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The Official Website of Andrew Vachss

 

Eine Leseprobe aus

The Getaway Man

von Andrew Vachss


Tim sagte, die Bank würde jeden Donnerstag um die Mittagszeit vor Geld platzen. Und das, weil Donnerstag Zahltag in der Fabrik war und alle zur Bank kamen, um ihre Schecks einzulösen. Der Panzerwagen machte die Lieferung früh am Morgen. Die erste Schicht in der Fabrik endete um drei, damit hatten wir, was Tim ein Fenster nannte – wir mussten rein- und rauskommen, während es noch offen war.

„Ich schaue mir diese kleine Bank seit über einem Jahr an," erzählte er mir und Virgil. "Es gibt nur eine Wache, und der ist ungefähr hundert Jahre alt. Verbringt seine ganze Zeit damit, mit den Kunden zu tratschen, als ob es ein Gemischtwarenladen oder sowas wäre. Es gibt nur eine Kamera, und die können wir mit Sprühfarbe außer Gefecht setzen. Ich nehme an, es gibt stummen Alarm und solches Zeug, aber alles was wir brauchen, sind fünf Minuten da drin, dann schafft Eddie uns alle weg."

Tim lehnte sich weit auf seinem Stuhl zurück, paffte an seiner Zigarette, als wäre sie eine dicke Zigarre. „Jungs," sagte er, „diese kleine Bank ist wie die Kirsche oben auf dem Schokoladentörtchen. Alles was wir tun müssen, ist, sie herunterzupicken."

Ich fand nie heraus, was in der kleinen Bank geschah, jedenfalls nicht bis zum Prozess.

Es war kurz nach zwei am Nachmittag, als wir vorfuhren. Tim meinte, das wäre die Zeit in der immer wenig los sei in der Bank, vor allem donnerstags.

Virgil hatte eine abgesägte Doppelläufige. Die sind gut um Leuten Angst einzujagen, meinte Tim. Viel besser als eine Pistole. Virgil trug die Schrotflinte unter seinem Mantel,eine Lederschlaufe um seinen Hals hielt sie vor seiner Brust. Tim hatte ein Paar Pistolen, wie er sie gewöhnlich immer trug.

„Fünf Minuten, Eddie“, sagte Tim zu mir. Dann gingen er und Virgil in die Bank.

Die Uhr auf dem Armaturenbrett war eine von diesen digitalen. Sie zeigte 14:09 Uhr.

Die Uhr zeigte 14:12, als ich den Knall einer Pistole hörte. Dann das Krachen von Virgils Flinte.

Die Leute begannen zu schreien.

Ich ließ den Motor an und fuhr den Wagen rückwärts an die Vordertür der Bank. Es gab mehr Schüsse. Dann wurde es sehr still. Ich stieg aus und öffnete beide Hintertüren. Ich sprang zurück auf den Fahrersitz und beobachtete den Rückspiegel, um zu sehen, wann Tim und Virgil herauskamen. Ich hörte die Sirenen in einiger Entfernung. Ich legte den Gang des Fluchtwagens ein, hielt ihn mit der Bremse am Platz. Die Uhr auf dem Armaturenbrett zeigte 14:17 Uhr, als der erste Polizeiwagen heranbrauste. Ein anderer war dicht hinter ihm. Und dann ein ganzer Haufen mehr.

Die Cops verteilten sich. Sie gingen hinter ihren Autos in Deckung und zielten mit ihren Waffen auf die Tür der Bank. Einer von ihnen hatte ein Megaphon in seiner Hand. Er schrie mir zu, aus dem Auto auszusteigen und mich auf den Boden zu legen.

Ich wartete auf Tim und Virgil.

Dann fingen die Cops an zu schießen.

Ich wachte im Krankenhaus auf. Schläuche liefen aus mir raus. Ich weiß nicht, wie viel länger es dauerte, bevor ich die Fesseln an meinen Fußgelenken spüren konnte.

Die Cops kamen. Und Männer in Anzügen. Sie stellten mir eine Menge Fragen. Ich fühlte mich so benommen, dass es leicht war, ihnen nicht zu antworten.

Die Krankenschwester hatte rote Fingernägel. Sie war ziemlich pummelig, sah aber hübsch aus in ihrer weißen Uniform.

„Hast du wirklich diese Bank ausgeraubt?" fragte sie mich sehr sanft, als keiner da war.

?" sagte ich. Sie bekam einen Gesichtsausdruck, der nichts Gutes verhieß. Dann nahm sie eine große Nadel heraus und verpasste mir eine Spritze.

Eines Tages kam ein Anwalt. Ein alter Typ, mit einer Masse schweren schwarzen Haars, das er gerade zurückgekämmt hatte.

„Kannst du mir sagen, was passiert ist?" fragte er mich.

?" sagte ich.

Sie verhandelten uns alle zusammen. Alle von uns, die noch übrig waren. Der Anwalt zeigte mir die Papiere, die sagten, dass sie Tim und mich in zwei Punkten des Mordes anklagten und für vier Seiten anderes Zeug. Sie klagten Virgil nicht an, denn Virgil war tot.

„Der zweite Anklagepunkt ist Mord in Mittäterschaft," sagte der Anwalt zu mir. „Wenn eine Person während der Ausführung eines Verbrechens stirbt, kann jeder, der in das Verbrechen verwickelt ist, verantwortlich gemacht werden."

„Das verstehe ich nicht," sagte ich zu ihm. Es war die Wahrheit.

„Die Theorie der Staatsanwaltschaft ist die, dass nachdem die Räuber alle in einer Reihe aufgestellt hatten, einer von ihnen hinter die Schalter ging. An diesem Punkt zog der stellvertretende Manager eine Waffe. Er schoss auf den mit der Schrotflinte. Der andere Räuber schoss dann auf ihn und tötete ihn sofort. Der Räuber mit der Schrotflinte feuerte eine Salve ab, aber sie traf niemanden. Anscheinend war er tödlich verwundet, und der andere wollte ihn nicht zurücklassen. Sie waren Brüder, vielleicht erklärt es das."

Ich sagte nichts.

"Der Grund, warum dir die Morde zu Last gelegt werden, ist, dass du Teil des versuchten Raubüberfall warst. Der Mann am Steuer, offensichtlich. Es ist mir nicht klar, warum du dich nicht davongemacht hast, bevor die Polizei eintraf ..."

Er ließ seine Worte verhallen, wie Leute es machen, wenn sie wollen, dass du ihren Satz beendest. Aber ich tat es nicht.

 

Auszug aus dem Roman The Getaway Man von Andrew Vachss

© 2003 Andrew Vachss. Alle Rechte vorbehalten.

Deutsche Übersetzung Thomas Knorra für The Zero


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