return to the MAIN PageGo BACK PRINT this Page

The Official Website of Andrew Vachss

 

Interviews mit Andrew Vachss

Die Täter jagen, nicht für ihre Vergebung beten.

Andrew Vachss. Ein Anwalt, der ausschließlich Kinder vertritt.

 

Ursprünglich veröffentlicht bei razorcake.com am 23.10.2001.


Andrew Vachss (reimt sich auf ex), spricht nicht vom Standpunkt der Hypothese oder Theorie aus. Er ist ein Kämpfer, der seit 30 Jahren Kindesmissbrauch aufdeckt. 1969 reiste er nach Biafra während des dort stattfindenden Völkermordes im Bürgerkrieg um zu versuchen, ein Zahlungssystem für Entwicklungshilfe einzurichten. Seitdem war er, unter anderem, Bundesermittler für sexuell übertragbare Krankheiten, mitgliederwerbender Gewerkschaftsmitarbeiter, Direktor eines Hochsicherheitsgefängnisses für „aggressiv-gewalttätige“ Jugendliche und seit 1976 Anwalt, der ausschließlich Kinder vertritt. 1993 half Vachss den ‚National Child Protective Act’ zu beschleunigen, der die Errichtung einer Datenbank zur Verfolgung von Kinderschändern, die von Bundesstaat zu Bundesstaat ziehen, ermöglichte.

Er leiht nunmehr seine Unterstützung dem ‚C.A.R.E. (Child Abuse Reform and Enforcement) Act’, der die Verbesserung von Informationen über sexuellen Kindesmissbrauch und Schutzvorkehrungen gegen sexuellen Kindesmissbrauch fördert.

Er hat 14 Romane veröffentlicht. Wenn jeder Mensch so angetrieben, fokussiert und artikulatorisch wäre, wie Andrew Vachss, dann würde die Welt in einer Generation, ganz buchstäblich und pragmatisch, ein besserer Ort werden. So abgedroschen und so unfokussiert wie der versammelte Aufschrei „Schützt die Kinder“ auch sein mag, wenn er dem Munde eines Politikers entspringt, so bekommt man einen diametral gegensätzlichen Eindruck wenn Vachss über „Das heutige Opfer ist der zukünftige Täter“ spricht und dass Kinder tatsächlich der Schlüssel zu einer dauerhaften Zivilisation sind.

Was ich zuerst als informative Übung und historischen Kontext des Kindesmissbrauchs betrachtete, wandelte sich auch zu Diskussionen über politischen Einfluss und Gesetz, die Veranlagung von Serienmördern, die Nuancen der Todesstrafe und den unglückseligen Krieg der Vereinigten Staaten gegen Drogen. Meinen speziellen Dank möchte ich gerne Vanessa von ‚Fat Wreck Chords’ dafür überbringen, dass sie mich nicht nur hierauf aufmerksam gemacht hat, sondern auch für ihre selbstlose Gesinnung, des weiteren auch an Lou Bank von ‚Ten Angry Pitbulls’ für die Ermöglichung dieses Interviews und den problemlosen Ablauf.


Todd: Mit den Worten eines Laien gesprochen, was ist die gesetzliche Definition von Inzest und was ist die am häufigsten herrschende Strafe dafür?

Vachss: Tja, die gegenwärtige Definition des Inzest lautet: sexueller Kontakt zwischen Personen die innerhalb eines gewissen Grades der Verwandtschaft miteinander verbunden sind - blutsverwandt oder angeheiratet. Wie auch immer, diese Definition wird allgemein nicht verstanden, das heißt, wenn Leute an Inzest denken, dann denken sie an Cousins und Cousinen ersten Grades, die in einem Schuppen in Kentucky einvernehmlichen Geschlechtsverkehr ausüben. Sie beziehen das nicht auf einen Elternteil und ein kleines Kind, aber das Gesetz schließt das mit ein. Obwohl, meiner Ansicht nach hatte es eine solche Erfassung nicht in Betracht gezogen als es ursprünglich verabschiedet wurde. Wenn man sich die Inzest-Gesetze anschaut, dann sind sie ganz schön antiquiert.

Todd: Gibt es eine historische Präzedenz für Inzest?

Vachss: Eine den Inzest unterstützende Präzedenz?

Todd: Ja.

Vachss: Nein. Tatsächlich, ganz im Gegenteil. Es entstand ursprünglich durch die Beobachtung der Natur, die Menschen beobachteten, dass Inzucht eine gefährliche Sache war. Daher verstanden sogar die Völker in den frühesten Formen der landwirtschaftlichen Tierhaltung, dass Inzucht garantiert an einem gewissen Punkt genetische Defekte hervorbringen würde. Nun, wenn man zum Beispiel von den ägyptischen Königen spricht, die untereinander heirateten. Sicher, das passiert. Keine Frage. Es gab Völker im Altertum und die heutigen Nazis die glauben, die Art und Weise eine Rasse oder eine Spezies oder einen Stammbaum rein zu halten sei die, dass man kein fremdes Erbgut reinmischt. Eo ipso wird man Leute finden, die Sex mit ihren eigenen Kindern haben.

Todd: Ich dachte, die historische Präzedenz der Vereinigten Staaten bestünde in den zurückgebliebenen Spuren der britischen Herrschaft, die eine Monarchie ist und wo es eine Menge Inzest gab, um die Abstammungslinien fortführen zu können.

Vachss: Dieses Privileg war schon immer der Monarchie vorbehalten. Schauen Sie, die Adligen haben sich schon immer jede Art von scheußlicher Fasson oder Privileg herausgenommen - Leute zu foltern, die anderer Meinung waren.

Todd: Wie lautet die gesetzliche Definition von Vergewaltigung?

Vachss: Mittels Gewalt erzwungener Geschlechtsverkehr. Es ist jedoch wichtig zu verstehen, dass in bestimmten Fällen Gewalt vorliegen kann, obwohl keine physische Gewalt angewendet wird. So zum Beispiel, wenn ein Kind zu jung ist, um zustimmen zu können, oder wenn eine Person durch geistige Behinderung beeinträchtigt ist, oder wenn eine Person betrunken oder betäubt ist - in all diesen Fällen würde Vergewaltigung vorliegen, sogar wenn bei der Person keine physische Gewalt angewendet werden müsste, um die Tat zu vollenden.

Todd: Ich möchte mich nun gerne mit dem ‚CARE Act’ beschäftigen. Weshalb gibt es einen rechtlichen Unterschied zwischen Inzest und Vergewaltigung und wie hoch sind die verschiedenen Strafen?

Vachss: Der Grund ist der, dass es eine verschleppte Anomalie ist. Wenn man fünfzig beliebige Leute auf der Straße anhielte, würde man glaube ich nicht einen finden, der verstehen würde, dass zum Beispiel ein Vater, der Sex mit seiner sechsjährigen Tochter hat, unter den Begriff Inzest fällt. Also ist es ganz einfach ein Anachronismus, darauf bezogen, dass das Gesetz noch nicht dem Stand der Gesellschaft entspricht. Es gibt keine rechtliche Würdigung dafür. Es gibt einen triftigen Grund für ein Inzest-Verbot, aber ein Inzest-Verbot ist eine gesellschaftliche Botschaft. Zum Beispiel, es gibt ein Gesetz gegen Ehebruch. Was meinen Sie, wie viele Leute deshalb ins Gefängnis gehen?

Todd: Sehr wenige.

Vachss: OK. Niemals in meinem ganzen Leben habe ich gehört, dass jemand wegen Ehebruch ins Gefängnis gekommen ist. Doch nur, wegen der Art von religiöser Untermauerung dieses Landes, dass das Gesetz nur als eine Art der Meinungsäußerung fungiert. Also, es ist schön, ein Gesetz in einem Buch zu haben, welches die Meinung ausdrückt, dass Cousins und Cousinen ersten Grades sich nicht untereinander vermehren sollten, aber in Wirklichkeit habe ich noch nie von jemandem gehört, der ins Gefängnis kam wegen dem, was auf einvernehmlichen Inzest unter Erwachsenen herausläuft.

Todd: Würde es da Bewährung oder irgendwas geben?

Vachss: Ach klar, ich habe Leute gesehen, die dafür verurteilt worden sind, aber, nochmals, das ist so eine der Tat hinterher hinkenden Sache, dass niemand eine Änderung im Verhalten einer Prozesspartei erwartet. Ich persönlich hatte zahlreiche Fälle, wo Inzest-Babys involviert waren, aber bei allen ging es um sexuelle Übergriffe auf Kinder und nicht um Erwachsene. Zunächst einmal, das FBI bringt Inzest nicht als Indexverbrechen heraus. Wir haben versucht, Justizamt-Statistiken zu durchsuchen und wir sehen nicht, dass irgendwelche Statistiken über Inzest geführt werden.

