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Der Fall Dutroux- der Prozess

Siebte Prozesswoche

Die achtjährige Vorgeschichte des Falles Dutroux bis zur Prozesseröffnung hier clicken

Der Ablauf der vorangegangenen Prozesswochen: hier clicken

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Das Urteil: hier clicken

Am Montagnachmittag hat das Schwurgericht in Arlon über den Vorwurf der Vergewaltigung von drei slowakischen Mädchen verhandelt. Dazu sollte den Geschworenen unter Ausschluss der Öffentlichkeit mehrere Videos gezeigt werden, auf denen einige der Taten zu sehen sein sollen. Nach Auffassung der Anklage hat Dutroux' Exfrau Michelle Martin bei den Vergewaltigungen in den Jahren 1995 und 1996 mitgewirkt. Martin soll die damals 17 bis 20 Jahre alten Mädchen betäubt haben. Der Anwalt Henri Beauthier betonte, die Bänder zeigten, dass Martin von Anfang an in die Umtriebe ihres Mannes eingeweiht gewesen sei und als Dutroux' Komplize mitgewirkt habe. Dutroux hatte die Mädchen bei einer Reise in die Slowakei kennen gelernt. Daraufhin besuchten sie ihn in Belgien.

In einer mit Emotionen überfrachteten Gerichtsanhörung hat am Montag erstmals eines von zwei überlebenden Opfern des mutmasslichen Kindermörders Marc Dutroux ausgesagt. Anders als vier andere Mädchen überlebte die damals zwölfjährige Sabine Dardenne die Torturen in Dutroux' Kellerverlies. Sie begegnete Dutroux zum ersten Mal seit fast acht Jahren. Von ihm wollte sie denn auch wissen, warum er sie wochenlang gequält und nicht getötet habe. "Für mich stand es nie zur Debatte, sie umzubringen", entgegnete Dutroux kalt. Er habe Sabine nur missbrauchen wollen.

Dutroux hatte Sabine am 28. Mai 1996 auf dem Schulweg entführt. In ihrer fast einstündigen Aussage schilderte die junge Frau, wie Dutroux sich ihr während der 80-tägigen Gefangenschaft als "Freund" und "Beschützer" darstellte. Er habe sie glauben machen, ein "böser Chef" wolle sich an ihrem Vater rächen und sie töten. Dutroux aber habe ihr das Leben gerettet und sie versteckt, obwohl ihre Eltern nicht das geforderte Lösegeld in Höhe von ein oder zwei Millionen belgischen Franc für sie zahlen wollten. Im Gegenzug verlangte er, dass die Zwölfjährige sich vergewaltigen liess. Dafür fesselte er das nackte Mädchen mit einer Kette um den Hals an sein Bett. Sogar Dutroux' völlig verdrecktes Haus in Marcinelle bei Charleroi Haus musste Sabine Dardenne nach eigenen Angaben putzen. "Er sagte mir, ich sei seine Frau."

Dutroux` Ex-Frau Michelle Martin bat Sabine Dardenne nach der Zeugenaussage um Verzeihung. Doch davon wollte das Opfer nichts wissen: "Sie als Mutter einer Familie wussten, wo ich war. Ich kann ihre Entschuldigung nicht annehmen."

Dardennes Auftritt wühlte in dem Prozess Emotionen auf und hinterließ auch bei Dutrouxs Verteidigung Eindruck. "Marc Dutroux fand sich heute im Blick von Sabine wie in einem Spiegel wieder. Und seinem Spiegelbild kann man nicht entkommen", sagte der Anwalt des Angeklagten, Xavier Magnee. Zuschauer hielten vor dem Gericht Transparente hoch: "Mut Ihr Mädchen!" Dardennes Anwalt Jean-Philippe Riviere sagte zur Aussage seiner Mandantin einem lokalen Fernsehsender: "Darauf hat sie siebeneinhalb Jahre gewartet."

Laetitia Delhez, das letzte Opfer des Marc Dutroux leidet auch fast acht Jahre nach seiner Entführung noch unter den Folgen der Misshandlung. «Das erste Jahr war es sehr schwer für mich, aus dem Haus zu gehen. Noch heute habe ich Angst, im Dunkeln nach draußen zu gehen», erläuterte die heute 22-Jährige vor dem Schwurgericht von Arlon, wo sie von mehreren Vergewaltigungen durch ihren Entführer berichtete. Unmittelbar nach ihrer Entführung am 9. August 1996 habe Dutroux ihr gedroht: «Wenn Du machst, was ich Dir sage, passiert Dir nichts.» Auch ihre Leidensgenossin Sabine Dardenne, mit der sie tagelang in einem engen Kellerverlies eingesperrt war, habe ständige Angst verspürt, sagte die Zeugin.

