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The Official Website of Andrew Vachss

 

„Lektüre: Ein Gespräch mit dem Autor“

von Judith Moore
Ursprünglich veröffentlicht im San Diego Weekly Reader, 24. Oktober 2002


Only Child, a Burke novel by Andrew VachssBevor wir über sein neuestes Buch sprachen interessierte mich zunächst, was Vachss über den Fall Kalifornien gegen Westerfield sagen würde. Zu David Westerfields pornographischer Sammlung befragt, sagte Vachss:

„Es war pornographischer Kindesmissbrauch. Filme, Videobänder, Bilder von Kindern, die sexuell gefoltert werden. Es ist egal, wie weit man den Begriff Lolita ausdehnt, er hat nichts mit elektrischen Viehtreiberstöcken zu tun. Er hat sich die Sachen für seine eigene Sammlung vom Internet runtergeladen und auf CDs gebrannt. Das ist ein großer Unterschied zu 'Oh, ich hab die Website angeklickt ... ich wusste nicht, was für eine Site das war.' Es gibt eine Menge Ignoranz bei diesem Fall, einschließlich der Annahme, dass dies aufgrund der fehlenden Aktenkundigkeit seine erste Tat war. Ich glaube nicht, dass der Prozess brillant geführt wurde, aber glücklicherweise, dank einiger verspritzter DNA, musste er es auch nicht.“

Ich fragte Vachss, wie es Westerfield im Gefängnis ergehen würde. Ob es wahr wäre, dass andere Gefangene versuchen würden Westerfield umzubringen, weil er ein Kinderschänder und Mörder ist?

„Leute bringen Leute im Gefängnis andauernd um.“

Dazu, dass Westerfield deswegen umgebracht würde, weil er sexueller Verbrechen gegenüber Kindern und des Kindermordes schuldig war, sagt Vachss:

„ Das ist alles Mist. Das habe ich Buch für Buch gesagt. Die verachtenswürdigste Kreatur, die ich glaube jemals getroffen zu haben, war ein Typ den ich im Gefängnis kennenlernte, als wir diese gigantische Sammelklage gegen den Bewährungsausschuss machten. Der wurde buchstäblich so erregt dass es unübersehbar war, als er das beschrieb, was er seine ‚Wunschknochentechnik’ nannte, das heißt, er packte kleine Kinder, nahm beide Knöchel in die Hände und zerriss sie so wie beim Huhn. Er kicherte über das ‚Rumschliddern' auf dem Blut. Wenn dieser Typ den Flur runter ging, sagten die Leute ‚Guten Morgen, Sir’ zu ihm.“

Ich fragte, warum das so war.

„Er war einfach ein unglaublich selbstsicherer, gewalttätiger Mann, der einen mit jeder seiner Hände töten konnte. Er war eine gefährliche, todbringende Person. Also, der kommt da rein, mit dem statusniedrigsten Verbrechen das es überhaupt gibt und die Leute zollen ihm Respekt. Es gab da einen Bankräuber im selben Gefängnis; Bankraub wird als das statushöchste Verbrechen angesehen; der wurde wiederholt vergewaltigt. Das war so, weil er physisch schwach war und er keinerlei Machtausstrahlung hatte.“

Was Westerfield betrifft, sagte Vachss:

„Wenn er in den Todeszellentrakt kommt, dann sind die Chancen, dass er auch nur mit anderen Gefangenen in Kontakt kommt, sehr gering. Die zweite Sache ist, dass er Geld hat. Vom Gefängnisstandard ausgehend, hat er Geld. Ich meine Gefängnis. Ich meine damit, dass man jemanden im Gefängnis für eine Schachtel Zigaretten durchprügeln lassen kann. Ich meine, die Ökonomie ist grundverschieden. Jemand der einen Betrag zur Verfügung hat - den Sie vielleicht als schäbige Summe bezeichnen würden - von, sagen wir mal $ 500 im Monat, nun, der könnte da drinnen alles kaufen was er will. Außerdem, weil er berühmt-berüchtigt ist und weil die Leute Geschäfte abschließen wollen und Filmrechte erwerben wollen, wird er auch eine Art von Berühmtheit sein. Er wird nicht den selben hohen Status haben, den ein Richard Ramirez hatte. Wenn das Mädchen zehn Jahre älter gewesen wäre, dann wäre er ‚hoher Status’. Und zwar deshalb, weil die Vergewaltigung, Folter, oder Mord an jungen Frauen das statushöchste Verbrechen in dieser Gruppe ist. Wissen Sie, wenn man mal die Fanpost ansieht, dann sind es die Serienmörder, die das ganze Zeug bekommen. Und die haben alle Freundinnen. Ich bekomme nicht nur Briefe von denen. Ich habe Briefe von deren Freundinnen erhalten. Wissen Sie, immer die gleiche Sache. ‚Ich bin die Person die den Stoff für ein Buch liefert’.