Todd: Obwohl es keine statistischen Zahlen gibt, wie weit verbreitet ist Inzest und Kindesmissbrauch? Vachss: Meinen Sie Inzest unter Erwachsenen? Oder meinen Sie sexuelle Aktivität innerhalb einer Familie mit einem Kind als Opfer? Das sind zwei absolut verschiedene Dinge für mich.

Todd: Das Zweite.

Vachss: Zuallererst, das wird nicht als Inzest herausgebracht, aber bezüglich der Anzahl von Kindern, die innerhalb eines Jahres sexuell missbraucht wurden, gibt es offensichtlich eine monströs hohe Anzahl, sonst wäre es nicht so, dass jeder einzelne Bundesstaat dagegen Gesetze erlässt. Das steht nicht wirklich zur Diskussion. Was hier zur Diskussion steht, ist, weshalb irgendein Mensch spezielle Dispensationen von Gesetzes wegen bekommen sollte, weil er den ‚guten Geschmack’ hat, mit seinem eigenen Kind Sex zu haben, anstatt mit dem Nachbarskind. Und das, wenn man es historisch untersucht, was Sie ja gerne zu tun scheinen, stammt aus den Eigentumsrechten.

Todd: Das habe ich versucht herauszufinden.

Vachss: Sicher. Weil, sehen Sie, ich habe das Recht mein eigenes Haus abzubrennen. Ihres darf ich nicht anzünden. Nun, scheinbar habe ich gewissermaßen ein Recht darauf, mit meinem eigenen Kind Sex zu haben, aber nicht mit Ihrem. Wenn man sich die radikale Disparität der Strafmaßnahmen ansieht, denke ich, dass das stimmt.

Todd: Oprah Winfrey war sehr behilflich bei der Verabschiedung des Nationalen Kinderschutzgesetzes.

Vachss: Ich glaube nicht, dass es ohne sie verabschiedet worden wäre. Ich meine, man kann es mit gutem Recht als das Oprah-Gesetz bezeichnen, wie einige das tun, weil es außerdem ohne ihre Finanzierung nicht so schnell vonstatten gegangen wäre. Die meisten dieser Leistungen, insbesondere diese Leistung, dauern Jahre.

Todd: Erinnere ich mich da richtig, dass es im Repräsentantenhaus mit 416 zu 0 Stimmen verabschiedet wurde?

Vachss: Ich denke nicht, dass es eine Opposition gab.

Todd: Meine Frage wäre, was würde die Gegenmeinung dazu sein?

Vachss: Derjenige, der gegen den ‚CARE Act’ wäre, würde das sehr im Stillen tun. Ich glaube schon, dass es Leute gibt, die dieses Gesetz bestimmt ablehnen. Sicherlich, kein Amerikaner denkt irgendein Politiker sei frei von irgendeiner Form von scheußlicher Verhaltensweise, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass die politischen Selbstmord begehen und im Kongress aufstehen und sagen: „Yeah, ich finde, Leute die ihre eigenen Babys ficken, sollten in Berufung gehen können“, und das ist in der Tat das, was sie sagen würden.

Todd: Welches sind im Moment die größten Hürden für den ‘CARE Act’? Welches sind die Klauseln, die die Leute stören?

Vachss: Keine. Lassen Sie mich ehrlich sein. Es gibt ‚Kinderanwälte’, die auf dem Standpunkt stehen, dass wenn theoretisch ein Bundesgesetz erlassen wird und der Bundesstaat X eine Fassung nicht verabschiedet hat, dass er dann einen prozentualen Anteil seiner staatlichen Kindesmissbrauchs- Präventions- und Behandlungsgesetz-Finanzierung verlieren könnte, da diese Finanzierung auf folgendes abzielt [mit mokanter Stimme gesprochen]: „Die Kinder und ich wollen nichts tun, was für die Kinder möglicherweise eine negative Auswirkung haben könnte.“ Blabla. Und da gibt es einige Staatsanwälte, die ihre Ermessensfreiheit wie eine Art Heiligtum behandeln und gegen alles sind, was ihr Ermessen beeinträchtigen könnte. Es ist ihnen egal, was auch immer das sein könnte. Es könnten zum Beispiel Streiks sein, es könnte alles Mögliche sein. Es wird immer Staatsanwälte geben, die gegen etwas sind, weil sie diejenigen sein wollen, die diese Entscheidung treffen. Aber wenn man das mal außen vor lässt, das Problem bei dem ‚CARE Act’ ist die mangelnde Wählerschaft.

Todd: Im Sinne von Mangel an Leuten, die versuchen das durchzusetzen?

Vachss: Nein, nein. Lassen Sie mich Ihnen eine Frage stellen.

Todd: Sicher.

Vachss: Warum ist die NRA (National Rifle Association = US-Organisation, die das Recht auf Schusswaffen propagiert) so mächtig? Todd: Lobbyismus?

Vachss: Nee. Stimmt nicht.

Todd: Viele Mitglieder?

Vachss: Stimmt nicht.

Todd: Ein bestimmter Fokus?

Vachss: Ja, und das macht sie zu einer verfügbaren Ansammlung von Stimmen. Nehmen wir mal die Waffen-Streitfrage. Die Leute auf der Gegenseite des Waffenstreits - die haben überhaupt keinen Fokus. Sie sind dagegen, dass Leute Pistolen besitzen, aber sie wollen gleichzeitig die Wale schützen, sie wollen nicht dass Leute Zigaretten rauchen. Die Liste ist ein Sammelsurium. Deshalb werden sie von den meisten Politikern nicht gefürchtet. Es gibt keine Kernpunkt-Wählerschaft für Kinder in diesem Land, weil jeder Esel - NAMBLA (The North American Man/Boy Love Association) bezeichnet sich selbst als Kinderschutzorganisation - sich einen selbsternannten Titel geben kann, der nichts bedeutet. Es gibt keine Gruppe, die sagen könnte: „Herr Senator, hier ist das Geschäft. Wenn Sie für dieses Gesetz stimmen, dann haben wir eine Million Leute, die Sie unterstützen werden, Sie wählen werden, Geld für Sie sammeln werden, für Sie eintreten werden und wenn Sie nicht dafür stimmen, dann ist es uns gleichgültig, ob Ihr Gegner Satan ist, diese Million Stimmen werden dann ihm gehören.“ Diesen Standpunkt vertritt die NRA. Die NRA kümmert sich nicht um Einzelheiten wie Steuern, Umwelt, Krieg, Armut, Hungersnot, Krankheit, sehen Sie?

Todd: Oder wer speziell das Land regiert, solange sie die NRA unterstützen.

Vachss: Das ist ihnen egal. Stimmt genau. Beelzebub könnte kandidieren.

Todd: Und dann würden sie sagen: „Schöner Nimbus aus Fliegen, Mann.“

Vachss: Sicher. Und als Resultat dessen  werden sie todernst genommen. Wohingegen die Leute, die „um Kinder besorgt sind“, niemals diese fokussierte Wählerschaft gebildet haben, weil, wissen Sie was, die verbringen ihre ganze Zeit damit, entweder um Zuschüsse zu kämpfen oder untereinander über Territorien oder wer Sprecher sein darf zu streiten. In diesem Land gibt es keine einzige Lobby für Kinderschutz.

Todd: Interessant.

Vachss: Ich fordere Sie heraus, eine zu finden.

Todd: Ich habe eine Menge Zeit damit verbracht, eine spezielle zu finden und ich habe wenig bis gar keine Informationen gefunden ... wechseln wir mal das Thema, passt das in die Dynamik des Kindesmissbrauchs? Diejenigen, die missbrauchen wollen ihre Spuren verwischen. Diejenigen, die missbraucht werden, sind verängstigt oder schämen sich und können kein Ventil für das Geschehene finden, und diejenigen, die nicht direkt betroffen sind, wollen darüber nichts hören, weil es echt hässliches Zeug ist.

Vachss: Bis auf Letzteres, stimme ich Ihnen zu. Ich denke, dass es eine Menge Leute gibt, die diese Angelegenheit interessiert aber nicht aktiv involviert sind - einfach wegen der Natur des politischen Temperaments dieser Art von Person, die sind keine Fanatiker und es ist das quietschende Scharnier, welches das Öl bekommt. Sehen Sie, die NRA ist bankrott. Es ist nicht ihre Lobby. Es ist nicht ihr Geld. Es ist die verfügbare Anzahl von Stimmen und ich kenne keinerlei Gruppe - für Kinder, wissen Sie - die das versprechen kann. Die Mormonen können das in Utah versprechen. Zum Teufel, es gibt Orte in diesem Land, wo der Klan das versprechen kann, aber ich kenne keinen Ort, an dem Kinder das versprechen können und wenn man sich irgendeine Organisation ansieht, bei der es um Kinder geht, jede von ihnen stellt sich als ‚der Nabel der Welt’ dar. Es hat niemals eine Koalition gegeben. Niemand ist jemals bereit zu sagen: „Ich werde meine persönlichen Anliegen in dieser Sache so lange zurückstellen, bis deine durchgesetzt sind und dann kannst du mir mit meinen Sachen weiterhelfen.“

Todd: Hat Oprah versucht, in diese Arena zu steigen, da sie so erfolgreich mit dem National Child Protection Act (Nationales Kinderschutzgesetz) war?

