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Marc Dutroux hat der Polizei schon kurz nach seiner Festnahme im August
1996 Hinweise auf ein Kinderschänder-Netzwerk gegeben. Cheffahnder Michel
Demoulin sagte am Montag vor dem Schwurgericht in Arlon "Er freute sich
über die gesellschaftliche Aufregung, die seine Affäre verursachte".
Im Polizeiverhör habe Dutroux die Schuld an den Entführungen und Vergewaltigungen
seinen Komplizen und der Gesellschaft zugeschoben: "Er hat seine Rolle
systematisch heruntergespielt", so Demoulin. Dutroux habe seine Aussagen
zu dem Geschehen aber wiederholt geändert, erklärte der Fahnder. Dutroux' Mitangeklagter Michel Lelièvre hatte im Sommer 1996 als erster
unter anderem die Entführung der beiden Teenager An und Eefje gestanden,
berichtete Demoulin. Daraufhin erklärte Dutroux dem Fahnder, Lelièvre
habe ihm von "einem Netzwerk" erzählt. Tagelang habe Dutroux nach Angaben
Demoulins damals behauptet, An und Eefje seien nach ihrer Entführung
in dem nicht näher bezeichneten Netzwerk verschwunden. Schließlich sei
es aber Dutroux gewesen, der die Polizei exakt zu dem Ort führte, an
dem die Mädchen begraben waren. Zuvor hatte Dutroux den Fahndern auf
einem anderen Grundstück bereits den Weg zu den Leichen der beiden Achtjährigen
Julie und Mélissa und seines Komplizen Bernard Weinstein gewiesen. Bei der Suche nach den Leichen von Julie und Mélissa habe Dutroux keine Gefühle oder gar Reue gezeigt, sagte der Fahnder. Er habe nur geschimpft, dass bei seinem dafür verwendeten Bagger ein Scheinwerfer entzwei gegangen war. Die Pannenserie im Prozess um Marc Dutroux reißt nicht ab: in dem Transporter, der Dutroux von seinem Gefängniszum Gericht bringt, wurde eine Rasierklinge gefunden. Es handelt sich bereits um die vierte Panne seit Beginn des Dutroux-Prozesses, dabei gilt Dutroux als der bestbewachte Gefangene Belgiens. Die Behörden teilten mit, das Instrument sei «völlig ungefährlich» gewesen und ein Zusammenhang mit Dutroux ausgeschlossen. Die beiden Chefermittler haben ein mögliches Versäumnis bei den Ermittlungen eingeräumt. Die Kleidung von zwei der vier ermordeten Mädchen, Julie und Melissa, sei nicht mit fundierten wissenschaftlichen Methoden analysiert worden, sagten die beiden Polizisten Michel Demoulin und Lucien Masson bei der Anhörung am Donnerstag. Die Bekleidung gehörte zu den wenigen persönlichen Dingen der getöteten Mädchen, auf die die Ermittler in Dutroux' Anwesen gestoßen waren. Aus Protest gegen wiederholte Wortmeldungen des Hauptangeklagten Marc Dutroux verließen die Opfer und deren Angehörige am Donnerstagmittag demonstrativ den Gerichtssaal in Arlon. Sie kritisierten auch die Zeugenaussagen der Fahnder. Der Vater eines anderen getöteten Mädchens, Jean-Denis Lejeune, kritisierte ein «Pingpong-Spiel» zwischen den Fahndern der Polizei und dem Untersuchungsrichter Jacques Langlois. Bei ihrer getrennten Vernehmung als Zeugen hätten sie sich gegenseitig die Beantwortung der Fragen zugeschoben. Opfer-Anwalt Georges- Henri Beauthier rügte auch Dutroux' Fragen an die Fahnder: «Er kennt die Antworten», sagte Beauthier dem Fernsehsender RTBF. Die Richter wollen der Wahrheit nun mit zusätzlichen Zeugen und der Besichtigung verschiedener Tatorte auf die Spur kommen. Das Schwurgericht billigte die Vernehmung von sieben zusätzlichen Zeugen der Verteidigung. Unter anderem soll ein Mann befragt werden, bei dem Kleidungsstücke zweier entführter Mädchen gefunden worden waren. Der Vorsitzende Richter Stéphane Goux plant auch mehrere Ortstermine. Richter und Geschworene sollen wahrscheinlich im April das Kellerverlies in einem Dutroux-Haus und die Orte zweier Entführungen in Ostende und bei Lüttich besichtigen. Die Zeitung «De Morgen» meldete, Dutroux fordere die Restaurierung der Kinderzelle vor dem Besichtigungstermin. «Unser Mandant will, dass der Käfig so gezeigt wird, wie er aussah, als die Mädchen darin gefangen waren», zitierte das Blatt Dutroux-Verteidiger Ronny Baudewijn. |
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