Auf Vachss’ Website --- www.vachss.com --- habe ich eine Erwähnung bemerkt, dass der Bundesstaat North Carolina den "Close Incest Loophole" (Schließt das Inzest-Schlupfloch) Gesetzesentwurf verabschiedet hat. „Menschen in North Carolina, die ihre eigenen Kinder vergewaltigen,“ so auf Vachss’ Website, „bekommen keinerlei spezielle Vergünstigungen mehr dafür, dass sie ihre Opfer großziehen - sie unterliegen derselben Bestrafung wie der Fremde, der ein Kind vergewaltigt.“

Ich befragte Vachss über diesen Ausnahmefall bei Inzest. “Ich werde Ihnen das mal anhand der Gesetze des Staates New York verdeutlichen. Sagen wir mal ein Mann hat sexuellen Verkehr mit der neunjährigen Tochter des Nachbars nebenan. Das ist Vergewaltigung ersten Grades und ist mit 25 Jahren Gefängnisstrafe zu ahnden, ungeachtet dessen, ob irgendwie Gewalt eingesetzt wurde oder nicht. Das Alter ist hier für das Strafmaß entscheidend. Wie dem auch sein mag, wenn das neunjährige Kind sein eigenes Kind ist, dann kann der Generalstaatsanwalt - nach eigenem Ermessen - Strafanzeige wegen Inzest gegen den Täter erstatten, was mit einer Höchststrafe von vier Jahren zu ahnden ist und automatisch zur Bewährung ausgesetzt werden kann. Das heißt also, dass wir ein Strafrechtssystem haben, welches einem Bonuspunkte für die Erziehung des eigenen Opfers gibt.“

Laut Vachss’ Website ist diese Inzestausnahme in 37 Bundesstaaten immer noch gegeben. Das sei deshalb so, sagte er, weil es „ein typisches historisches Artefakt“ sei. „Zum Beispiel das Gesetz des Bundesstaates North Carolina, welches gerade abgeschafft wurde, wurde 1879 geschrieben. Es ging nicht davon aus, dass Kinder Opfer sexuellen Missbrauchs sein könnten. Die Gesetze über Inzest wurden konzipiert um vorzubeugen, dass Cousins und Cousinen ersten Grades Kinder zeugen. Sie wollten verhindern, dass Cousins und Cousinen ersten Grades heiraten. Im wesentlichen ist das eine biblische Ermahnung - wenn man zu nah verwandt ist, kann man nicht heiraten. Diese Information hatten sie von der Beobachtung von Pferden und Kühen und Schafen und sie sahen was dabei rauskam.

Wir leben in einer Kultur in der man - oh, Gott, sicherlich schon in den letzten 30 Jahren irgendeine Kenntnis davon hatte, dass Kinder sexuell missbraucht werden. Daran dachte man sicher nicht vor 125 Jahren.“

„Aber”, sagte ich, „sicher wurden Kinder schon vor 125 Jahren missbraucht.“

„Ja klar, aber da gab es keine Berichterstattung der Presse. Wissen Sie, ein sozialer Wandel wird als erstes durch Journalismus hervorgerufen. Und wenn man den Journalismus aus der ganzen Mixtur rausnimmt, dann passiert nichts. Wenn ich Reden halte, dann ist eines der erschreckensten Dinge die ich den Leuten erzähle, dass, wenn ich ein Außerirdischer wäre und in dieses Land käme um es zu beobachten und um Rückmeldung zu erstatten und es wäre, sagen wir mal 1956, und ich würde jede Zeitung im Amerika ein Jahr lang lesen, ich würde jede Radiosendung hören, jede Fernsehsendung ansehen, wenn ich dann meinen Bericht abgeben würde, dann würde ich sagen ‚Ich habe alles überwacht. Es gibt keinen Kindesmissbrauch in Amerika.’ Und das wäre wahr. Daran kann man sehen, dass die Gesetzgebung reaktiv ist und nicht proaktiv.“

Vachss sagt manchmal über seine Bücher, sie seien “Trojanische Pferde”. So erklärte er einem Gesprächspartner aus Arkansas: „Meine Romane sind Trojanische Pferde, eine Erweiterung meiner Anwaltskanzlei, mein Weg, eine größere Jury zu erreichen als ich sie jemals in einem Gerichtssaal finden könnte.“

Vachss’ neuester Roman Pain Management befasst sich mit den Problemen, die viele Menschen bei der Erlangung von angemessener und ausreichender Medizin für chronische, schwere, unheilbare Krankheiten haben. Ich fragte, wie das Buch aufgenommen wurde.

