return to the MAIN PageGo BACKPRINT this Page

The Official Website of Andrew Vachss

 

Der Fall Dutroux- der Prozess

Elfte Prozesswoche

Die achtjährige Vorgeschichte des Falles Dutroux bis zur Prozesseröffnung hier clicken

Der Ablauf der vorangegangenen Prozesswochen: hier clicken

Die Plädoyers: hier clicken

Das Urteil: hier clicken

 

Im belgischen Dutroux-Prozeß haben Zeugen den mitangeklagten Fischhändler Michel Nihoul (63) als einen unverbesserlichen Betrüger und Frauenheld geschildert. Seine Bekannten und Verwandten sagten am Montag vor dem Gericht im südbelgischen Arlon, Nihoul sei kein Kinderschänder, sondern habe reife Frauen gemocht. „Wir waren bei ihm auf alles gefaßt, außer auf so eine Sache. Ich bin überzeugt, daß mein Vater kein Pädophiler ist“, sagte seine 32jährige Tochter. Nihoul, der unter anderem Sexpartys organisierte und einen Fischhandelbetrieb, wurde bislang sieben Mal verurteilt wegen Bankrotts, Betrügerei und Hehlerei. Die Kriminalbeamten berichteten von seinem Leben auf zu großem Fuß. „Wenn er einen Franc verdient hat, hat er zwei ausgegeben“, sagte ein Polizist. Sie schilderten den Angeklagten als Angeber, Gast auf Sexpartys und Frauenheld. Seine Ex-Frau nannte ihn „einen Betrüger, der immer viel Geld ausgegeben hat“. Sie hatte ihrem damaligen Gatten als Strohfrau für eine Gesellschaft gedient und nach dem Konkurs 15 Tage im Gefängnis gesessen. Auch der heute 40jährige Sohn fühle sich belogen und betrogen, hieß es.

Ermittelnder Polizeibeamter weist jede Verantwortung von sich

Im Prozess gegen Marc Dutroux hat der früher mit den Ermittlungen betraute Polizist erneut jegliche Verantwortung für eventuelle Versäumnisse von sich gewiesen. "Es ist eine Verkettung von Umständen", sagte der ehemalige Oberwachtmeister René Michaux am Dienstag nach einer Anhörung vor dem Schwurgericht im belgischen Arlon. Eigentlich verantwortlich sei die Politik. "Nicht wir machen die Gesetze." Der Polizist hatte mehrfach das Haus von Dutroux durchsucht, aber nicht das getarnte Kellerverlies entdeckt, wo zu dieser Zeit vermutlich die entführten Mädchen Julie und Melissa gefangen gehalten wurden. Der Fahnder hatte einmal auch Geflüster gehört, die Stimmen aber spielenden Kindern in der Nachbarschaft zugeordnet. Bei einer weiteren Durchsuchung mit Spezialisten und einem Spürhund im August 1996, als Dutroux schon in Haft saß, wurde keine Spur von der kurz zuvor entführten Laetitia entdeckt. Dutroux selbst hatte später die Polizei zu dem Kerker geführt.

Der Polizist machte bei seinem Auftritt einen nervösen und gespannten Eindruck. Michaux zitierte aus privaten Unterlagen über die Durchsuchungen. Zudem berichtete er von einem angeblichen Komplott zwischen Politik und Polizei, wonach er als Sündenbock für Ermittlungsfehler herhalten solle. Ein Polizeisprecher wies dies umgehend zurück. Der Ermittler erklärte, er habe damals das Haus von Dutroux bewachen lassen wollen, und dann hätte man eventuell auch die jungen Mädchen gesehen. Aber aus Geldmangel sei dies abgelehnt worden. "Wenn die großen Bosse keine Kohle haben, kann ich nichts dafür", erklärte er beim Hinausgehen.

Polizei wusste bereits vor Entführungen von den Verbrechen Dutroux`

Die Polizei wusste schon zwei Jahre vor der ersten Entführung von den verbrecherischen Umtrieben Marc Dutroux'. Das hat vor dem Schwurgericht im belgischen Arlon ein ehemaliger Polizeispitzel ausgesagt. Doch die Informationen, die zwei Mädchen das Leben hätte retten können, verschwanden auf dem Dienstweg. Claude Thirault war eine kleine Figur in der Unterwelt von Charleroi. Er war einst Untermieter bei Dutroux, Komplize bei einigen Diebstählen und - wovon Dutroux nichts wußte - Polizeispitzel. Thirault informierte schon im Oktober 1993 seinen Kontaktmann bei der Polizei, dass Dutroux in seinem Keller ein Verlies für Mädchen baute. Dutroux selbst hatte ihm vorgeschlagen, zwei Mädchen zu entführen, gegen eine Belohnung von 150 000 belgischen Francs. Es sei so einfach, und man könne soviel Geld damit verdienen, versuchte er ihn noch im Juni 1995 zu überreden. Tage später verschwanden Julie Lejeune und Melissa Russo aus Grace-Hollogne bei Lüttich.

Thirault erfuhr davon im Fernsehen und rief seinen Führungsbeamten in Charleroi, Christophe Pattens, an: "Bist du sicher, dass es nicht Dutroux war, der sie entführt hat?", fragte er. Pattens schickt ein Fax nach Grace-Hollogne, an die dortige Polizei. Doch das Fax kam nie bei der zuständigen Untersuchungsrichterin an. Wie es zu der folgenschweren Panne kam, wurde niemals richtig aufgeklärt.

Beweisaufnahme abgeschlossen

Die Beweisaufnahme im Prozess gegen den mutmaßlichen belgischen Mädchenmörder Marc Dutroux ist abgeschlossen. Vor dem Schwurgericht in Arlon die letzten der insgesamt rund 500 Zeugen aus. . Nach Angaben eines Justizsprechers sollen am kommenden Montag die Plädoyers der zahlreichen Anwälte beginnen. Den Auftakt machen die Vertreter der Opfer der grauenhaften Verbrechen von 1995 und 1996 oder ihrer Hinterbliebenen.

Dutroux selbst beschwerte sich an diesem Verhandlungstag über seine Haftbedingungen im Gefängnis von Arlon, wo er in strenger Einzelhaft gehalten und nahezu ständig überwacht wird. Diese Isolierung sei eine Benachteiligung gegenüber seinem mitangeklagten mutmaßlichen Komplizen Michel Lelièvre, sagte Dutroux. Ein ehemaliger Gefängnisdirektor sagte, Dutroux sei ein besonders aufsässiger Häftling . „Er stellt ständig neue Ansprüche, trickst herum und fordert uns heraus.“ Mehrfach habe Dutroux die Heizung seiner Zelle mit Kot beschmiert.

Wann das Urteil der zwölf Geschworenen und ihre Entscheidung über das Strafmaß fallen, ist noch offen. Die Auftritte der zahlreichen Anwälte sollen bis zum 3. Juni dauern. Allein für die Plädoyers der drei Verteidiger von Dutroux sind zwei Prozeßtage reserviert

zu den Plädoyers von Staatsanwaltschaft und Nebenklage



VACHSS     BIO     PROSA     ARTIKEL     INTERVIEWS     FAQ     UPDATES/NEWSLETTER
MISSION    DOWNLOADS    GALERIE    HUNDE    EISGOTT    RESSOURCEN

Suche auf The Zero || Technik || Verlinken || Email an The Zero || Startseite

The Zero © 2000-2004 Andrew Vachss. Alle Rechte vorbehalten.