USA TODAY LIFE; Seite 8D
DIE 10%IGE LÖSUNG: KRIMINALROMANE SCHREIBEN
NEW YORK Andrew Vachss erklärt, daß er sein rechtes Auge nicht
in einem Bandenkrieg verlor, wie es manche Magazine gern schreiben.
"Es gab keine Bande." sagt er, seine Worte wie ein kalter Regenguß.
"Es gab mich. Ich war 7. Dann gab es noch einen Teenager. Seinen Kick
holte er sich, indem er mich mit einer Fahrradkette prügelte. Ich hab
ihn weder vorher noch nachher jemals gesehen."
Er macht eine Pause. "Ich nehme an, daß ein Psychopath wie der mittlerweile
in irgendeinem Gefängnis mit einem Messer zwischen den Rippen gestorben
ist."
Vachss (reimt sich auf Ex) sagt: "Ich bin der Schwarz-Weiß-Typ", einer
von der Sorte, die keine Geduld für Ambivalenzen und Grauschattierungen
aufbringt, weder in seinen Romanen noch in seinem Leben als Anwalt,
in dem er sich ausschließlich mit den Fällen von Kindern beschäftigt.
In einem Gericht in New York wollte er einmal demonstrieren, wie man
die Hüfte eines Babys bricht. Er boxte in eine Wand und brach sich dabei
sein rechtes Handgelenk. Er nennt das "meine schicksalhafte Gerichtssaal-Demonstration".
Wenn man seine Hand zu fest schüttelt, tut sie ihm immer noch weh.
Das hindert Vachss, 55, allerdings nicht daran, die härteste Hard-Boiled-Fiction
diesseits von Sing-Sing zu schreiben.
Ein Vachss`scher Wetterbericht: "Der Winter hing blutend in den Seilen,
war aber noch nicht bereit, sich auszählen zu lassen. An diesem grauen
Märztag war der Frühling wie das Versprechen einer Nutte verführerisch
raunende Nylons, aber kein echter Saft."
Das stammt aus seinem neuesten Roman, Safe House (Knopf, $24), sein
elfter Roman seit 1985. Nicht schlecht für einen Kerl, der nach eigenen
Angaben nur 10% seiner Zeit dem Schreiben widmet.
Vachss' Romane dienen dem Zweck "zu entzünden und zu informieren.
Ich wollte die größte Jury, die ich kriegen konnte. Also mache ich die
Bücher sexy, spannend, aufregend suchen Sie sich ein Adjektiv
aus, das Ihnen gefällt Sie denken also, daß Sie einen Krimi lesen,
aber am Ende sollten Sie dabei etwas gelernt haben."
Sowohl in seinen Romanen, als auch in seiner Anwaltskanzlei hat er
böse Gegner: Pädophile, inzestuöse Väter, Kinderpornografen.
Als er zum ersten Mal auf "Die Bestie" (eine Wendung, die er in seinen
Romanen benutzt) traf, arbeitete er als Ermittler bei der Task Force
zur Auslöschung der Syphilis des US Public Health Service.
"Ich sah Eltern, die ihre Kinder wie Besitz behandelten. Ich sah Fälle
von Sex mit Kleinkindern. Das hat meine Augäpfel gefrieren lassen und
mich mit dem Haß erfüllt, der seither Teil ist von allem was ich tue."
Seine Vorstellung von Verbrechensprävention ist Kinderschutz, "aber
davon wollen die Politiker nichts hören. Sie sagen 'Wir müssen bei Kids,
die Erwachsenen-Verbrechen begehen, härter durchgreifen'. Als ob ein
13-jähriger das Gesetzbuch kennen müsste.
"Die Kinder, die heute missbraucht und vergewaltigt werden, sind die
Mörder, Vergewaltiger und Brandstifter von morgen. Das sind keine Mutanten.
Aber sie fühlen nichts als ihren eigenen Schmerz. Empathie lernt man
durch Sozialisation, nicht durch Sodomie."
Vachss' literarisches Alter Ego ist ein Bursche namens Burke (nach
dem englischen Grabräuber), der solche Sätze von sich gibt wie "Denk
an O. J. ... ein guter Rechtsverdreher wird mit der DNA spielend fertig."
Autor und Protagonist klingen ganz ähnlich und haben außerdem, so
Vachss, "den selben Geschmack bei Frauen, Rennpferden und Musik."
Wo wir über Musik reden, Relativity Entertainment hat eine gleichnamige
Begleit-CD zum Buch veröffentlicht, mit dem Blues, der im Roman erwähnt
wird, z.B. Howlin' Wolf's I Asked for Water (She Gave me Gasoline).
"Verglichen mit diesen Gitarristen", sagt Vachss, "sieht Eric Clapton
ziemlich ungeschickt aus."
Andere Parallelen zu Burke: "Er war ein Häftling. Ich habe ein Gefängnis
geführt. Die Tatsache, dass er eine kriminelle Karriere hatte und ich
ein Anwalt bin, sollte uns nicht unbedingt voneinander trennen."
Kritiker lieben oder hassen seine Romane, aber das scheint Vachss
nicht zu interessieren.
"Der einzige Grund für Kritiken besteht darin, daß Partygänger über
Bücher reden können, die sie nicht gelesen haben." sagt er. "Verdammt
das sind doch nur Meinungen."
Dann wird es Zeit für ein 10-minütiges Live-Interview im Radio. "Sound-bite
City," knurrt Vachss. Sieht aus, als sei er vorbereitet.
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