Vachss: Das ist keine Frage von in die Arena steigen. Es was viel mehr Oprahs Geld als alles andere, was getan wurde. Das einzige mal, dass sie davon sprach, war als ich mit ihr in der Fernsehsendung war. Und das war mehrere Male, sicher, aber es war tatsächlich so, dass ich sprach und sie nur „Ja, klar“ sagte. Ich sage nicht, sie war nicht behilflich, aber wenn man sich Oprahs Sendungen des letzen Jahres etwa, oder der letzten zwei Jahre, oder sogar der letzten drei Jahre ansieht, die sind nicht gerade das, was man sachorientiert nennen würde. Und ihr Publikum... wenn es ein Gesetz über grundlegende Veränderungen gebe würde, ich glaube, vielleicht dann... sie kann sicherlich erreichen, was weis ich, dass Leute Briefe schreiben, aber sie wird niemanden, den ich mir vorstellen kann, dazu bringen werden davon besessen zu sein, ein bestimmtes Gesetz durchzusetzen. Wir haben keinen Volksentscheid. Wenn wir einen nationalen Volksentscheid hätten, dann könnten wir das glaube ich durchsetzen. Das glaube ich durchaus.

Todd: Gibt es irgendeinen Weg, dass eine Bürgerinitiative das zu einem Volksentscheid bringt?

Vachss: Nicht auf Bundesebene, nein. Es gibt kein Gesetzgebungsverfahren, bei dem ein nationaler Volksentscheid möglich wäre. Sie sprechen von etwas, das so groß wäre wie ein Plebiszit. Meine Güte, wenn man sich die Geschichte der ERA (Equal Rights Amendment = Verfassungs-Zusatzartikel zur Gleichberechtigung) ansieht, ein Kampf bei dem man meint, dass man ihn nicht verlieren könne...

Todd: Er läuft immer noch, auf Vollgas...

Vachss: Ja. Aber man muss sich merken, dass man, die Politiker betreffend, ihnen einen anderen Anreiz geben muss, als nur „Es ist das Richtige.“

Todd: Korrekt. Ich sehe es so „Es ist das Richtige und wir können das zu Ihren Bedingungen tun. Es kann durchgesetzt werden und Ihr Name kann auf dieser Gesetzesvorlage stehen.“

Vachss: Das ist richtig. Das Gute daran ist, der Gesetzesentwurf spricht tatsächlich diejenigen an, die das als Antikriminalitätsmaßnahme betrachten wollen. So eine „Lassen wir Kinderschänder länger einsitzen“-Sache. Und es spricht diejenigen an, die es als Kinderschutzmaßnahme betrachten. Und es hat keine steuerlichen Konsequenzen, also hat man dieses Handicap nicht. Aber die Tatsache, dass etwas förderlich, oder wertvoll, oder sogar rechtschaffen ist, war noch nie genug, an und für sich, um den Kongress zu bewegen.

Todd: Ich glaube, es ist sehr, sehr schön, von einer Plattform der Familienwerte zu sprechen, aber gleichzeitig ist es auch sehr vage.

Vachss: Ich sage Ihnen was. Der Begriff ‚Familienwerte’ ist jenseits von vage. Denken Sie dran, ich mache das schon sehr lange und ich kann Ihnen nicht sagen wie oft ich im Gericht gestanden habe und irgendein Strafverteidiger davon gesprochen hat, man müsse die Familiegemeinschaft aufrecht erhalten, obwohl ‚Pappi’ seine kleine Tochter vergewaltigt hat.

Todd: Ja klar. Demnach ist die biologische Dysfunktion besser als alles andere.

Vachss: Genauso ist es. Anomale Biologie, zur Hölle mit der Verhaltenssteuerung. Ich habe eine Fernsehsendung gemacht - ich weiß nicht mehr welche genau das war - das war wahrscheinlich nicht die, die mir eine Überprüfung einbrachte, aber so um den Dreh. Nein, das war später in meiner Karriere. Als Reagan im Weißen Haus war, wurde ich das erste Mal überprüft. Irgendjemand befragte mich über Familienwerte und ich sagte: „Wer ist der größte Befürworter der Familienwerte?“ Und die sagten: „Dan Quayle.“ Und ich sagte: „Wenn ich Dan Quayle wäre, dann wäre ich auch für Familienwerte, wenn er seine Familie nicht hätte, würde er Hamburger umdrehen.“ Das sind Familienwerte im Sinne von der Summe des Geldes, die eine Familie verdient, um geschätzt zu werden. Sehen Sie, die juristischen Fakultäten sind voller Leute, die nur wegen ihrer Familien dort sind. Wir sind jetzt wahrscheinlich in der dritten oder vierten Generation von Politikern, die alle miteinander verbunden sind. Udalls Sohn ist im Kongress, verstehen Sie. Wie viele Generationen der Kennedys? Ja echt, Familienwerte, das ist nett. Sicherlich könnte John Gotti (Mafia-Boss) was über Familienwerte erzählen.

Todd: Der führt ein straffes Unternehmen.

Vachss: Außerdem, das Recht zu bestimmen ist das Recht zu kontrollieren. Also sagen wir Sie und ich stimmen überein, dass Kommunismus schlecht ist, wenn wir da einer Meinung sind, ist alles was wir sagen müssen: „Dieser Typ ist ein Kommunist.“ und wir hätten keine Debatte mehr.

Todd: Und dann könnten wir eine Verhandlung haben und dann wäre es in Ordnung.

Vachss: Sicher. Aber wenn es um etwas wie Familienwerte geht, ist das vie zu nebulös - ich meine, ich betrachte es wirklich als Familienwert, dass jemand, der sein eigenes Kind sexuell missbraucht, aus der Menschheit entfernt wird. Ich meine damit nicht, dass er getötet wird, aber wir betrachten ihn nicht als einen von uns.

Todd: Warum würden Sie die Schänder nicht töten wollen?

Vachss: Ich befürworte die Todesstrafe aus einer Vielzahl von Gründen nicht.

Todd: Ist das nur wegen der Verfahrensmechanismen, dass der Prozess der Berufung so lange dauert und dass es eine Art von Berühmtheit erzeugt?

Vachss: Oder das. Sie sind sehr belesen, oder aber wir denken gleich. Alles davon ist wahr, zudem, machen wir uns nichts vor, da gibt es die immer drohende Möglichkeit eines fatalen Fehlers. Aber es macht absolut Berühmtheiten aus den schlimmsten Degenerierten. Es kostet mehr, jemanden zu töten, als ihn für den Rest seines Lebens zu inhaftieren. Die ganze Streiterei über „Warum sollte man sie lebenslang inhaftieren?“ ist Blödsinn. Das hat eine komplette Industrie hervorgerufen, die nicht existieren sollte.

Todd: Wissen Sie aus Ihren eigenen Erfahrungen heraus, wie Kinderschänder im Gefängnis von anderen Insassen behandelt werden? Vachss: Ich will Ihnen die Wahrheit sagen, im Gegensatz zu dem, was Sie gehört haben. Wie man im Gefängnis behandelt wird, ist abhängig von der Körpergröße, der Kaltblütigkeit und der Beziehungen die man hat. Ich bin in Gefängnissen gewesen, in denen Leute mit den verwerflichsten Verbrechen, die man sich vorstellen kann, von jedermann gut behandelt wurden. Leute mit hochrangigen Verbrechen werden verletzt und missbraucht und sogar umgebracht. Da drinnen gibt es nämlich ungefähr so was wie eine Dschungel-Mentalität und wenn man Macht ins Spiel bringt, interessiert sich niemand wirklich für den Status deines Verbrechens. Nun, es stimmt, dass wenn man der standardmäßigen Definition des verbrecherischen Pädophilen entspricht und man irgendwie eine schwache, belanglose, zurückschreckende Person ist und man ins Gefängnis geht, dass Leute das ausnutzen werden, aber nicht deshalb, weil man ein Kinderschänder ist. Das ist eine aufgepfropfte Rechtfertigung.

Todd: Man hat keine dynamische Persönlichkeit, so was in der Art.