„Ich bekam tonnenweise Post, aber fast alles kam von Leuten die sagten ‚Es ist unglaublich, Sie haben das geschrieben, was ich durchlebe.’ Es gab keine Post, wo es hieß ‚Ich werde jetzt als Resultat dessen meine Meinung ändern...’ Also so was braucht einfach länger. Als ich 1987 über den modernen Handel mit Kinderpornographie schrieb [in Strega], war alles, was ich von den Buchrezensenten zu hören bekam, was für eine kranke Phantasie ich hätte.

„Nun, okay, [im Fall von Pain Management] gab’s einige Veränderungen. Aber die Veränderung erfordert irgendeine Form öffentlicher Erkenntnis. Ich machte ein Interview mit einer Station in Chicago und die sagten: ‚ Wir haben das Buch gelesen und wir sind so zornig, also warum sind die Leute nicht zornig?’ Und ich sagte: ‚Nun, der Kreis der Wählerschaft stirbt.’ Im wahrsten Sinne des Wortes.

“Das Buch [Pain Management] wurde auf der größten Schmerz-Website painonline.org rezensiert. Es sprach ihnen aus dem Herzen. Und gewiss sind meine Ansichten über den medizinischen Gebrauch von Marihuana kein Geheimnis. Aber bis dieses Land sich um die eigene Achse dreht, hat man Staaten wie Kalifornien, die entschärfte Gesetze verabschieden, damit die von der Regierung sie wieder kippen. Das ist psychotisch. Soweit es mich betrifft, wenn man mir beweisen würde, dass jemand krankheitsbedingte Beschwerden hat, die hartnäckige Schmerzen verursachen, dann würde ich denjenigen zur Heroin-Apotheke schicken. Ich verstehe nicht, wo hier das Problem liegt. Wirklich nicht.“

Only Child ist Andrew Vachss’ vierzehnter Roman, erzählt von Burke. Diese finstere Erzählung birgt einige helle Stellen. Eine der hellsten Stellen wird erleuchtet durch den zehnjährigen Hugh, der alleine mit seiner Mutter in einem bescheidenen und heruntergekommenen Long Island Siedlungshaus lebt. Hugh hat einen kleinen, plumpen, hauptsächlich schwarzen Hund, den er ‚Brains of the Outfit’ (‚Intelligenz der Truppe’) nennt. Als Burke Hugh und den Hund zum ersten Mal trifft, sitzen die beiden in ihrem Garten unter einem widerspenstigen kleinen Baum, der aus ein paar Flecken verbrannten Grases herauswächst.

Ich erzählte Vachss an dem Nachmittag, an dem wir miteinander sprachen, wie gut mir Hugh, sein Hund und dieser Baum gefallen haben.

„Das ist eine wahre Geschichte. Ich bewunderte Hugh. Er war zäh. Und er würde es schaffen. Sie haben niemals Häuser wie die in Levittown gesehen, oder?“ (Hatte ich nicht, aber später fand ich heraus, dass Arthur Levitt nach dem Zweiten Weltkrieg die erste ‚Levittown’ auf Long Island baute. 1951 lebten bereits um die 50.000 Menschen in 15.000 identischen 74 m2 Levittown-Häusern zu $ 8.000.) Vachss erklärte: „Das waren die Häuser, die Levitt nach dem Krieg baute. Wenn man auf dem Boden tatsächlich ein Baum zum wachsen brachte, dann war das höhere Gewalt. Kein noch so großer gärtnerischer Arbeitsaufwand konnte da was ausrichten, weil der Erdboden dem entsprach, was man typischerweise in der Sahara finden würde. Und die Sonne war entweder unbarmherzig oder nicht existent. Aber Orte wie Levittown waren ein brillantes Konzept. Ein Mann wie mein Vater konnte für 49 Dollar im Monat seine Kinder aus der Stadt wegschaffen - auf GI-Besoldung, natürlich. Ich glaube das war eine Gemeinde, die nur aus Veteranen bestand. Gelegentlich konnte man jemanden sehen, der kein Veteran war, aber das war sehr selten.“

Hugh ist ein Fan alter Gangsterfilme. Hughs toter Vater ist einer seiner Helden. Der Zehnjährige ist jedenfalls überzeugt, dass sein Vater nicht tot ist und dass er einer dieser altmodisch noblen Schlägertypen nach Art des Edgar G. Robinson ist. Er ist sich sicher, dass sein Vater eines Tages wiederkommt.

