Ein Auszug aus

Choice of Evil

von Andrew Vachss

Die Dinge blieben ruhig für ein paar Tage. Ich investierte viel Zeit in den Versuch, einen netten, kleinen Plan auszuarbeiten, aber es fügte sich nichts richtig zusammen. Also gab ich es auf. So betreibe ich mein Geschäft—sicher oder gar nicht. Ungeduld bringt in den Knast.

Die Stadt blieb nervös. Dann drehte der Vorsitzende einer der am Tageslicht agierenden Pädophilen-Organisationen den Zündschlüssel seines schönen neuen Autos und fuhr direkt zur Hölle. Der Radiobericht sagte, der Wagen explodierte genau in der Einfahrt des Freaks.

Erster-Verfassungszusatz-Absolutisten schrieben fieberhaft Briefe an Zeitungsherausgeber, in denen sie ein Land beklagten, in dem jemand hingerichtet werden konnte, weil er unpopuläre Meinungen vertrat. Sie unterschrieben nicht mit ihrem Namen. Talk shows waren voll von scheinheiligen Schweinen, die ihre Monologe über der Sünde Lohn herunterleierten. Die Cops sagten, sie hätten einige Verdächtige, aber keine heiße Spur.

Trotz alledem war der Anschlag nach der Expertenmeinung persönlich, nicht politisch. Die größeren Pädophilen-Organisationen lieben es, ihre kleinen "Feindeslisten" herauszugeben, vor allem im net. Wenn sie wüssten, wie lange diese Liste in Wirklichkeit war, würden sie ihr Geld stattdessen für kugelsichere Westen ausgeben.

Dennoch entschied die Gruppe, der der tote Mann vorstand, sie müssten es politisch machen, Kapital daraus schlagen. Also kündigten sie eine Mahnwache vor Gracie Mansion an — dem Haus des Bürgermeisters.

Sie waren da draußen und betrauerten ihren Verlust für die Fernsehkameras, als jemand, der wusste wie man einen Granatwerfer bedient, sieben von ihnen mit einem Mal auslöschte.

Der Snuff-Film war ein großer Hit auf allen Kanälen. Aber keiner brachte es zusammen—tatsächlich waren die meisten meilenweit davon entfernt—bis der nächste Brief ankam:

Es gibt viele Wege, Homosexuelle zu unterdrücken. Schwulenklatschen ist die deutlichste, aber nicht die vernichtendste. Physische Attacken auf Homosexuelle werden von der Allgemeinheit nicht nur geduldet, sondern insgeheim ermutigt. Dies sind bekannte Tatsachen. Was nicht bekannt ist, ist, dass ein großer Teil der Animositäten gegen Schwule durch den vollkommen falschen Glauben genährt werden, dass ein Pädophiler ein Amok laufender Homosexueller ist. Der Journalismus hat sich an diesem Betrug beteiligt. Genau die Zeitung, in der dies abgedruckt ist, ist ein erstklassiges Beispiel dafür. Erinnert ihr euch an die Schlagzeile: "Lehrer wegen homosexuellen Kindesmissbrauchs verhaftet"? Eine Story über einen Kindergärtner und einen fünf Jahre alten Jungen. Fragt euch selbst—und dies ist ebenso an die Journalistenschaft gerichtet—wenn das Opfer ein kleines Mädchen gewesen wäre, hätte die Schlagzeile dann gelautet "Heterosexueller Kindesmissbrauch!"? Ihr kennt die Antwort. Vieles davon ist Ignoranz, aber manches ist Absicht. Pädophile haben sich sorgfältig selbst als "schwul" bezeichnet, um das Kontinuum der Toleranz für homosexuelle Beziehungen zwischen übereinstimmmenden Erwachsenen auf die Vergewaltigung von Kindern auszudehnen. Wie viele Pädophile haben sich als "Schwulenaktivisten" getarnt, um Schwule mit dem abgedroschenen "Erst haben sie die Juden verfolgt" zu verängstigen und zu einem "gemeinsame Sache"-Unsinn zu bringen? Schwule hassen Kinderschänder ebenso sehr, wie es Heteros tun. Manche von uns noch mehr. Einige von uns Opfern sogar noch mehr. Nach sorgfältiger Überlegung komme ich zu dem Schluss, dass Pädophile, die darauf bestehen als "homosexuell" bezeichnet zu werden, sich in gleicher Weise des Schwulenklatschens schuldig machen. Sie werden nun den gleichen Preis zahlen. Achtet auf Eure Worte!

Es war unterzeichnet mit dem "Homo Erectus" - Zeichen. Niemand stellte die Authentizität in Frage— die Anzahl der Leichen hatte jeden Zweifel ausgelöscht.

Die Stadt stank vor Furcht.

© 1999 Andrew Vachss. Alle Rechte vorbehalten.

Auszug aus dem Roman Choice of Evil von Andrew Vachss.