Vachss: Tja, man könnte gut mit seinen Händen sein. Das könnte langen. Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Wissen Sie, wer Albert DeSalvo ist?

Todd: Nein, keine Ahnung.

Vachss: Er war auch bekannt als der Würger von Boston. Weshalb war er niemals in Schutzhaft? Ich meine, dieser Typ hat so um die fünfzehn Großmütter vergewaltigt, gefoltert und umgebracht. Sie können sich Albert DeSalvos Akte ansehen und daraus entnehmen, dass er zudem, als er in der Armee war, der Europameister im Leicht-Schwergewicht-Boxen war. Albert war ein böser Typ. Albert konnte einem wehtun.

Todd: Interessant. Darüber wollte ich schon immer mal etwas wissen.

Vachss: Die Leute haben diese Vorstellung, dass es diese coole Gefängnis-Subkultur gibt, in welcher die Häftlinge ausstoßen...

Todd: Das es da eine Moral gibt...

Vachss: Vor vierzig Jahren, sicher, keine Frage, weil vor vierzig Jahren die niederträchtigste Sache nicht die war, ein Kinderschänder zu sein, sondern die, ein Informant zu sein. Die Leute gehen jetzt ins Gefängnis und geben mit den anderen Leuten an, die sie mitgebracht haben, Herrgott noch mal. Ich meine, die Leute die in Schutzhaft sind, sind deshalb dort, weil es eine spezifische Feindseligkeit ihnen gegenüber gibt, nicht wegen ihres Verbrechens. Und überhaupt, Kinderschänder können ganz leicht isoliert werden, alles was sie tun müssen, ist sich für eines dieser Behandlungsprogramme zu entscheiden. Da gibt es separate Unterbringung, separater Gebäudeteil. Wenn man sich die Geschichte der im Gefängnis umgebrachten Leute anschaut, sich die Messerstechereien im Gefängnis ansieht, machen Sie einen Lagebericht und Sie werden sehen, dass es die ‚Arische Bruderschaft’ gegen schwarze Muslime, die ‚Nazi Lowriders’ gegen die Skinheads sind. Da geht es um Territorium, es geht um eine Schuld, es geht um einen sexuellen Übergriff, aber um ein Verbrechen? Nein.

Todd: Sie haben gesagt, dass echte Wut und Hass sehr effektive Werkzeuge gegen Missbrauch sein können. Geht das gegen den derzeitigen Trend zur Vergebung oder denken Sie, dass Vergebung an sich unsachgemäß ist?

Vachss: Ich denke Vergebung an sich - sehen wir’s mal so - jede Doktrin, die Vergebung lehrt, ist wahrscheinlich von Tätern geschrieben.

Todd: Ja, also ich dachte da an die Bibel.

Vachss: Wir sollten da ganz ehrlich sein - mit der Vergebung - die ist eine individuelle Entscheidung und das Recht dazu gehört demjenigen, dem Unrecht angetan wurde, nicht der Gesellschaft, sondern derjenigen Person, der tatsächlich Unrecht angetan wurde. Leuten zu erzählen, dass man nicht gesunden kann wenn man nicht vergibt, ist eine schädliche, destruktive Lüge, weil so viele Leute sagen „Ich kann nicht vergeben was sie mir angetan haben, also bin ich verdammt. Ich werde niemals Gesund werden.“ Als ob man die Verpflichtung hätte, sich nicht nur missbrauchen zu lassen, sondern auch noch dem Missbraucher zu vergeben. Es gibt nichts in dieser Dynamik, was psychologisch korrekt ist. Gar nichts. Auf eine Art und Weise, ist das Unterstützung - ich bin der Therapeut und ich sage Ihnen - „Ja, sehen Sie, Todd, sie haben diese schrecklichen Dinge mit Ihnen gemacht, aber Sie müssen Ihnen verzeihen.“ Also wen befürworte ich hier? Auf wessen Seite stehe ich?

Todd: Sie befürworten den Missbraucher.

Vachss: Genauso ist es. Das hat vielleicht irgendeine religiöse Legitimation, obwohl ich das als Oxymoron betrachte, aber ich kann keinerlei therapeutische Legitimation erkennen. Und ich sage nicht, dass jeder hingehen soll und seinen Missbraucher töten soll oder gar dass jeder seinen Missbraucher verklagen soll oder gar dass jeder einzelne einfach jede Art von Kontakt mit seinem Missbraucher abbrechen soll, aber die Idee, dass sie derjenigen Person die sie verletzt hat, irgendwie verzeihen müssen um gesund werden zu können, das ist einfach eine Lüge, das ist einfach nicht wahr. Die gesündesten Menschen die ich kenne, sind Menschen die sagen „Ich hasse sie für das, was sie getan haben und ich werde es ihnen heimzahlen. Die Art und Weise, wie ich’s ihnen heimzahlen werde ist die, dass ich andere Kinder beschützen werde.“

Todd: Hervorragend.

Vachss: Das war einfach die einzige heilsamste Sache. Sie würden nicht glauben, welche Mengen an Post ich von Menschen, welche die Bücher lesen, bekomme und die sich irgendwie mit Burkes unerbittlichem Hass identifizieren. Und das Resultat ist „Heißt das, ich bin nicht verrückt, weil ich auch so fühle.“

Todd: Weichen wir noch mal ein kleines bisschen ab, glauben Sie Kindesmissbrauch und Inzest haben noch nicht den Hauptfokus im amerikanischen Bewusstsein erreicht, wegen der Unmöglichkeit es im nationalen Fernsehen senden zu können? Ich denke da an ungefähr so etwas, wie die Frauen, die im Central Park angegriffen wurden und wo es vierzehn Videos gibt, die das festhalten...

Vachss: Es gibt reichlich Videos von Kindern, die missbraucht werden.

Todd: Wurde das national in die Zeitungen gebracht?

Vachss: Natürlich nicht. Das sind Videos für den gewerblichen Handel. Die sind ganz bewusst als Verkaufsprodukt ausgelegt. Das ist gar keine Frage. Ich denke der Grund dafür ist erstens, dass Kindesmissbrauch ein amorpher Begriff ist, zweitens, dass die Leute aus einem religiösen Glauben heraus agieren anstatt anhand der Tatsachen, also sagen die Leute: „Ich glaube, es gibt eine Epidemie von Falschbeschuldigungen.“ Und andere Leute werden sagen: „Ich glaube, dass kein Kind jemals über sexuellen Missbrauch gelogen hat.“ Das sind Glaubenssysteme. Das sind keine Fakten. Ich denke nicht, dass dieses Land jemals den Kindesmissbrauch in den Griff bekommt, solange sie nicht die nahe liegende, einfache Verbindung zwischen den heutigen Opfern und den morgigen Tätern herstellen. Solange sie daran glauben, dass ein Ted Bundy oder ein John Wayne Gacy ein biogenetischer Fehler ist, anstatt eine Bestie, die erzeugt wurde und einem Monster, das gemacht wurde, werden sie weiterhin munter herumlaufen und behaupten: „Ich bin gegen Kindesmissbrauch.“, was auch immer das heißen mag. Und dann gibt es da auch noch Leute, die, zum Beispiel, die Prügelverrückten. „Ach, das ist in Ordnung, wenn man Kinder verhaut.“, „Ach, das ist schon korrekt.“, „Ach, das ist schon seit ewigen Zeiten so...“, wissen Sie. Natürlich sehe ich die selben Leute, wie sie Nachrichten auf Pinnwänden, bei denen es nur ums Verhauen geht, hinterlassen, aber das ist Verhauen zwischen Erwachsenen und dient rein erotischen Zwecken. [mokant gesprochen] Aber, ach, da gibt es keinerlei Verbindung, da bin ich sicher. Ungeachtet dessen, dass Bilder von Kindern denen „Disziplin“ beigebracht wird, das gefragte Thema sind. Die werden dauernd verkauft und getauscht. Das ist nicht deswegen so, weil die Leute Connaisseure der, Sie wissen schon, Kinderzüchtigung sind. Ich glaube nicht, dass Amerika irgendwas machen wird, außer den Dingen, welche die Wahrnehmung des Eigennutzes betreffen. Ich denke, es liegt in Amerikas eigenem Interesse, den Kindesmissbrauch wirklich rücksichtslos und unbarmherzig zu bekämpfen, weil diejenigen, die man nicht schützt, die nicht in Sicherheit sind, ein Anteil derjenigen wird sich gegen uns wenden. Die meisten von ihnen werden es nicht. Die meisten von ihnen werden sich gegen sich selbst wenden. Aber glauben Sie nicht, dass die Gemeinschaftsausgaben für Dienstleistungen bezüglich der mentalen Gesundheit, der Drogenabhängigkeit und des Alkoholismus uns nicht umbringen... und woher kommt das?