Ich sagte zu Vachss, Hugh sei ein großartiges Kind. Vachss stimmte zu. „Und das Kind hatte das Recht auf seine Wunschvorstellung, sein Vater würde wegen ihm zurückkommen.“ Hughs Mutter hat einen Freund. Hugh mag den Freund nicht.

Vachss sagte: „Der ganze Punkt dieser [Hugh] Sequenz war die Diagnose, was ein Mann tun sollte, wenn er mit einer Frau zusammen sein will, weil diese Frau einen Mann hatte der sie liebt, aber der niemals bei ihr Erfolg haben würde, weil er’s nicht begriff. Er war ein guter Kerl in jeder Hinsicht, aber er hatte nicht begriffen, dass es niemals klappen würde, sofern er keine Beziehung zu dem Jungen aufbaut. Und da gibt es einen Weg. Wenn man danach sucht.“

Burke, sagte ich, wird von Rezensenten typischerweise als kalter Mensch porträtiert. Trotzdem kann er, im Gegensatz zum Freund von Hughs Mutter, eine starke Beziehung mit dem jungen Hugh und seinem Hund aufbauen. Diese Beziehung scheint Burke Freude zu bereiten.

„Richtig. Und Hugh ist kein misshandeltes Kind. Was ich tue, ist einfach die Episoden des Lebens zusammenzuflicken. Die Szene, wo man die Einfahrt hochfährt und der verdammte Hund stürmt geradewegs auf die Motorhaube. Mir ist das passiert.“

Ich erwähnte die kürzliche Festnahme von vier Männern - drei von ihnen wohnhaft in Las Vegas und einer Langzeitanwohner in La Mesa. Die vier wurden von der San Diego Staatsanwaltschaft wegen Begünstigung einer strafbaren Handlung angezeigt. Die Männer werden beschuldigt, ein Videoband erstellt zu haben mit dem Titel "Pennerkämpfe: Ein Anlass zur Sorge", welches angeblich über eine Internetsite verkauft wurde. Unter den Szenen die auf dem Band gezeigt werden, sind solche, die sich bekämpfende obdachlose Männer zeigen. Ich fragte Vachss, wann er zum ersten Mal von dieser Art von ‚Tatsachenverfilmung’ gehört hatte.

„Schon vor einigen Jahren. Es gab schon immer einen Markt für die sogenannten ‚Vergewaltigungsvideos’. Deshalb hatte ich diese Szene mit diesem Typ, der erzählte ‚Es gibt einen Markt für dieses, es gibt einen Markt für jenes.’ Aber eine lange Zeit wurden bestimmte Arten von Pornos als ‚die Echten’ verkauft. Und diese Pornographie verkauft sich viel besser.“

Dann fügte Vachss hinzu: „ Ich traf eine Person - ich weiß nicht ob man sagen sollte er ist verrückt oder einfach psychopatisch - aber der erzählte mir diese ganze Geschichte über diese Tatortbänder die man in den ‚7-Eleven’-Läden bekommt. Von den Überwachungskameras. [Er sprach davon] wie wäre es, wenn man einfach nur mal ‚die Regie’ übernehmen könnte.“

Ich erwähnte einen Artikel über Hundekämpfe die kürzlich in der New York Times erschienen war. Ich fragte Vachss, ob er den Artikel gesehen hätte. Hatte er. „Und es ist verblüffend, wie viele Leute mir Briefe mit dem Inhalt schickten ‚Werden Sie jemals darüber schreiben?’ Und ich sage ‚Ja, wissen Sie, das habe ich schon. Ich schrieb eine Geschichte mit dem Titel "Dead Game" (deutsch: "Tony"; Anm.d. Übers.) vor vielen Jahren, die alles darlegt. Jedes einzelne Bruchstück davon.’ Es ist nicht das Leben, welches die Kunst imitiert. Nur der Zeitablauf wird einem das sagen.“