Unterdessen bekam der Vorsitzende Richter Stéphane Goux schwere Vorwürfe der Geschworenen zu hören. Im Namen ihrer Kollegen kritisierte eine Laienrichterin das Tempo, dass Goux bei manchen Zeugen-vernehmungen gegen Ende des Tages vorlege. Nur um den Zeitplan einzuhalten, würden manche Zeugen „mit Tempo 200“ befragt. Da blieben Fragen offen, mahnte die Laienrichterin in ihrer für belgische Verfahren völlig ungewöhnlichen Stellungnahme. Als Goux danach zum Platz der beiden Gefangenen im Kellerversteck meinte, «sie waren damals beide jung und schlank», erwiderte ihm die Zeugin Delhez: «Wollen sie damit sagen, dass ich heute dick bin?»

Mehrere Zeugen bestätigten am Mittwoch, der Mitangeklagte Nihoul habe sich am 9. August 1996, dem Tag der Entführung der damals 14 Jahre alten Laetitia im Ardennenort Bertrix, in seiner rund 150 Kilometer entfernten Heimatstadt Brüssel aufgehalten. Für den Vortag, den 8. August, scheint Nihoul allerdings nicht über ein lückenloses Alibi zu verfügen. Sein Anwalt verwies darauf, daß Dutroux und sein ebenfalls wegen der Entführung Laetitia mitangeklagter Handlanger Michel Lelievre sich an den beiden vorangegangenen Tagen in Bertrix nach möglichen Opfern umgeschaut hätten. Deshalb sei unerheblich, was am 8. August geschehen sei.

Zur allgemeinen Überraschung hatte Dutroux im Prozeß Nihoul als Auftraggeber mehrerer Entführungen und führendes Mitglied eines Mädchenhändler-Rings bezeichnet. Am Mittwoch erklärte ein Zeuge, er habe Nihoul und Dutroux weniger Tage vor der Entführung gemeinsam in Bertrix beobachtet. Dutroux sagte nach Angaben des belgischen Rundfunksenders RTBF, eigentlich habe nicht Laetitia, sondern ein anderes Mädchen entführt werden sollen. Nihoul habe den Ort angegeben, an dem das Mädchen vorbeikommen sollte. Wegen einer Fahrzeugpanne seien Lelievre und er in Bertrix jedoch verspätet eingetroffen. "Und wir haben Laetitia in der Annahme entführt, Michel Nihoul damit eine Freude zu bereiten, zitierte der Sender Dutroux. Nihoul bezeichnete die Ausführungen als "Rechtfertigung der Lüge und der Manipulation".

Ermittlungsrichter Jacques Langlois hatte keinerlei konkreten Anhaltungspunkte für eine Anklage gegen Nihoul gefunden. Vor Gericht mußte der Mann mit Verbindungen in das belgische Rotlichtmilieu, weil Staatsanwalt Michel Bourlet seine Mitwirkung an der Entführung von Laetitia als erwiesen ansieht. Auch mehrere Zeugen beharrten am Mittwoch darauf, Nihoul Anfang August im Wohnort Laetitias gesehen zu haben. Die heute 22 Jahre alte Frau hatte am Dienstag bei ihre Aussage bekräftigt, daß sie nach ihrer Entführung Dutroux bei einem Telefongespräch mit einem "Michel" oder "Jean-Michel" (wie Nihoul sich meist nennen läßt) mit der Bemerkung zugehört habe. Dabei sei die Bemerkung gefallen: "Es hat geklappt". Nihoul, der an diesem Donnerstag 63 Jahre alt wird, hat ausgesagt, er habe damals mit Dutroux nur wegen der Reparatur seines Fahrzeugs gesprochen. Er bestreitet auch nicht, dem Dutroux-Komplizen Lelièvre synthetische Drogen überlassen zu haben. Eine Beteiligung an der Entführung Laetitias bestreitet Nihoul jedoch.

zur achten Prozesswoche



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