Todd: Das entsteht aus dem äußersten Ursprung, aus der Saat dessen.

Vachss: Natürlich. Die Kosten für frühe Intervention bei Kindesmissbrauch belaufen sich auf ungefähr einen Dollar, im Vergleich zu einhunderttausend Dollars für Intervention bezüglich der Jugendgewalttätigkeit, mal abgesehen von Erwachsenengewalttätigkeit.

Todd: Ich habe neulich versucht, das gedanklich zu ordnen. Ich fand es ein bisschen seltsam, dass es einen andauernden, unglaublich teuren, dubiosen Drogenkrieg gibt und es existiert nicht einmal ein Bataillon, welches sich den Kinderrechten widmet.

Vachss: Amen. Der Drogenkrieg - Nancy Reagan hat dieses Land vergiftet und ruiniert. Nicht nur, dass dieser Krieg absolut sinnlos ist - oder wenn’s ein Krieg ist, dann sind wir alle Kriegsgefangene, aber er hat auch noch die Schmerzhandhabung in diesem Land soweit vergiftet, dass Leute in außerordentlichen Schmerzen sterben, weil die Ärzte nicht wollen, dass sie Drogenabhängige werden.

Todd: Da hängt ein Stigma dran.

Vachss: Am Arzt, nicht an der armen Person, die wahnsinnige Schmerzen hat, aber diese Entscheidungen - die Ärzte haben mehr Angst vor der DEA (Drug Enforcement Administration = Drogenverfolgungsbehörde) als vor der IRS (Internal Revenue Service = Bundessteuerbehörde). Es gab noch nie einen Drogenkrieg. Das ist albern. Sie müssen verstehen, das ist einfach eine Frage des Privilegs, es gab auch einen Kampf gegen Alkohol, erinnern Sie sich? Die Gelder der Prohibition finanzieren bis zum heutigen Tag das organisierte Verbrechen. Und wenn man glaubt, dass der Drogenkrieg nicht das organisierte Verbrechen finanziert, ist man total verrückt. Wenn wir das Geld gehabt hätten, das wir für diese totale Sinnlosigkeit ausgegeben haben... es ist mir egal, ob Leute an der Nadel hängen wollen. Es ist mir nicht egal was sie tun, um ihre Drogen zu beschaffen.

Todd: Und wie sie andere behandeln.

Vachss: Wenn Sie zum fixen in ihr eigenes Haus gehen wollen, schön für Sie. Ist mir doch scheißegal. Echt. Aber die Kosten für Drogenverfolgung und der von Drogenabhängigen angerichtete Schaden und die Behandlungskosten für Drogenabhängige, die werden das Land in den Ruin treiben. Wenn wir diesen Mist nicht hätten, könnten wir wahrscheinlich jede einzelne Hilfsorganisation dieser Welt mit zehnfachen Geldmitteln versehen. Wir könnten Äthiopien ernähren. Aber in diesem Land gibt es Kinder - wir wollen nicht, dass Kinder zu Drogenabhängigen werden, sehr schön - als ob es wirklich Dealer gäbe, die versuchen im Schulhof rumzuhängen, um Kinder dranzukriegen. Was für ’ne Ente. So ein Quatsch.

Todd: Ich bin in einer Kleinstadt aufgewachsen und bin öfter in Schwierigkeiten geraten. Das war eine merkwürdige Dynamik. Die da oben sagten: „Mache nichts Destruktives.“ Und da ging es um Kleinigkeiten wie Skateboardfahren, aber sie errichteten keinen Platz für Skater. Sie gaben einem nicht die Möglichkeit, etwas zu tun, sagten nur: „Mach das nicht und stehe einfach an der Straßenecke und starre irgendwas an.“ Sie schufen keinerlei Freizeitaktivität oder irgendwas, was wirklich eine brauchbare Alternative für einen Jugendlichen gewesen wäre.

Vachss: Sie könnten es tun. Das Geld dafür ist sicherlich da. Das Geld wurde für absoluten, äußersten Blödsinn verschwendet. Es wäre mir recht, wenn wir einen tatsächlichen Krieg gegen Drogen hätten. Wenn man einen Krieg haben möchte, ich war im Krieg und ich weiß was ein Krieg ist. Das ist keiner.

Todd: Das erinnert mich irgendwie an die Taktiken des Vietnamkriegs. Das ist ein sich komplett wandelndes Schlachtfeld. Es werden Schlachten um irrelevante Hügel geführt, die (vom Feind) eingenommen werden, sobald die Streitkräfte abgezogen werden und man hat den Feind noch nicht einmal direkt zu Gesicht bekommen.

Vachss: Der Feind war unbesiegbar, weil das Gebiet nicht besetzt werden konnte. Wenn die Vereinigten Staaten diesen Krieg „gewonnen“ hätten, was würden wir dann tun? Hätten wir jetzt 175.000 Truppen in Vietnam?

Todd: Nein. Ich denke wir hätten billigere Motorroller, das wäre dann schon alles.

Vachss: Der ganze Außenhandel ist äußerste Heuchelei. Man kann nicht erwarten, dass ein Land seine eigenen Kinder schützt wenn sie niederknien und sagen: „Ach Gott, wir müssen Handel mit China betreiben, äh, macht euch keine Gedanken wegen dieser Sache mit den Menschenrechten.“

Todd: Ich war gespannt über den derzeitigen Stand der „Domino-Theorie“. Haben sie gesagt „Das stimmt so nicht mehr.“?

Vachss: Ich glaube, das müssen sie gesagt haben, weil, fragen Sie mal die Russen wegen Afghanistan. Die ganze Idee dahinter, war eine Kriegsmaschinerie anzukurbeln. Es ging darum, irgendetwas zu tun, um die Ausbreitung des gottlosen Kommunismus in Südostasien zu stoppen. Man fragt sich, warum sie nicht Kuba angegriffen haben, wenn das ihr Beweggrund war. Wenn der Beweggrund der war, dass dies eine faschistische Regierung ist, welche die Menschen kontrolliert und, Sie wissen schon, keine Freiheit dies zu tun, keine Freiheit jenes zu tun, warum machen sie nicht einfach... Kuba liegt gleich da drüben. Und das ist wieder ein Beispiel von amerikanischer Scheinheiligkeit, deshalb respektieren es die Leute nicht. Ich habe mexikanische Freunde. Die sagen mir „Was für’n Scheiß ist das? Wenn ich Kubaner bin und es bis ans Ufer schaffe, will mich jeder Abknutschen und mir einen Job geben. Aber wenn ich versuche über den gottverdammten Rio Grande zu kommen, dann wollen sie mich erschießen.“ Der Hintergedanke ist der, dass die Kubaner der Unterdrückung entflüchten. Sind sie in letzter Zeit mal in Chiapas gewesen? Mexiko ist eine florierende, wundervolle Demokratie weil sie Volkswagen herstellen?

Todd: Mexiko wird seit 1929 von derselben Partei regiert.

Vachss: Und durch Gewalt.

Todd: Wenn jemand anderes gewinnt, dann bringen sie die einfach um.

Vachss: Sie haben’s geschafft und sie haben sie auf der Straße umgebracht. Also, wenn Leute davor flüchten und ich würde davor flüchten, da würde ich nicht sein wollen. Nee, die werden zurückgeschickt. Aber wenn sie Kubaner sind, alles in Ordnung. Das ist einer der Gründe dafür, dass wenn Leute über das hispanische Stimmrecht in diesem Land reden, sie Idioten sind. Die begreifen nicht, dass die Mexikaner und Kubaner nicht gerade Kumpel sind, wegen des Unterschiedes in deren Behandlung den diese Regierung macht. Worauf läuft das hinaus? Verfügbarer Stimmblock. Genau wie die Puertoricaner, die schon seit, mein Gott, den dreißiger Jahren eine existenzfähige Macht bezüglich der Politik in New York sind.

Todd: Ich glaube, es gab einmal mehr Puertoricaner in New York als in Puerto Rico selbst.

Vachss: Sicherlich mehr als in San Juan, keine Frage. Und zwar deshalb, weil ein Politiker namens Envito Mark Antonio vor langer, langer Zeit es einmal in der Gesetzgebung durchgesetzt hat, dass Puertoricaner genau wie Amerikaner wählen können. Ich meine, das ist kein Zustand. Jederzeit gibt es politische Macht, Kinder, definitionsgemäß, werden niemals politische Macht haben. Was sie haben werden sind „Fürsprecher“. Es gibt keine andere Gruppe auf dieser Erde - und wenn es auch die Massenmörder sind - die nicht einen von ihnen als Fürsprecher haben.

