzieht bzw. dem Kind seine Grenzen zeigt, werden Kinder selbstverstärkend aus der Sache heraus dazu erzogen, sich a) dem Tier gegenüber artgerecht zu verhalten und b) als Voraussetzung hierfür, sich auf das Tier einzustellen und auf seine Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen.

Die positiven Eigenschaften nun in epischer Breite zu erklären und begründen, würde wohl zu weit führen. So liste ich die Punkte nur kurz auf:

· Erziehung zu Verantwortung und Rücksichtnahme

· Erwerb sozialer und kommunikativer Kompetenz

· Steigerung der Lernbereitschaft und Leistungsfähigkeit

· Förderung von Humanität und Liebesfähigkeit

· Erwerb emotionaler Kompetenz

· Entwicklung zur Selbstständigkeit

Die heilungsfördernde Wirkung von Tieren auf emotional gestörte und psychisch kranke Kinder ist ebenfalls bekannt.

Levinson (Kinderpsychotherapeut) war einer der ersten, der Haustiere in der Therapie einsetzte. Seiner Meinung nach läuft der tiergestütze Therapieprozess in Phasen ab. Zunächst wird das Kind mit dem Therapeuten und dem Tier bekannt gemacht (1). Das Tier findet gleich starke Beachtung des Kindes (2). Das Kind beginnt mit dem Tier zu spielen (3). Der Therapeut, welcher anfangs ignoriert wurde, wird nach und nach in die Interaktion mit einbezogen (4). Die Interaktionen mit dem Therapeuten treten in den Vordergrund (5). Folgende Argumente werden von praktizierenden Kindertherapeuten für die tiergestütze Therapie gebracht (auch hier fasse ich mich kurz):

· Das Tier erleichtert den Beginn der Behandlung (Tier als Eisbrecher).

· Im Gegensatz zu Puppen bemerkt das Kind im Kontakt zum Tier unmittelbar, dass seine Gefühle erwidert werden.

· Projektionen und Übertragungen von Emotionen und Konflikten auf die Person des Therapeuten gelingen bei Kindern selten. Ein Tier hingegen eröffnet dem Kind die Möglichkeit zur Identifikation. Indem es Projektionen auf das Tier wirft, kann der Therapeut Einblick in das Unbewusste des Kindes bekommen.

· Kinder sind überzeugt, dass Tiere ihre Gefühle verstehen und erfahren somit eine emotionale Unterstützung.

· Die Dreierbeziehung (Kind, Tier, Therapeut) kann Konfliktsituationen provozieren, aus denen sich Abwehrmöglichkeiten und Übertragungen ergeben können (therapeutisch wichtig).

· Ein lebendes Tier lässt sich nicht uneingeschränkt manipulieren.

· Ein Tier kann zu Selbst- und Ichstärkung verhelfen.

· Bei schwer beziehungsgestörten Kindern kann ein Tier den Rückzug ins Ich und somit in die soziale Isolation überwinden helfen. Tiere lassen sich im Gegensatz zu Menschen von einem "emotionalen Panzer" wenig beeindrucken.

· Tiere laden zum Körperkontakt und Austausch von Zärtlichkeiten ein. Kinder mit Angst vor emotionaler Nähe zu Menschen brauchen diese Zärtlichkeiten.

Auch in der Jugend- und Erwachsenenpsychiatrie helfen Tiere (Vgl. Corson et al.: Pet dogs as nonverbal communication links in hospital psychiatry, in: Comprehensive Psychiatry 18, Heft 1 (1977) 61-72). Zum Beispiel konnten durch den co-therapeutischen Einsatz von Hunden in einer psychiatrischen Klinik messbare Erfolge der Therapie nachgewiesen werden. Von 50 Patienten, die auf konventionelle Therapie nicht ansprachen, zeigten 47 deutliche Besserung des Befindens. Corson sieht die Rolle von Tieren insbesondere als "soziale Katalysatoren".