„Als ich zum ersten Mal das Manuskript einschickte - heute diskutiert da keiner mehr mit mir drüber - sagten die jedenfalls ‚Behaupten Sie etwa, Leute würden solche Sachen [einen Hundekampf] tatsächlich auf Video aufnehmen?’ Also jetzt kommt der Artikel in der geheiligten New York Times, jetzt wissen sie dass es wahr ist. Und irgendeines dieser Sadomasochismus-Bänder, jede Variante davon, wenn man nur den Käufer überzeugen kann dass alles echt ist, dass die Kamera in der Wand steckte, ist einen Haufen Geld wert. Wenn’s hingegen gespielt ist, dann sind das, Sie wissen schon, $ 5,95.“

„Was ist das Trojanische Pferd in Ihrem neuesten Roman?“

„Wenn ich’s richtig gemacht habe, dann ist da tatsächlich mehr als eines, weil ich Ihnen sage, dass es Fälle gibt, in denen Verbrechen inszeniert wurden, damit man sie filmen kann. Und ich erzähle Ihnen auch, die Öffentlichkeit hat keine Ahnung, dass das tatsächlich so passiert. Aber das heftigste für mich ist das Ausmaß, mit dem alle sagen ‚Oh, Kinder sind so anfällig für das Internet.’ Aber wo sie wirklich anfällig sind, das sind die Filme. Ich könnte lediglich mit einem T-Shirt verkleidet in eine große Stadt gehen und ich könnte Dreizehnjährige dazu bringen, innerhalb einer Stunde ihre Kleider auszuziehen. Sofern ich eine Kamera hätte und sagen würde, dass ich einen Film drehe. Und ich spreche hier nicht von Möchtegern-‚Rita Hayworths’. Ich spreche hier davon, dass man Teenagern erzählt ‚Das wird ein Schlitzerfilm, okay, und deine Rolle ist die, dass du vergewaltigt und dann zu Tode gestochen wirst.’ Und einige dieser Teenager könnten dir antworten ‚Cool.’

Das zweite Trojanische Pferd im Buch ist dieser ganze ‚’unterm Rock’ Mist [heimlich gemachte Filme, in denen bei Frauen unter den Rock „geschaut“ wird]. Man wird bemerken, dass es spezifische Aussagen über ‚das Gesetz’ gibt. Demnach ist es nicht gegen ‚das Gesetz’ das zu tun, solange man keine Filmmusik einspielt. Das ist es also auch, was ich da reinschmuggle.“

Viele Internetsites bieten Filme zum Kauf an, die unter den Saum eines Damenrockes starren. Ich fragte Vachss, warum jemand sich so was wie „unterm Rock“ Filme anschauen wollen würde.

„Warum wollen Leute das tun? Sie fragen mich, warum Leute diese geistesgestörten Sendungen im Fernsehen anschauen, wo ein Haufen wertloser Menschen für sechs Monate in einem Haus rumsitzt.“

Ich sagte, dass ich im Fall der gewalttätigen Pornos immer sehr erstaunt gewesen sei, dass Leute Geld dafür bezahlen sich Leute anzusehen, die sich gegenseitig halb zu Tode prügeln.

„Nicht nur ansehen, sondern teilnehmen.“ Vachss erwähnte zwei Charaktere in seinem neuen Buch, die lesbischen „power exchangers“ (Macht-Austauscher). „Ich kenne diese Mädels und die haben ein solches Geschäft. Und im Grunde, wenn man ein Teilnehmer ist, dann kann man sie bezahlen dies oder jenes zu tun. Das ist ein boomendes verfluchtes Geschäft. Ich meine, die machen richtig Geld. Die einzigen Leute, die Erfolg hatten mit dem Verkauf von Inhalten im Netz, sind solche Leute. Wir sind die Kultur, in der Leute mehr Geld für eine 0190-er Sexnummer zahlen, als es sie kosten würde einen Begleitservice anzurufen und sich richtige ‚Mädels’ schicken zu lassen.“

Was dachte Vachss über die Gründe, warum das so sei?

„Habe ich da einen Einblick? Es gibt Leute, für die es einfach unbequem ist in Situationen zu sein, die ihnen Handlungsweisen abverlangen. Wenn sie beobachten und in manchen Fällen kontrollieren können, dann fühlen sie sich am wohlsten.“

„Only Child“, sagte ich, „wird schnell ein ganz schön beängstigendes Buch.“

„Es soll ein beängstigendes Buch sein.“, sagte Vachss. „Und ich hoffe, es wird einige Leute erschrecken.“

© 2002 Judith Moore. Alle Rechte vorbehalten.


Judith Moore ist Autorin von Never Eat Your Heart Out
(Farrar Straus & Giroux).

Deutsch: Verzehr dich nicht, mein Herz. (Deuticke, 1998)



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