Todd: Bezüglich der Kinderschutzgesetze, wie würden sie Amerika im Vergleich zum großen Schema der Welt bewerten?

Vachss: Wir sind am oberen Ende, was das Gesetz betrifft. Ich unterscheide zwischen Gesetz und Gesetzesverfolgung. Wir sind nicht da angelangt, wo zum Beispiel die skandinavischen Länder sind, welche die sogenannte Prügelstrafe verbieten.

Todd: Aber wir sind weit entfernt von Thailand.

Vachss: Australien holt ganz schön auf. Australien wird einige Gesetze erlassen, die angemessen sind, aber ich würde definitiv sagen, dass Amerika mit seinem Gesetzgebungssystem was Kinder betrifft an der oberen Spitze liegt. Trotzdem erlaubt einem unser Gesetzgebungssystem Kinder umzubringen, richtig? Man kann unter einundzwanzig sein und hingerichtet werden in den Vereinigten Staaten. Und man kann dreizehn sein und im Prozess als Erwachsener behandelt werden in den Vereinigten Staaten.

Todd: Ich denke, es wird auch immer niedriger.

Vachss: Nein, nein. Jeder Bundesstaat hat ein verschiedenes Gesetz, aber sie haben alle die eine oder andere Bestimmung, die sie dazu ermächtigt, aus einem Kind einen Erwachsenen zu machen. In New York, zum Beispiel, ist man mit sechzehn ein Erwachsener. Da ist kein gerichtliches Verfahren beteiligt. Wenn Sie jemanden an Ihrem sechzehnten Geburtstag erschießen, dann sind Sie ein Erwachsener. Aber an Ihrem fünfzehnten Geburtstag, müssten die eine Erlaubnis einholen, Sie als Erwachsenen behandeln zu dürfen. Und die hätten keinerlei Schwierigkeiten das zu tun, weil wir diese Theorie haben, dass ein Dreizehnjähriger, der offensichtlich keinen Vertrag unterschreiben darf, kein Auto fahren darf, nicht wählen darf, keinen Alkohol trinken darf, der aber aufgrund der Lebenserfahrung andere Menschen getötet zu haben, für strafrechtliche Zwecke alt genug ist.

Todd: Vielleicht sollten wir einfach mit Waffen auf andere Leute schießen, um sie flinker werden zu lassen und damit sie unverzüglich erwachsen werden.

Vachss: Ich kann Ihnen sagen, wenn auf einen geschossen wird, dann macht einen das für einen sehr kurzen Zeitraum flink. In dem Moment macht es einen flink.

Todd: Es macht auch die Beine flink.

Vachss: Die Leute, die nicht flink sind, haben nicht das kontinuierliche Erlebnis, dass auf sie geschossen wird. Wussten Sie, dass die Vereinigten Staaten noch nicht die UN-Kinderrechtskonvention unterzeichnet haben?

Todd: Tatsächlich?

Vachss: Weil sie die Todesstrafe verbietet. [mokant] „Wir werden das nicht tun, weil die Todesstrafe sich als eine außerordentlich wirksame Waffe gegen das Verbrechen bewährt hat.“ Wir töten mehr als sonst jemand, aber wir scheinen mehr Morde als alle anderen zu haben. Bah.

Todd: Und ich glaube nicht, dass das wegen der Drogen ist.

Vachss: Nein. Das ist nicht wegen der Drogen so. Das hat wirklich einen Grund. Ich meine, sehen Sie, es gibt eine Menge Morde die einfach, Sie wissen schon, dämliche Morde sind, aber die psychopathischen Morde, die uns am meisten verängstigen, diese Menschen kommen nicht böse auf die Welt. Das ist einfach nicht so. Es gibt kein isolierbares Chromosom oder Gen oder eine Kombination, die Mörder hervorbringt.

Todd: Glauben Sie, dass einige Menschen von Geburt an bösartig sind?

Vachss: Nein, aber es gibt sicherlich Menschen, deren Auslösemechanismen anders ausgelegt sind. Andererseits, es gibt viele dieser Menschen, die niemals zu bösartigen Kriminellen werden. Es gibt die gegenseitige Kontrolle. Wir sind alle verschieden in dieser Hinsicht, aber böse geboren - das Böse ist eine Wahlmöglichkeit. Um böse zu sein, muss man bewusst eine Handlungsweise gewählt haben.

Todd: Richtig, oder dieser Handlungsweise ausgesetzt zu sein und den Unterschied nicht zu kennen.

Vachss: Nein, man muss sie zunächst nachmachen, bevor man als böse bezeichnet werden kann. Man könnte dem ewig ausgesetzt sein, aber das muss nicht heißen, dass man das kopiert.

Todd: Das ist wahr. Daran habe ich neulich auch gedacht. Und zwar, wenn man einen Serienmörder hätte und der einen Zwillingsbruder hätte oder sie eine Zwillingsschwester, was wäre der Unterschied zwischen beiden? Der eine ist erfolgreich, oder jedenfalls nicht unterwegs um andere Leute umzubringen, was ist der Auslöser, oder wo ist die Sperre?

Vachss: Denken Sie auch dran, dass einige dieser Zwillingsstudien sehr mit Fehlern behaftet werden, weil die sagen: „Sehen Sie mal, da gab es Zwillinge und die sind beide bösartig geworden, was einiges über Genetik aussagt.“ Und dann sagen Sie: „Mann, sind die von Geburt an getrennt worden oder wuchsen sie im selben Haus auf? Wenn sie im selben Haushalt aufgewachsen sind, was sagen Sie dann?“ Ich persönlich hatte Familien in den mir zugewiesenen Fällen, die, buchstäblich in der dritten oder vierten Generation, jeder gottverdammte Einzelne von denen, war ein Vergewaltiger, ein Mörder, ein Dieb, ein Brandstifter, alles was man sich vorstellen konnte, nicht weil deren genetische Veranlagung schlecht war, sondern weil deren intrafamiliäre Kultur es war...

Todd: …systematischer, wiederholter Missbrauch.

Vachss: Man hat die Wahl. Man braucht sich nur irgendein Jugendgefängnis ansehen. Man sieht einen Jungen da reinkommen. Er sieht sich da um. Er kapiert es fast sofort. Da gibt es Jäger und da gibt es Beute. Die Art und Weise, wie man feststellen kann wer die Beute ist, ist zum Beispiel, dass die einen gezwungen werden, sexuelle Handlungen über sich ergehen zu lassen. Also, wenn ich jemandem eine sexuelle Handlung aufzwingen kann, dann heißt das, dass ich mich auf die andere Seite des Zauns stelle. Das ist häufig ein adaptives, vom Überlebenstrieb gesteuertes Verhalten, das ganz schön verdammt hässlich ist.

Todd: Können Sie mir etwas sagen, was unsere Leser zornig machen wird? Sie haben gesagt: „Informierte, inaktive Leute sind genauso nutzlos wie ignorante Leute.“

Vachss: Das ist richtig.

Todd: Können Sie mir einige Informationen geben, die, möglicherweise, Leute in Aktion bringen könnten?

Vachss: Klar. Die Information ist, Sie sind für dumm verkauft worden. Sie wissen nicht, dass es ein Gesetz gibt, welches eine spezielle, nachsichtigere Behandlung für Leute erlaubt, die ihre eigenen Kinder vergewaltigen.

Todd: Also wenn man sie aufzieht, kann man sie auch zerstören.

Vachss: Die Eigentümerschaft an Kindern in diesem Ausmaß - die Leute wissen das nicht - in den Köpfen der Leute ist Inzest viel älter. Wenn die Leute an Inzest denken, denken sie an ein siebzehnjähriges Mädchen und ihren Stiefvater. Ihnen ist nicht die Wahrheit erzählt worden und was noch viel wichtiger ist, wissen Sie, ich denke es würde die Menschen wirklich zornig machen, wenn sie verstehen würden, die Regierungsprioritäten als solche, dass Monster kontinuierlich gemacht werden, Bestien kontinuierlich produziert werden und alles, was die Regierung ihnen anbietet, ist eine Eulogie zu ihrem Begräbnis, wenn das erwachsene Opfer zum Täter wird. Weil das alles „Three Strikes“-Zeug ist (bezieht sich auf das „Three Strikes“-Gesetz in Kalifornien, welches eine Mindeststrafe von 25 Jahren für dreimalig wegen schweren Verbrechens Verurteilter vorsieht), dieses ganze „lasst sie uns wegsperren und den Schlüssel wegschmeißen“, ich meine, das ist einfach zuviel auf den Zeitraum nach der Tat bezogen.

Todd: Das ist so, als ob der Vorhang fällt, anstatt den ersten Akt aufzuführen.