Nun noch kurz zu Besuchen in geriatrischen Einrichtungen: Viele alte Menschen habe ihren Lebensgefährten bereits verloren und sind relativ einsam. Somit mangelt es ihnen auch an körperlicher Zuwendung. Auch hier laden Tiere zum Körperkontakt und Austausch von Zärtlichkeiten ein. Ein Tier nimmt den Menschen so wie er ist, Krankheiten, Alter, unangenehme Gerüche, Gedanken etc. stören das Tier nicht. Die Bewohner fühlen sich von dem Hund ohne Einschränkungen angenommen. Demenzkranke bemühen zudem oft ihr Altzeitgedächtnis, da sie sich an vergangene Situationen mit Hunden erinnern. Auch das Neuzeitgedächtnis wird gefordert, denn die Leute möchten den Namen des Hundes wissen und vielleicht auch das ein oder andere über das Tier erfahren. Wenn die Bewohner einen Hund über den ganzen Körper streicheln, erfordert dies eine große Bewegung aus der Schulter heraus. Gerade Patienten, die an Parkinson leiden, sind in solchen großen Bewegungen eingeschränkt. Die Feinmotorik kann z.B. durch die Gabe von kleinen Leckerchen gefördert werden. Zudem ist der Hundehalter anwesend und wirkt auch positiv durch Gespräche und Aufmerksamkeit und Abwechslung auf die Bewohner ein.

Nun möchte ich noch von zwei Besuchen mit Luna berichten.

Zum einen besuchten wir eine alte demenzkranke Dame. Diese freute sich sehr über unseren Besuch. Am wichtigsten war für sie, dass sie sich von Luna so geliebt, angenommen und auch verstanden fühlte. Sie meinte, dass Luna sie sehr mag, weil Luna ja auch merken würde, dass sie selber den Hund so gerne hat. Zum anderen suchte sie nach Hunde geeigneten Leckerlis in ihrer Wohnung und musste sich hierzu einige Gedanken und Überlegungen machen.  
     
  Des weiteren war ich mit Luna in der Hauptschule Oberpleis (7. Klasse) zu Besuch. Dort merkte man, dass auch Kinder, die sonst eher "cool" sind, dem Hund gegenüber Gefühle zeigen können. Sie haben auch im Verhalten (Lärm und Hektik) sehr Rücksicht auf Luna genommen. Ein Mädchen mit großer Hundeangst konnte am Ende Luna schon anfassen und man merkte deutlich, wie sehr dies ihrem Selbstbewusstsein half. Luna ging auch zu Kindern, die sonst eher abseits stehen.

 

Mein Ziel wäre es, mit Luna in der Kinder- und Jugendpsychiatrie arbeiten zu können. Leider stehen hier noch oft hygienische Vorstellungen von Krankenhäusern im Weg. In Österreich werden Hunde bereits häufig in verschiedenen Krankenhäusern und Heimen zur Therapie genutzt und ich hoffe, dass sich dieser Fortschritt auch in Deutschland etablieren wird.

Zu guter letzte möchte ich noch kurz etwas zu den Voraussetzungen für die Teilnahme an einer Ausbildung zum Therapiehund schreiben. Diese beinhalten, dass der Hund gut sozialisiert ist. Es muss ein menschenfreundlicher Hund sein, mit hoher Toleranzschwelle gegen Menschen und Tiere (hohe Reizschwelle, absolut niedrige Aggressionsneigung). Er sollte ein ausgeglichenes Wesen haben, extrovertiert sein, den Kontakt zum Menschen aktiv suchen. Weiterhin sollte der Hund einen gewissen Grundgehorsam (BH - Niveau, (Anm. d. Red. BH heisst Begleithundeprüfung) Beherrschung, gute Bindung zum Hundeführer) besitzen. Der Hund muss in einem optimalen Gesundheitszustand sein und darf keine Schutzausbildung angefangen oder abgeschlossen haben. Das Mindestalter von 18 Monaten soll nicht unterschritten werden, nach oben gibt es keine Grenzen, sofern es der Gesundheitszustand des Tieres erlaubt.

Der Hundehalter sollte eine soziale Ader haben, Geduld mitbringen, Teamgeist zeigen und auch neugierig auf Neues sein. Ungeeignet wären krankhaft ehrgeizige Hundehalter, Menschen mit Kontaktschwierigkeiten oder Depressionen.

Weitere Informationen über Luna, ihre Erfahrungen und Einsätze sind auf meiner Homepage zu finden: www.bull-mastiff.de Näheres über die Organisation "Tiere als Therapie" finden Sie auf den Internetseiten des Vereins selbst: www.tierealstherapie.org

© 2003 Simone Dustert; Alle Rechte vorbehalten


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