Vachss: Sicher. Was Sie vorhin gesagt haben ist wahr. Ein Politiker wird nichts unterstützen, was nicht innerhalb seiner Amtszeit Früchte trägt und wenn man über Intervention gegenüber Kindesmissbrauch spricht, beispielsweise wenn man zum Schutz eine Erzeugerquelle entfernte, das will kein Politiker anfassen.

Todd: Darin liegt kein Eigeninteresse.

Vachss: Nein, weil er nicht kann. Mit Ausnahme eines Storm Thurman (betagter Senator), der da sein wird, um zu sagen: „Ich kann mir das zuschreiben.“?

Todd: Nur meiner eigenen Neugier wegen, kennen Sie irgendwelche berühmten Personen die als Pädophile verurteilt wurden oder wegen Inzest angezeigt wurden?

Vachss: Meinen Sie das ernst?

Todd: Klar. Vachss: OK. Roman Polanski. Der sitzt in Frankreich. Ein ins Exil geschickter Held der Hollywoodgesellschaft, aber tatsächlich wurde er wegen Geschlechtsverkehrs mit einem zwölfjährigen Mädchen verurteilt und er hat sich entschieden, nicht hier rumzuhängen und ins Gefängnis zu gehen. Also gibt es diese groß angelegte Kampagne, den armen Roman zurück in dieses Land zu holen. Es gab schon Leute jeglicher Art, die wegen Geschlechtsverkehrs mit ihren eigenen Kindern verurteilt wurden, aber ich weiß nichts über berühmte Leute. Ich würde sagen, es gibt nicht viele reiche und berühmte Leute die für irgend etwas im Gefängnis sind.

Todd: Man könnte wahrscheinlich ein Flugzeug in mein Haus stürzen lassen und die würden mich wahrscheinlich dafür verhaften, dass ich eine holprige Landung bereitet habe.

Vachss: Ich denke die Leute erkennen, dass etwas an der Tatsache dran ist, dass das Strafjustizsystem nicht gerade ein Spielfeld mit einfachem Niveau ist.

Todd: Ich habe den Eindruck bekommen, als ich über Sie recherchiert habe. Warum versuchen Leute, Sie umzubringen? Oder warum gibt es so eine Verschwiegenheit was Sie betrifft?

Vachss: Ich weiß nicht, ob diese beiden Dinge wahr sind. Sicherlich, ich hatte meinen Anteil an dummen Drohungen über die Jahre und im Zuge meiner Arbeit als Ermittler und anderen Sachen, ja klar, man ist an gewaltsamen Orten, gewalttätige Dinge passieren. Ich hatte viele Jahre lang ein Rechtsanwaltsbüro in New York City und es verging kein Tag, an dem nicht irgendein abartiger Typ einfach die Telefonleitungen oder Faxgeräte zu seinem oder ihrem Spaß blockierte. Als ich noch hauptberuflich als Rechtsanwalt tätig war, war das einfach etwas mit dem ich leben musste. Das muss ich jetzt nicht mehr, weil ich zu einer anderen Art von Arbeit gewechselt habe. Ich gehe noch immer vor Gericht, aber das sind selektierte Fälle, nicht für jedes Klientel zugänglich. Meine Privatadresse wurde noch nie veröffentlicht und wird es auch nicht werden. Ich weiß nicht, warum jemand seine Privatadresse publik machen sollte, um ehrlich zu sein.

Todd: Niemals. In einem viel kleineren Rahmen helfe ich ein kleines Magazin zu betreiben. Ich möchte die zwei Sachen - Privatleben und Arbeit - trennen. Ich möchte nach Hause kommen und nicht ans Telefon gehen müssen.

Vachss: So ist es. Ich glaube nicht, dass das ungewöhnlich ist. Ich ergreife Schutzmaßnahmen weil ich Leuten beibringe, sich selbst ernst zu nehmen und ich beabsichtige mich selbst ernst zu nehmen. Mit anderen Worten, ich bin stolz darauf, auf der Feindesliste der ‚International Pedophile Liberation Front’ (Internationale Pädophilen Befreiungsfront) zu stehen, aber ich tue die Leute nicht ab, die mir Bilder von mir selbst mit einem Fadenkreuz auf meinem Gesicht schicken oder Leute die Trauerkarten schicken oder sogar Leute, die anrufen und sagen: „Du bist tot.“ Sind das nicht höchstwahrscheinlich nichts weiter als ausgeflippte kleine Schwätzer? Ja. Sicher. Ich bedauere den Trottel, der mein Haus findet und dort einbricht, außer jemand hat eine große Vorliebe für Pitbulls.

Todd: Ich habe das Gefühl und ich würdige das wirklich, dass Sie nicht ausschließlich für die Rechte der Kinder da sind weil die Rechte der Kinder eine gute und unterstützenswerte Sache sind, sondern Sie sind auch hinter den Tätern selbst her.

Vachss: Ich habe niemals vorgegeben, ich hätte irgendeine große, spezielle, einzigartige Liebe zu Kindern. Das bin nicht ich. Ich hasse die Leute, die ihnen nachstellen, aber ich tue das als ein pragmatischer Krieger. Ich glaube, die größte Bedrohung für die längerfristige Existenz dieses Landes ist nicht der Kommunismus und es ist nicht das Kokain. Es ist so, dass die Gesellschaft nicht überleben kann, wenn wir zulassen, dass sie die eigenen Jungen jagen. Wir werden einfach nicht überleben. Unsere Lebensqualität, alles was wir an unserem Leben hassen, steht irgendwie in Zusammenhang mit Soziopathie und Soziopathie ist nichts weiter als Menschen, die ohne Sinn für Empathie umherwandeln. Die können nur ihre eigenen Gefühle empfinden. Sie kümmern sich nur um ihren eigenen Schmerz. Und ich behaupte nicht, dass die alle Serienmörder sind. Einige verkaufen Gebrauchtwagen, einige sind im Capitol, aber sie sind alle schädlich für uns, weil sie keiner von uns sind und der einzige Weg das zu bekommen, ist wenn der Sozialisationsverlauf verbogen wird. Wenn ein Baby auf die Welt kommt, hat es keine Empathie. Es hat nur seine eigenen Bedürfnisse.

Todd: Es ist nur aufnahmefähig.

Vachss: Sicher. Was könnte ein Säugling sonst machen? Aber sie lernen Empathie durch Sozialisation. Wenn sie Sodomie statt Sozialisation bekommen, wird ein Anteil derjenigen sehr, sehr gefährlich werden. Und das ist keine Frage einer moralischen Verpflichtung, obgleich es eine ist, es ist Pragmatismus. Wir können einfach nicht damit fortfahren, diese Sache zu einer kritischen Masse werden zu lassen.

Todd: Das ist sehr interessant. In der Branche in der ich arbeite, habe ich viel mit Rassismus zu tun: Kontra und Pro und ich suche immer nach etwas elementarerem als Hautfarbe oder Glauben.

Vachss: Darüber weiß ich mehr als fast jeder andere, wenn ich den Ausdruck Afroamerikaner höre, sträuben sich mir die Nackenhaare, weil ich, wie Sie sicherlich wissen, mitten in einem völkermordenden Stammeskrieg in Afrika war.

Todd: In Biafra, stimmt.

Vachss: Schwarze Menschen, afrikanische Menschen, Menschen - das kann man nicht einmal Land nennen, weil es ein Kriegsgebiet ist, nicht ein Land - die versuchten sich gegenseitig auszurotten. Und wenn Sie glauben, das sei einzigartig, sehen Sie sich Ruanda an.

Todd: Die Tutsis gegen die Hutus.

Vachss: Was hier passiert, ist, dass Rassismus nicht das Problem ist, sondern die Stammeskonflikte sind das Problem.

Todd: Mein Bruder war in Bosnien und er sagte, dass die Kroaten und die Serben sich gegenseitig hassen. Die leben auf einer Seite eines Flusses und haben sich schon immer gehasst...

Vachss: …und versuchen sich gegenseitig auszulöschen. Und die Serben und Kroaten sind, ethnisch gesehen, höchst verschieden. Ich meine, beide sind Kaukasier. Die bewiesene Realität bei Rassismus ist, dass sogar wenn jede Rasse getrennt voneinander lebt, das keinen Frieden und Harmonie bringt.

Todd: Definitiv nicht. Es gibt ihnen nur Zeit, ihre Waffen zu schärfen.

Vachss: Was mit dem Rassismus passiert ist, dass er eine große Quelle für Profitmacher geworden ist, weil man jedem Inzuchtdeppen erzählen kann, dass jemand anderes der Grund für sein so schreckliches Leben ist und der wird einem das abkaufen weil er nicht besonders hell im Kopf ist, aber er wird einem das nicht nur glauben, sondern er wird auch danach handeln. Wenn man sich - und mein neues Buch handelt tatsächlich davon - die Verbindung zwischen den extrem Linken und den extrem Rechten in diesen Angelegenheiten mal anschaut, wenn man ganz genau die derzeitige Nazi-Dynamik betrachtet, dann wird man einen großen Unterschied in ihrer Rekrutierung feststellen. Man entdeckt junge Leute, sagen wir Skinheads, richtig, die griechisch sind, italienisch sind.

Todd: Ich habe jüdische Skinheads kennen gelernt.

Vachss: Also, das ist eine psychische Störung. Es gab schon immer Juden auf der Seite der Nazis und das sind einfach kranke Menschen. Aber da gibt es Leute mit einer Volkszugehörigkeit, die nicht arisch ist, was sie also gemacht haben, um ihre Rekrutierung auszudehnen - weil es ihnen niemals um Rassismus ging, sondern um Macht - ist, dass sie sagen „Oh, ihr Jungs seid uns willkommen. Ihr Jungs seid perfekt qualifiziert um Arier zu sein.“ Tja, Hitler würde sich im Grabe umdrehen - „Griechen? Wollt ihr mich verarschen? Scheiß Zigeuner? Itaker? Südländer? Spanier?” Sehen Sie sich die ‘Nazi Lowriders’ an. Das sind Latinos. Die haben das alles nicht wirklich verstanden, aber das war schon immer so. Als ich noch klein war, wenn die Polizisten da Teenager hochnahmen, dann sprachen die wirklich dunkelhäutigen puertoricanischen Jungs ausschließlich spanisch, weil sie nicht versehentlich für Schwarze gehalten werden wollten, sehen Sie? Rassismus ist in diesem Land sowieso Blödsinn. Wenn man beispielsweise eine schwarze Freundin hat, dann ist man schon etwas verdächtig, aber wenn man eine asiatische Freundin hat, die ist exotisch. Rassismus ist wirklich nicht das Thema, weil die Geldmacher an der Spitze der Pyramide genauso wenig Rassisten sind, wie die Leute an der Spitze eines Drogenkartells drogensüchtig sind, oder genauso wenig wie die Leute, die riesige Kinderpornoringe betreiben, Pädophile sind. Das sind Geschäftemacher.

Todd: Die betreiben den Handel einfach mit einer anderen Ware als Microsoft das tut.

Vachss: Sicher.

Todd: Geht es darum in Ihrem neuen Buch ‚Dead and Gone’?

Vachss: Dead and Gone, die Wahrheit ist, wenn man sich den einzigen Bereich ansieht, bei dem sich die extremen Linken und extremen Rechten nicht miteinander streiten, dann ist das darüber, wie man Kinder benutzen kann. Ich meine, Allen Ginsburg, Sie wissen schon wer das ist, ist ein Mitglied der NAMBLA (North American Man Boy Love Association). Nun, ich meine der ist auch Jude und man könnte möglicherweise denken, dass die Rechtsradikalen ihn hassen müssten und trotzdem, wenn es darum geht, wie sie Kinder zu ihren eigenen Zwecken benutzen, da gibt es keine Kontroverse. Das ist wie ein Möbius’sches Band. Die sind nicht wirklich teilbar. Ich gebe Ihnen ein anderes Beispiel. Es gibt eine Sache, welche die Linksextremen und die Rechtsextremen absolut verbindet - und obwohl sie nicht miteinander reden, sind sie sich über eine Sache einig: Angst vor Registrierung.

Todd: Können Sie das erklären?

Vachss: Sicher. Wenn man sich diese ganzen Waffenleute ansieht, worüber die immer sprechen, ist, dass sie nicht registriert werden wollen, weil nämlich die Regierung Listen darüber führt.

Todd: Eine Datenbank.

Vachss: Richtig. Und eines Tages werden sie Maßnahmen gegen sie ergreifen. Tja, das ist exakt die gleiche Sache mit den Anarchisten, die angeblich Linksextreme sind. Sehen Sie? Tatsächlich ist das keine einzelne Linie, in Wirklichkeit ist das ein sich drehendes Kontinuum und es gibt Punkte, wo sie sich kreuzen. Wenn man an einem genügend ernsthaften Liberalen kratzt, wird man immer einen Faschisten entdecken. Das ist sehr wichtig, weil man nicht die Ideologie bekämpft, man nicht die Hautfarbe bekämpft, man bekämpft ein Verhalten und wir neigen dazu, nicht das Verhalten zu beachten. Wir neigen dazu, auf Äußerlichkeiten zu achten: Farbe, solche Dinge eben.

Todd: Schubladen, in die man Dinge einordnen kann.

Vachss: Klar, das macht es einfach und das macht es bequem. Also wenn das auf Kindesmissbrauch anwendet wird, wenn man sie um eine Definition bittet, dann bekommt man verschiedene Definitionen von unterschiedlichen Leuten.

Todd: Sehr hilfreich.

Vachss: Nehmen Sie ein Dutzend Leute und verlangen Sie “Definieren Sie Kindesmissbrauch.” Und die werden das nicht hinbekommen und das war’s. Das ist der Fehler unserer Gesetzgeber, die nicht wirklich eindeutig waren. Fälle von Kindesmissbrauch, die vor dem Familiengericht verhandelt werden, können jede Art von Grausamkeit beinhalten - Ich hatte schon Mordfälle, die als Kindesmissbrauch verfolgt wurden, aber es gibt wiederum andere Leute, die des Kindermissbrauchs beschuldigt wurden, weil sie ihre Kinder geschlagen haben.

Todd: Gab es jemals Kindesmissbrauchsfälle wegen nur psychischen Missbrauchs?

Vachss: Oh ja und ich würde psychischen Missbrauch niemals mit dem Wort „nur“ versehen, weil das wahrscheinlich die schädlichste Form überhaupt ist.

Todd: Richtig, körperliche Narben können verheilen.

Vachss: Das ist richtig und die andere Sache ist die, dass es einen nicht so viel verändert. Das häufigste worüber Leute, die Serienmörder untersucht haben, schockiert sind, ist, dass so vorherrschend nicht sexueller Missbrauch ist, nicht einmal körperlicher Missbrauch, sondern emotionaler Missbrauch. Wenn das Kind sich nicht bindet - und das gibt es einen entscheidenden Zeitraum in dem das passieren kann - wird es zu dem hypothetischen einsamen Wolf, dem Soziopathen. Man kann keine Bindung eingehen, wenn einem erzählt wird „Ich, der Erwachsene, will keine Bindung zu dir. Ich werde dich nicht akzeptieren. Du bist ein wertloses Stück Scheiße. Es tut mir leid, dass ich dich jemals geboren habe. Du bist fett, du bist blöde, du bist hässlich, du bist dumm. Du gehörst nicht zu mir. Ich schäme mich für dich.“ Immer wieder und wieder und wieder. Diese Bindungsstörungen haben mehr gefährliche Personen hervorgebracht als körperlicher Missbrauch oder sexueller Missbrauch. Als ich in der Zeitschrift ;Parade’ über emotionalen Missbrauch geschrieben habe, habe ich mehr als 6.500 Briefe bekommen. Wir waren erstaunt. Das hat absolut einen Nerv getroffen, so viele Leute sagten „Jesus, ich danke dir, dass man endlich erkannt hat, dass meine Schmerzen genauso reell sind, wie die desjenigen, der darunter leidet geschlagen oder vergewaltigt worden zu sein.“

Todd: Ein Schlag mit Worten ist schlimmer als ein Schlag mit dem Gürtel.

Vachss: Es ist schlimmer wenn es systematisch passiert. Ziemlich jede Art von einmaligem Wutausbruch kann geheilt werden.

Todd: Können Sie mir einige Kontaktinformationen geben, so dass die Leute mehr über die Sachen erfahren können, über die wir heute gesprochen haben?

Vachss: Die Beste: www.vachss.com. Wenn man dort jemals „resources“ anklickt, dann kann man da mehrere Stunden verbringen. Das ist nicht dieser „Hier-sind-einige-tolle-links“-Mist. Das ist wirklich ausführlich. Es ist hervorragend gegliedert. Da haben viele Leute dran gearbeitet. Das ist die umfassendste Quelle. Wenn sie nur den ‚CARE Act’ wollen, sollten sie zu www.careact.org gehen.

2003 Deutsche Übersetzung Stef für The Zero Germany Februar 2003



VACHSS     BIO     PROSA     ARTIKEL     INTERVIEWS     FAQ     UPDATES/NEWSLETTER
MISSION    DOWNLOADS    GALERIE    HUNDE    EISGOTT    RESSOURCEN

Suche auf The Zero || Technik || Verlinken || Email an The Zero || Startseite

The Zero © 2000-2004 Andrew Vachss. Alle Rechte vorbehalten.